ANITA MOSER
Als ich vor über zehn Jahren, nach meinem Umzug von Gstaad nach Schönried, mein erstes E-Bike gekauft habe, hat man noch geschmunzelt. Und ich hatte Hemmungen, die Grubenstrasse hinauf «normale» Velofahrer (*) zu überholen, habe mich sogar jeweils bei ihnen entschuldigt. Diese Zeiten sind definitiv vorbei. E-Bikes boomen. Immer mehr ältere, aber auch immer mehr junge und sportliche Menschen fahren heute «mit».

Anstatt mit dem Auto fährt man mit dem E-Bike zur Arbeit. Das heisst, viele E-Bike-Fahrer sind auch Automobilisten und umgekehrt. Die gegenseitige Rücksichtnahme ist meiner Erfahrung nach – zumindest auf der Grubenstrasse – grösser geworden. Immer mehr Automobilisten, aber auch Lenker von landwirtschaftlichen Fahrzeugen ,verlangsamen, halten auch mal an und lassen einen vorbeifahren – denn am Stutz anfahren ist auch mit Akku nicht ohne.

Natürlich gibt es auch die anderen. Jene, die einem mit Fahrzeugen, fast so gross wie Scheunentore, entgegenkommen und weder abbremsen noch anhalten. Oder Automobilisten, die mit hohem Tempo an einem vorbeiblochen.

Umgekehrt ist es aber auch nicht so toll, wenn ein Velofahrer im Stossverkehr auf der Hauptstrasse eine Kolonne verursacht, weil ein Lastwagen wegen viel Gegenverkehr nicht überholen kann. Da wünschte ich mir als Automobilistin, dass der Fahrradfahrer bei einer guten Gelegenheit anhält und die Autos vorbeilässt. Um dieser Situation auszuweichen, fahren denn auch viele Velofahrer auf dem Trottoir, obwohl das verboten ist.

Mit mehr Radstreifen auf viel befahrenen Hauptstrassen wäre allen gedient … Möglich ist das allerdings nur bei breiten Strassen. Vielleicht bleibt es trotzdem kein Wunschdenken – denn der E-Bike-Boom wird wohl noch länger anhalten.

[email protected]

(*) Auf die weibliche Form wird aus Platzgründen und zugunsten der Lesefreundlichkeit verzichtet.