Der «Choeur de Poche» rundete die Proms brillant ab

  09.07.2019 Saanen, Kultur, Tradition, Musik

Unter dem Patronat der Musikschule Saanenland-Obersimmental fand am Freitag das dritte und letzte Konzert der Saaner Proms 2019 statt. Der «Choeur de Poche» begeisterte mit humoristisch Heiterem und auch erschauernd Ernstem.

LOTTE BRENNER
Einmal wöchentlich probt der «Choeur de Poche» (Taschen-Chor) im Saanenland. Da sich die Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Region, vom Paysd\\'Enhaut, dem Saanenland und dem Obersimmental, zusammenfinden, versteht es sich, dass die Proben dreisprachig durchgeführt werden. Die Chorleiterin und Solistin Beatrice Villiger sucht Chorliteratur weit über die Grenzen hinaus in Sprachen aus aller Welt aus, die sie mit ihrem kleinen, sehr speziellen Gesangsensemble sensibel und musikalisch auf hohem Niveau erarbeitet.

Der Auftritt vom vergangenen Freitag im Musikpavillon auf dem Sanonaplatz verblüffte einmal mehr: Mit welcher Vielfalt die menschliche Stimme doch aufwarten kann, wenn sie geübt und gepflegt wird. Beatrice Villigers Gesangsanweisungen werden vom Chor freudig aufgenommen und umgesetzt. Die acht Sängerinnen und vier Sänger präsentierten in einer knappen Stunde ein breites Spektrum von klassischem, traditionellem und auch geistlichem Liedgut.

Stimmen instrumental eingesetzt
Ein Bach-Menuett oder andere alte Musik in modernem Stil nur mit Vokalgesang («dubadu, dubadubadu ...») virtuos oder ein Klavierstück, das Leopold Mozart für seinen Sohn Wolferl schrieb, rassig und ein wenig jazzig wiederzugeben, fasziniert ebenso wie wenn der virtuose Chor in der Bearbeitung von Dominic du Mont eine Sarabande von Händel instrumentalisiert. Bekanntes aus der klassischen Musikliteratur gewinnt durch die Interpretation des Acapella-Chors einen besonderen Reiz, sei es in der leichtfüssigen, jubelnden Freude bei Mozart oder der humoristisch-witzigen Geschwindigkeit bei italienischen Meistern – verschiedenste Instrumentalbesetzungen werden da meisterhaft durch Chorgesang ausgetauscht. Der absolute Höhepunkt des Abends war wohl das «Ave Maria» von Charles Gunod, das Beatrice Villiger, umgeben vom einfühlsamen Sound durch den Chor, als Solistin vortrug. Ganz verbergen konnte sie ihre noch immer andauernde Heiserkeit nicht – umso mehr liess der Gesang die Zuhörer erschauern. Es war ein andächtiger Moment.

Das wunderschöne traurige Liebeslied «Da unten im Tale ...» von Johannes Brahms, eine Hymne ans Greyerzerland, weckt ebenso heimatliche Gefühle wie andere Volksweisen, beispielsweise das Heimwehlied im Greyerzerdialekt mit drei Tenorsoli. Ebenfalls folkloristisch, doch lustvoll ausgelassen, liess der Chor das bekannte Liedchen «Dert änet em Bärgli, dert steit e wyssi Geiss» mit dem kanonisch interpretierten Jodelrefrain jauchzen.

Dass der Chor nicht nur lokale Grenzen zu sprengen vermag, zeigte die erfrischende Zugabe aus dem Stück von Gustave Charpentier, bekannt als Eurovisions-Melodie im Fernsehen. Mit der kurzen, doch spannenden, äusserst kurzweiligen Musikdarbietung endeten die heurigen Saaner Proms erfolgreich.


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