Wir schenken jährlich wiederkehrend Geld zu Lasten der Allgemeinheit?

  14.06.2019 Leserbriefe

Die Kinder sind unsere Zukunft. Dies war, ist und wird bei jedem demokratischen Staatengebilde so sein. Auch wir «Alten» waren jung und haben unsere elterliche Verantwortung wahrgenommen. Die Eltern entscheiden über Familienplanung. Sie nehmen dafür Erschwernisse in Kauf und stellen Ansprüche zurück. Sie übernehmen Verantwortung in finanzieller Hinsicht. Da hat die Öffentlichkeit sich nicht einzumischen. Bei engen Finanzen oder Bedürftigen helfen die Gemeinde Saanen und entsprechende Organisationen; das soziale Netz ist vorhanden und gut. Ist die Gemeinde Saanen so «arm», dass wir Familien von Nachbarsgemeinden, mit denen wir ein gutes Verhältnis haben, «kaufen und abwerben»? Den Kindern geht es heute in unserer Überflussgesellschaft ohne Schenkung sehr gut. Trotz guter finanzieller Situation darf Geld grundsätzlich nicht nach dem Giesskannenprinzip verschenkt werden. Die kommenden Investitionen sind hoch, denken wir nur an die medizinische Grundversorgung, welche für die Region ein wichtiges Bedürfnis ist. Dies wird uns Millionen kosten. Ebenfalls der Neubau des Rütti-Schulhauses. Ich arbeite seit über 40 Jahren bei Banken und weiss, was budgetieren bei Familien heisst. Dieses «Schenkungsgeld» kann bei einem Familienbudget sehr schnell zu einer falschen Selbstverständlichkeit führen. Was passiert, wenn die Gemeinde in einigen Jahren zu wenig Geld dafür hat? Werden dann die Beiträge reduziert oder ausgesetzt? Werden dann fehlende Beträge durch die Gemeinde aufgenommen oder die Steuern dafür erhöht? Die Gemeinde Saanen hat seit vielen Jahren flankierende Massnahmen für die Jugendlichen. Beispiele sind Schultaxis, Schwimmunterricht im Sportzentrum, Musikschule oder das Jugendzentrum. Das kostet. In welchen anderen Gemeinden hat es so viele Möglichkeiten und Vereine, wo die Kinder und Jugendlichen mitmachen können? Zusammengefasst: Diese Initiative ist nicht durchdacht und widerspricht dem liberalen Gedanken in jeder Hinsicht. Mit der Annahme der Initiative mischen wir uns in persönliche Familienplanungen und in das wirtschaftliche Umfeld ein. Wir alle schenken Geld, das in Zukunft zum Bumerang für die heutige Jugend werden kann. Nein, das darf nicht sein! Ich appelliere eindringlich an den gesunden Menschenverstand und die Eigenverantwortung der stimmberechtigten Eltern und jenen, die es noch werden, an der Gemeindeversammlung vom 14. Juni 2019 teilzunehmen und die Initiative abzulehnen.

WALTER HEER, GSTAAD


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