«Lismete» mit Stahlseilen

  20.09.2019 Gstaad

Am Mittwoch und Donnerstag sorgten 14 Männer auf der Baustelle der neuen Eggli-Gondelbahn dafür, dass aus dem Seil mit zwei Enden ein endloses Umlaufseil wurde.

JENNY STERCHI
Jeder, der einmal versucht hat, eine Handarbeit mit vier Wollfäden zu realisieren, weiss, dass es die volle Konzentration braucht, um kein «Gnusch» zu bekommen. Genauso erging es am Mittwoch den Arbeitern, die mit dem Seilspleiss für die neue Eggli-Gondelbahn beschäftigt waren – nur bestanden die einzelnen Fäden jeweils aus 6 x 36 ineinander verschlungenen Drähten und waren deutlich schwerer als ein ganzer Wollknäuel.

Was passiert beim Spleissen?
Beim Seilspleiss werden die beiden Seilenden so miteinander verbunden, dass ein endloses Umlaufseil entsteht, ohne dass danach ein Knoten oder eine unübersehbare Unebenheit zu erkennen ist. Ein Mitarbeiter der Seilherstellerfirma Teufelberger leitete die Mitarbeiter der BDG vor Ort an und wurde dabei unterstützt von Monteuren des Schweizer Seilbahnherstellers Bartholet.

Der Spleiss, die sichere und ebenmässige Verbindung beider Seilenden, erstreckt sich über 62 Meter. Beim Förderseil handelt es sich um sechs Litzen aus je 36 Drähten, die zu einem Drahtseil mit einem Durchmesser von 52 mm verdreht sind. Die Litzen legen sich dabei um die Seele, den Kern des Seils, der in diesem Fall aus hartem Kunststoff besteht. Um die Reibung zwischen den Litzen zu verhindern, sind zusätzlich Kunststoffbänder eingearbeitet.

Zwei Endstücke verschwinden im Seil
Während das bereits eingezogene Seil auf einer Seite des Mastes schon über die Rollen geführt wird, werden die beiden offenen Enden am Boden abgelegt. Das Seil, das – bedingt durch sein Gewicht – bereits eine enorme Zugkraft hat, wird am Anfang und Ende des Spleisses mittels spezieller Spanneinrichtungen fixiert und zusammengezogen, um die Zugkraft auf diesem Abschnitt zu minimieren.

Anschliessend werden jeweils drei Litzen der beiden Enden an genau berechneten Markierungen mit dem Trennschleifer abgeschnitten und ausgezogen. An ihre Stelle tritt die gegenüberliegende Litze, die von Hand um die Seele des Seils gewunden und neu verdreht wird. Und was passiert mit dem Ende der Litze? Die wird in die Seilmitte geschoben und übernimmt auf einem kurzen Seilabschnitt die Aufgabe des eigens dafür herausgetrennten Seelenstückes. Die Fachleute sagen zu diesen Stellen «Knoten», wobei für den Betrachter kein solcher zu sehen ist. Da für den Spleiss sechs Litzen gebraucht werden, sind schliesslich auf dem gesamten Spleiss sechs jener «Knoten» verteilt.

Was so einfach klingt, erfordert körperliche Schwerstarbeit. Das Seil, das für die Distanz zwischen Tal- und Bergstation am Eggli 3000 Meter lang sein muss, wiegt nicht weniger als 30 Tonnen – 30 Personenwagen der Mittelklasse. Das erklärte die Anstrengung und die Schweisstropfen der 14-köpfigen Spleiss-Equipe.


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