Immer für eine Überraschung gut

  20.08.2019 Kultur

Der Kunstmaler Guerino Paltenghi gibt Einblicke in sein Werk sowie seine Maltechnik und verrät, dass er letztes Jahr einen Neustart gewagt hat. Das Resultat davon zeigt er an seiner diesjährigen Sommerausstellung in der gleichnamigen Galerie in Château-d’Oex.

MARTIN GURTNER-DUPERREX
«G. Paltenghi, peintures» lautet der Titel der Ausstellung – mehr ist nicht nötig. Die Connaisseurs kennen ihn seit Langem, den Kunstmaler Guerino Paltenghi aus Château-d’Oex und seine grossflächigen Ölgemälde mit gradlinigen Landschaften und Weilern. Diesen Sommer ist es wieder so weit: Er stellt in der gleichnamigen Galerie, die seine Frau Heidi Paltenghi seit über 30 Jahren in Château-d’Oex führt, seine neuen Kreationen aus. Während eines Gesprächs verrät er, dass neben Althergebrachtem – meist Landschaften im Pays d’Enhaut und Saanenland, Stillleben und Zirkusszenen – dieses Jahr ein neues Sujet gebe, nämlich das Meer.

Neue Inspiration
Vor einem grösseren Gemälde hält der gebürtige Tessiner nachdenklich inne: gelber Sand, rot-weisser Sonnenschirm, blaue Stühle, ein Pärchen, das sich umarmt, eine Gruppe Menschen, die sich wie eine Fata Morgana im Dunst des Wassers mit dem Horizont aufzulösen scheint … «Obwohl wir Italien seit Jahrzehnten kennen, hat mich das Meer erst letztes Jahr zum Malen inspiriert», so der Künstler. «Es ist eigenartig, ich fürchtete mich vorher, das Meer malerisch anzugehen.» Es sei sozusagen ein «renouveau», ein Neuanfang. Konsequenterweise ist ein beträchtlicher Teil der Ausstellung dem Strandleben, Sandburgen, Liegestühlen und dem Dolcefarniente gewidmet – unter grossem Himmel und als Fond das weite Meer.

Einfach und unspektakulär
Trotzdem zieht es Guerino Paltenghi auch wieder zu den wohlbekannten, einheimischen Landschaftsszenen wie dem Bild mit dem Saanendorf – schliesslich hatte er hier vor Jahren sein Architekturbüro geführt. Die Perspektive ist nicht die einer strahlenden Postkarte, sondern fällt von den Strommasten der Bahnlinie über ein paar schmucklose Häuser hinüber zur Mauritiuskirche. Es ist zwar noch Winter, an den Südhängen liegt jedoch kein Schnee mehr. «Der ausmanövrierte blaue Bahnwagon rechts unten steht schon seit Jahren da …» Es sind – wie so oft bei Paltenghi – unspektakuläre Motive, die klaren Linien, welche die Faszination seiner Werke ausmachen.

Einblick
Stillleben und Zirkusszenen sind weitere Motive, die dieses Jahr ebenfalls wieder auftauchen. Mittels der grossen Clowngruppe, entstanden vor etwa zehn Jahren, gibt der Künstler einen interessanten Einblick in seine Maltechnik. Er nennt sie «collage» und meint damit das Bekleben der Leinwand mit Zeitungspapier, bevor er sie bemalt. «Sehen Sie, dies gibt dem Untergrund eine gewisse Struktur und Textur, manchmal sieht man sogar den Text ein wenig durchschimmern», erklärt er dem Laien. Näher betrachtet entdeckt man tatsächlich Unebenheiten, feine Schatten und Wellen, die der Pinsel allein nicht zu kreieren vermag und den Bildern das typisch eigentümliche Licht vermitteln. «Wir sehen uns in zwei Jahren bei meiner nächsten Ausstellung wieder», verkündet der Gastgeber alsdann beim Abschied – auch mit 84 Jahren ist Guerino Paltenghi immer gut für eine Überraschung gut …

Die Ausstellung «G. Paltenghi, peintures» in der Galerie Paltenghi in Château-d’Oex ist bis am 21. September geöffnet, von Dienstag bis Freitag, 14–18.30 Uhr, Samstag 14–17 Uhr und auf Voranmeldung.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote