Fabelhafte Weine aus der Toskana

  16.07.2019 Gstaad

Die Weinfreunde Gstaad-Saanenland trafen sich am 22. Juni im Gstaad Palace zur Degustaion von Weinen aus der Toskana.

Bekannt wurde der Wein in der Toskana durch den Chianti. Er ist wohl der bekannteste und am meisten getrunkene Wein der ganzen Welt. Früher führte der prominente Wein nicht an der Strohflasche (Fiasco) vorbei, welche dem Touristen das Gefühl der Unbeschwertheit im Süden vermittelte.

Die Toskana ist eines der massgeblichen Weinbaugebiete Italiens. Die Grenzen bewegen sich zwischen Ligurien und der Emiglia-Romagna im Norden, den Marken und Umbrien im Westen und im Süden Latium. Die Wirtchaft lebt vom Fremdenverkehr, dem Anbau von Wein und der Produktion von Olivenöl. Einige der berühmten Weine der Toskana sind neben dem Chianti der Sassicaia, der Tignanello oder Brunello di Montepulciano sowie der Vino Nobile di Montepulciano. Beim Weisswein ist vor allem der Vernaccia di San Gimignano ein Begriff. Die wichtigsten Traubensorten sind Vernaccia und Trebbiano Toscano für den Weisswein sowie Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Merlot für die Rotweine. Hauptstadt ist Florenz als Wiege der Renaissance (Kunst, Architektur, Medicis und Leonardo da Vinci). Die Toskana war im Mittelpunkt der Wiedergeburt des italienischen Weines am Ende des 20. Jahrhunderts. Gewagte Abfüllungen, gemeint sind die sogenannten «Super-Toskaner» (Tignanello: Sangiovese/Cabernet Sauvignon oder Sassicaia: Cabernet Sauvigon und Cabernet Franc) aber auch die überarbeiteten (modernisierten) Klassiker wie Chianti oder Brunello und Vino Nobile wurden wiederentdeckt. Das Küstengebiet von Bolgheri und die Maremma (Marchese Incisa della Rocchetta) haben seither den Wein der Toskana ganz ausschlaggebend geprägt.

Die Società Agricola Marchesi Pancrazi wurde 1975 ins Leben gerufen, als der Besitzer des Herrenhauses, Marchese Vittorio Pancrazi, total 3300 Rebstöcke Sangiovese-Wein auf seinem Grund pflanzen liess. Eines Tages im Jahr 1989 fand ein Freund vom Marktgrafen, ein Önologe, heraus, dass es sich bei den Pflanzen um Pinot Noir handelte. Eigentlich die ältesten Pino Neros in der ganzen Toskana. Nach diesem Ereignis entschied sich Vittorio Pancrazi, den Wein selbst zu verarbeiten und übertrug seinem Freund, dem Spezialisten Nicolo d’Afflitto, die Verantwortung für das Experiment. Nach über einem Jahr Reifung in kleinen Eichenfässern und sechs Monaten in der Flasche erwies sich der Versuch nicht nur als gelungen, sondern es wurden alle Erwartungen übertroffen. Das «hässliche Entlein» Sangiovese verwandelte sich in einen «Schwan» Pinot Noir.

Der Boden des Monte-Ferrato-Besitzes besteht aus Lehm und Schieferboden, extrem eisenhaltig. Seit 2018 ist das Weingut in den Händen des jungen Neffen des Marchese, Giuseppe Pancrazi, welcher die Tradition der Weinkellerei sehr gut ausgebildet fortführen wird.

Feierliches Dinner im Salle Baccarat
Insgesamt 24 Teilnehmer hatten sich für diesen Abend angemeldet. Dieses Jahr durften die Weinfreunde ihre Degustation inklusive passendem Nachtessen im altehrwürdigen Salle Baccarat des Gstaad Palace durchführen. Dieses Umfeld ist bezaubernd und entzückte auch an diesem Abend sämtliche Besucher. Für alle war hinreichend Raum vorhanden. Die Aura begeisterte, alle waren schon zu Beginn wunschlos glücklich. Der aktuelle Anlass stand voll im Zeichen des Pinot Nero Toscano aus Italien.

Der Winzer, Giuseppe Pancrazi von der Società Agricola Marchesi Pancrazi aus dem Dorf Bagnolo di Montemurlo, zeigte den Weinfreunden eigenhändig seine Weine und machte uns mit diesen sehr gut bekannt. Er liess uns total sechs seiner diversen Weine degustieren. Dazu kam zu Beginn ein Olio Extra Vergine di Oliva Italiana und ganz zum Schluss auch noch ein Grappa di Pino Nero. Pancrazi erwies sich als absoluter Kenner der Materie Wein und überzeugte jedermann mit seinem grossen Fachwissen. Seine einfachen und eleganten Ausführungn machte er auf Französisch und da alle Teilnehmer diese Sprache kennen, war auch eine Übersetzung nicht notwenig. Andrea Maffei, Sommelier des Gstaad Palace, und Martin Riedi, Vinoteca Martino in Grund, haben die Weine von Marchesi Pancrazi an der jedes Jahr stattfindenden Vinitaly (Weinausstellung) in Verona kennengelernt und konnten ihn für unseren Degustationsabend in Gstaad gewinnen.

Zu einem herrlichen Rosé di Pinot Nero servierte man uns Bruschette all’olio d’oliva, pomodoro e salumi tipici. Alles direkt importiert aus der Toskana. Das effektive Abendessen gab es alsdann im verkleinerten Salle Baccarat. Bevor die ganze Degustation überhaupt begann, liess uns der persönlich anwesende Marchese Giuseppe Pancrazi sein preisgekröntes Olivenöl degustieren und zeigte uns auch, wie man so etwas macht. Bereits am Anfang ein unglaubliches Erlebnis. In Brot getunkt schmeckt man Tomaten, Nüsse, Minze, Basilikum und Salbei. Die Vorspeise bestand aus Petto di maiale cotto a bassa temperatura al rosmarino, anguria alla griglia e salsa alla senape (Schweinebrustspeck und Wassermelone an einer Senfsauce). Einzigartig der Speck, luftig und geschmackvoll, eine sagenhafte Kombination mit der Wassermelone und dem Senf. Der passende Wein war ein Pinot Nero Monte Ferrato 2017. Danach Spaghetti alla chitarra, ragout di astice, guanciale e porcini, viereckige Spaghetti mit Ragout aus Hummer (riecht nach Meer, sehr weiches Fleisch), Schweinebäckchen (wohlschmeckend, leicht geräuchert, hauchzart) und dann Steinpilze (Delikatesse, nussig, mild mit ausgeprägtem Geschmack). Dazu ein weiterer Pino Nero Toscano, ein Villa di Bagnolo 2016 aus der Magnumflasche. Zum Hauptgang dann die grosse Show, respektive Überraschung: das Gericht Filetto di vitello intero al suo sugo e rognoni flambée al tavolo, piccole verdure e patate Lorette, ein Kalbsfilet (besonders zart und mild), dann Nierli (viel Biss, körnig, sehr edel, in der Mitte noch leicht rosa, klein, hell und zart) direkt im Saal flambiert und zwar vom Küchenchef persönlich und der ganzen Bedienung sowie Gemüse und Kroketten mit Käse. Zu dieser ausgesprochenen Spezialtiät gab es wiederum einen Wein der Villa di Bagnolo, jedoch vom Jahrgang 2010, welcher ausgereift wirkte, mit einem sehr langen Abgang und ausgezeichnet zum Essen passte. Der Käse fehlte auch an diesem Abend nicht. Im Menu Tre Formaggi tipici Toscani, darunter je einer aus Kuh- und einer aus Ziegenmilch. Das Milchprodukt passte ausserordentlich gut zum dargebotenen Wein, einem Vigna Bargazza 2012. Das Dessert bestand aus einer Torta cremosa con pesche, crumble di mandorle e gelato fior di latte oder Crèmetorte mit Pfirsich, Streuselkuchen mit Mandeln, Glace aus Milch/Sahne und Mascarpone. Zu Pasticcini Caffé o Té erhielten die Weinfreunde nun noch den Grappa di Pinot Nero, elegant und rassig zu gleichen Teilen. Genau das Richtige zur Verdauung aller obenerwähnten Speisefolgen.

Wir möchten hiermit, wie bereits üblich, angemessen unseren Dank bekunden für viele reizvolle Stunden während des Degustationsabends. Dasselbe gilt für den Organisator Martin Riedi, den Winzer Giuseppe Pancrazi und die restlichen Akteure inklusive die ganze Küchenequipe unter der Leitung des Chefkoches Franz Fäh, welcher seinem Ansehen ein weiteres Plus anfügte. Das servierte Dinner war von ausgesprochen edler Art, absolut erstklassig und wirklich exquisit. Die Degustation von Pinot Nero war ein weiterer Höhepunkt der Weinfreunde und verdient die Prädikate sagenhaft/grossartig!

Die Erklärung der Weine und die Aufstellung der Speisenfolge waren «gourmetlike». Die Weinfreunde sind glücklich und warten schon jetzt auf auf eine weitere Geselligkeit im Gstaad Palace.

WEINFREUNDE GSTAAD-SAANENLAND/HANS LIECHTI

Beschreibung der degustierten Weine
Rosé di Pinot Nero Toscano, Marchesi Pancrazi, 2017, Bagnolo di Montemurlo.
Trauben 100% Pinot Nero, Roséwein, im Stahltank ausgebaut, schöne granatrote Farbe, Noten von reifen Beeren und Zitrusfrüchten. Ausgewogen, harmonisch, fruchtig, angenehm, sauber, langer Abgang, trinkreif. 13,00% Alkoholgehalt, Preis Fr. 13.–.
Monte Ferrato, Pinot Nero Toscano, Marchesi Pancrazi, 2017, Bagnolo di Montemurlo. Rotwein, Traubensorte Pinot Noir, zwölf Monate in gebrauchten Barriques gereift. Rubinrote Farbe, in der Nase Waldbeeren, duftend, frisch, weiches Tannin, Erdboden, im Gaumen kräftig und vollmundig, noch jung, intensiv. 13,50% Alkoholgehalt, Preis Fr. 17.50.
Villa di Bagnolo, Marchesi Pancrazi, 2016, Bagnolo di Montemurlo, Magnum. 100% Pinot Nero Toscano, Rotwein, zwölf Monate im Holzfass (französische Eiche). Farbe violett/lila, bemerkenswerte Aromen von Brombeeren/Pflaumen, Nuancen von Minze, Kaffee/Lakritze/Vanille, rund, weich und köstlich. Alkoholgehalt 13,50%, Preis Fr. 48.–.
Villa di Bagnolo, Marchesi Pancrazi, 2010, Bagnolo di Montemurlo, 7-dl-Flasche. Rotwein 100% Pinot Noir, Ausbau im Eichenfass. Intensives Rubinrot, zarter Balsamico-Duft, die Nase riecht nach Kräutern, Geschmack von reifen Beeren, süsses Tannin, erdig, würzig, elegant, ausgereift. Alkoholgehalt 13,00%, langer Abgang, Preis Fr. 24.–.
Vigna Baragazza, Marchesi Pancrazi, 2012, Bagnolo di Montemurlo, Toscana. Rotwein, Traubensorte 100% Pinot Nero. Purpurrot mit rubinroten Farbtönen, 24 Monate in Barriques, Bouquet von roten Beeren (Erdbeere), elegant, Hauch von Vanille, würzig, lange Haltbarkeit, trinkreif, wunderbarer Abgang. Alkoholgehalt 13,00%, Preis Fr. 24.–.
Grappa di Pinot Nero, Marchesi Pancrazi, Bagnolo di Montemurlo, Toscana. Destillat aus Trester (feste Traubenrückstände), 100% Pinot Nero-Traube. Elegant, klar und durchsichtig, Aromen von Mandeln und Kaffee, leicht würzig, delikat, rassig, trocken, nachhaltig am Gaumen. Alkoholgehalt 48,00%, Preis Fr. 29.–.
Olio Extra Vergine di Oliva, Marchesi Pancrazi, Bagnolo di Montemurlo, Toscana. Speiseöl aus dem Kern von Oliven, preisgekrönt. Naturbelassen, ehrlich, grüne Farbe, erfrischend, nicht scharf, harmonische Bitternote (Walnüsse), Tomatengeruch, nussig, herb (Artischocken), Geschmack nach Minze/Basilikum/Salbei. Preis Fr. 19.50.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote