Galante Lebenslust am französischen Hof

  02.08.2019 Kultur

Rasse, Lebenslust und pure Freude, gepaart mit Charme und Galanterie, entzückten am Montag die Menuhin-Festival-Besucher in der Kirche Saanen. Die Cappella Gabetta und die zwei Solisten Andrés Gabetta (Violine) und Gabor Boldoczki (Trompete) spielten barocke Werke, wie sie einst in den Gärten von Versailles erklangen.

LOTTE BRENNER
Mit Werken aus dem 18. Jahrhundert der Komponisten Jean-Philippe Rameau, Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville, Jean-Marie Leclair, Michel Corette und Michel Blavet, von der Cappella Gabetta wunderbar herrlich auf alten Instrumenten interpretiert, fühlte sich das Publikum wie am prunkvollen Hofe Frankreichs. Die Szenerie war gross: rasante Gavotten, höfisch-anmutige Menuetts, wilde Jagd- und edle Rittergeschichten – alles wurde vom tollen Ensemble und ihrem mitreissenden Dirigenten Andrés Gabetta bestechend genau und in wunderschöner Harmonie wiedergegeben. Dabei erstaunten nicht nur die beiden Solisten Gabetta und Boldoczki virtuos; immer wieder traten einige Instrumente solistisch hervor, das Cello, das Cembalo. In Leclairs Violinkonzert, das fast wie ein Gewitter ausbrach, begeisterte vor allem das eingebettete Violinduo. Der Trompeter Boldoczki brillierte schliesslich in zwei Solokonzerten, die er beide für sein Instrument arrangierte. Es waren dies ein Oboenkonzert von Leclair und ein Flötenkonzert von Blavet. So geschmeidig und warm Boldoczki seine Trompete zu spielen weiss, war bei Leclairs Konzert das Originalinstrument, die Oboe, gut nachvollziehbar. In Blavets Werk war eher eine Verfremdung zu verspüren, doch eignet sich der Charakter des Stücks absolut auch für die Trompete.

Andrés Gabetta ist ein faszinierender Geiger mit überschäumendem Temperament. Ein Dutzend höchstqualifizierter Musikerinnen und Musiker gehören seinem Ensemble an und bilden mit ihm zusammen ein begeisterungsfähiges, sehr freudiges, einzigartiges Barockorchester. Neben den traditionellen Streichinstrumenten–Violine, Viola, Cello, Basso – gehören ein Cembalo und eine Laute dazu. Zur Illustrierung wird auch gerne mal eine Perkussion eingesetzt, ein Tambourin oder eine Kette. Die Musik ist nicht nur atemberaubend rassig, sondern auch rhythmisch betont. Das Konzert war eine dramaturgisch spannende Wonnefahrt durchs französische Königreich.


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