Fantastische Symphonie im Festivalzelt

  03.09.2019 Kultur

Am Samstagabend hatte das Gstaad Menuhin Festival & Academy das Konzert «Symphonie fantastique» auf dem Programm. Fantastisch waren dabei sowohl der Solist Gautier Capu- çon als auch das Orchester unter der Leitung von Mikko Franck. Einige Plätze im Festivalzelt blieben leer.

JENNY STERCHI
Warum das Konzert im Festivalzelt am Samstagabend nicht bis auf den letzten Platz besetzt war, ist unerklärlich. Ein Orchester mit grandiosen Streichern, wunderbaren Bläsern und ein sagenhaftes Duett mit Harfe und Cello begeisterten restlos.

Das Konzert wurde vom Schweizer Radio SRF 2 live übertragen. Die zur Übertragung eingeladenen Musikkritiker und die Moderatorin waren sich einig, dass dieser Konzertabend durchaus als Höhepunkt des Festivals bezeichnet werden durfte.

Das Orchestre Philharmonique de Radio-France liess sich vom Dirigenten, dem Finnen Mikko Franck, zu einem fantastischen Spiel führen.

Mit der Ouvertüre zur Oper «Béatrice et Bénédicte» von Hector Berlioz gelang dem Orchester bereits ein gelungener Einstieg in den Konzertabend. Die Musik erschien heiter, sogar schwungvoll und manchmal ein wenig wirr. Aber das anscheinende Durcheinander hat einen guten Grund, wollte doch Berlioz mit diesem Stück die Irrungen und Wirrungen eines jungen Liebespaares vor der Hochzeit ausdrücken. Dies ist dem Komponisten gelungen – mit dem akzentuierten Spiel der Musiker des Orchestre Philharmonique de Radio-France umso mehr.

Ein Solist voller Leidenschaft
Gautier Capuçon, erfolgreicher Cellist aus Frankreich, liess sich von diesem lustvoll spielenden Ensemble bei seinem Auftritt gern begleiten. Er spielte das Cellokonzert Nr.1 für Violoncello a-Moll op.33 und schien dabei in seiner ganz eigenen Welt unterwegs zu sein. Das fantastische Zusammenspiel mit den Orchestermusikern verblüffte ebenso wie das virtuose und leidenschaftliche Spiel des Solisten. Im Zusammenspiel mit der Harfe bot er eine Zugabe, die das Publikum zu Extrabeifall animierte.

Das Orchester als fantastischer Klangkörper
Ohne die Leistung Capuçons schmälern zu wollen, war die «Symphonie fantastique» von Hector Berlioz der Höhepunkt des Konzertabends. Das Stück erstreckt sich über beinahe eine Stunde. Aber am Samstag schien keine Minute zu viel davon. Mikko Franck verstand es, jedes Orchestermitglied für sich wirken zu lassen. Egal ob die Streicher ihre Saiten zupften oder strichen, die Töne waren immer sehr präsent, ohne träge zu erscheinen. Auch die Bläser präsentierten eine bemerkenswerte Dynamik und zugleich Präzision.

Vielleicht war die Inszenierung beinahe jedes Instrumentes der Schlüssel zu einem lebhaften und tatsächlich fantastischen Musikerlebnis. So konzentrierte sich in einem Abschnitt alles auf das Fagott, in einem anderen auf die Klarinette. An einer anderen Stelle spielten sich zwei Oboen ein immer wiederkehrendes Thema zu. Die lokale Trennung – die Oboenspielerin entfernte sich zu diesem Zweck von der Bühne und spielte ihrem Musikerkollegen aus dem Zuschauerraum heraus zu – überraschte und machte es zusätzlich interessant. Verschiedene Schlaginstrumente erhielten viel Raum und machten etwas Mächtiges mit sich, ohne den Zuhörer zu verschrecken.

Mikko Franck schaffte es, das Orchester in all seinen Farben schillern zu lassen.


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