Energiemässige Unabhängigkeit ohne AKWs?

  23.07.2019 Interview

Prof. Dr. Anton Gunzinger provoziert mit seinen Thesen. Er behauptet, dass die Schweiz bis 2035 auch ohne Atomkraft das fossile Zeitalter hinter sich lassen kann und dass insbesondere das Saanenland/Simmental bestens geeignet ist, in Sachen erneuerbaren Energien zu 100 Prozent Selbstversorger zu werden. Er hält dazu am 29. Juli in der Simmental Arena Zweisimmen einen Vortrag.

KEREM S. MAURER
Der Rotary Club Gstaad-Saanenland hat unter der Ägide von Dagobert Kuster und zusammen mit der Arbeitsgruppe Energie der Gemeinde Zweisimmen den Mann zu einem Vortrag mit anschliessender Diskussion eingeladen, der in seinem Buch «Kraftwerk Schweiz – Plädoyer für eine Energiewende mit Zukunft» den Weg für den Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung aufzeigt. Mit einer besonnenen Energiestrategie könne die Schweiz jährlich 22 Milliarden sparen und neue zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen. Gunzinger ist überzeugt, dass dabei Bergregionen eine zentrale Rolle spielen. Wir haben ihm einige Fragen gestellt, um zu erfahren, wer dieser Mann ist und was dahinter steckt, ohne seinem Vortrag inhaltlich vorgreifen zu wollen.

Wer ist Prof. Dr. Anton Gunzinger?
Ich bin Gründer und Verwaltungsratspräsident der Supercomputing Systems AG in Zürich. Die Firma mit Sitz im Technopark entwickelt mit ihren über 120 Ingenieuren/innen im Kundenauftrag Hard- und Software für Automobilität, ÖV, Life Sciences, Multimedia und Industrie. Ich habe ursprünglich Radioelektriker gelernt und auf dem zweiten Bildungsweg an der ETH Zürich Elektrotechnik studiert und dort auch promoviert. Heute lehre ich Computerarchitektur an der ETH.

Warum wurden Sie für ein Referat eingeladen?
Der Rotary Club Gstaad-Saanenland hat mich angefragt; ich gehe davon aus, dass die Mitglieder an einer zukunftsträchtigen, umweltfreundlichen und kostengünstigen Energieversorgung für das Saanenland und das Simmental interessiert sind und sie mich deshalb eingeladen haben.

Weshalb sehen Sie in der Energiewende für Bergregionen eine Chance? Und warum ist für Sie die Förderung erneuerbarer Energien so wichtig?
Speziell im Saanenland und im Simmental hilft natürlich das Wasser und die sehr hohe Sonneneinstrahlung. Ausserdem ist es hilfreich, dass es sich hier um eine wirtschaftlich starke Region handelt. Das Saanenland sowie das Simmental sind sehr gut geeignet für die neuen erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind. Damit werden wir von den erdölexportierenden Nationen unabhängig. Und am Ende tut es sogar dem eigenen Portemonnaie gut.

In Ihrem Buch schreiben Sie, die Schweiz könne bereits 2035 ohne Atomkraft das fossile Zeitalter verlassen. Ist das realistisch?
Die Schweiz, und insbesondere das Simmental und das Saanenland, haben alles, was es braucht, um energiemässig Selbstversorger mit 100 Prozent erneuerbarer Energie zu werden: Wasser, Sonne und Wind, dazu genügend Speicherkapazität in den Staudämmen und Geld. Wir müssen nur noch wollen. Damit machen wir uns von internationaler Machtpolitik unabhängig und fördern unsere Krisenresistenz. Ausserdem lohnt es sich auf lange Sicht erst noch!

Was sollte im Vorfeld Ihres Vortrages noch angesprochen werden?
Auf globaler Ebene kommt eine richtige Welle erneuerbarer Energie auf uns zu und für uns Schweizerinnen und Schweizer ist es wichtig, nicht hinterher zu gehen, sondern voraus und damit selbst zu bestimmen, wohin die Reise geht.


ÖFFENTLICHER VORTRAG

Prof. Dr. Anton Gunzinger wurde zusammen mit seinem Team in den 1990er-Jahren berühmt mit der Entwicklung von Supercomputern. 1992 belegte sein Rechnersystem im Final der Weltmeisterschaft der schnellsten Rechner hinter Intel den zweiten Rang vor IBM. Das «Time Magazin» wählte den gebürtigen Solothurner daraufhin als einen der «kommenden 100 Leader». In seinem Buch «Kraftwerk Schweiz – Plädoyer für eine Energiewende mit Zukunft» erklärt er auch für Laien verständlich, warum er nun die Energieversorgung der Schweiz im Fokus hat. Sein Vortrag zu diesem Thema findet am 29. Juli um 19.00 Uhr in der Simmental Arena in Zweisimmen statt. Der Eintritt ist frei, ebenso der Apéro im Anschluss an die Veranstaltung (siehe Inserat in dieser Ausgabe).


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