Waldbaden, Yoga und gepflegtes Nichtstun

  27.09.2019 Saanenmöser

Entschleunigen und zu sich selber finden, entspannen in und mit der Natur. Das ist das erklärte Ziel des Vereins Friends of Saanenwald, welches unter anderem mittels «Waldbaden» erreicht werden soll. Noch bis Mitte Oktober laufen Testwochen, dann entscheiden die Verantwortlichen, ob und wie es weitergehen soll.

KEREM S. MAURER
Seit April 2019 nutzt der Verein Friends of Saanewald die Saanewald Lodge, um ein neues Konzept zur gesundheitlichen Prävention in Form von einwöchigen Seminaren, sogenannten Retreats, anzubieten. Kernbestandteil neben Yoga und anderen naturfokussierten Erlebnissen ist das sogenannte «Shinrin-Yoku», das man hierzulande als «Waldbaden» kennt. Nadine Gäschlin, Systemischer Stress- und Burn-out-Coach/ Traumatherapeutin und seit 2016 Waldbaden-Guide, betont, Waldbaden sei weder esoterisch noch dogmatisch oder missionarisch. Beim Waldbaden gehe es schlicht um ein ganzheitliches Walderlebnis mit allen Sinnen, bei dem man bewusst entschleunigt und durch Achtsamkeit, insbesondere für die kleinen Dinge des Lebens, nicht nur zu sich selber, sondern auch zurück zur Natur findet. «Die positiven Auswirkungen eines bewussten Naturerlebnisses sind messbar!», sagt sie und ergänzt, es handle sich dabei um eine anerkannte und nachweisbare gesundheitliche Prävention. Für Melanie Uhkötter, Gastgeberin und Präsidentin des Vereins Friends of Saanenwald, sind die Retreats Auszeiten, in denen man Energie und Kraft tanken kann, abseits des Alltags in der intakten Natur des Saanenwaldes. «Wichtig ist, dass die Teilnehmenden davon etwas in ihren Alltag mitnehmen und auch zu Hause noch davon profitieren können.»

Nonprofit-Angebot
Eine Kursteilnehmerin, die gerade auf Jobsuche war und Anfang Oktober eine neue Stelle antritt, bezeichnet diese Retreats als «den idealen Ort, um für einen neue Herausforderung die nötige Kraft zu tanken.» Neben Waldbaden bilden Yoga, Meditationen, andere Aktivitäten in der Natur sowie das Gruppenerlebnis im Sinne eines «Community Spirits» zentrale Punkte. Doch niemand werde zu etwas gedrängt, was nicht gewollt sei. Manchmal könne auch gepflegtes Nichtstun Bestandteil eines Workshops sein, hält Uhkötter fest, die, bevor die Saanewald Lodge geschlossen wurde, hier Geschäftsführerin war. Man habe sich lange und intensiv über ein neues Angebot in der Saanewald Lodge, deren Besitzer nach wie vor Paul Peyer ist, Gedanken gemacht, erzählt sie. Entstanden sei nun dieses Non-Profit-Konzept, welches auch eine digitale Entwöhnung beinhalte, indem man weitestgehend auf Smartphones und Tablets verzichte. Ebenso soll das Angebot für jedermann zugänglich sein, unabhängig von der Grösse des Portemonnaies. Die Testwochen, welche seit August laufen, seien bei den Teilnehmenden gut angekommen. Allerdings sei es schwierig, bereits heute zu sagen, ob sich das Angebot durchsetze, so Uhkötter. Darüber werde Ende Jahr befunden.

Englisch als Sprache für alle
Gegenwärtig beschäftigt der Verein neben Gastgeberin Melanie Uhkötter und Waldbaden-Guide Nadine Gäschlin eine Yogalehrerin, einen Koch sowie eine ehrenamtliche Person. Noch bis Mitte Oktober werden Retreat-Testwochen durchgeführt. Und danach? Dann schauen die Verantwortlichen, ob man so weiterfahren kann oder ob man noch einmal über die Bücher muss und allfällige konzeptionelle Anpassungen vorgenommen werden müssen. Klar ist jetzt schon, dass die Saanewald Lodge während der Wintersaison wieder vermietet wird, denn das Angebot der Friends of Saanenwald beschränkt sich auf Sommer und Herbst. Wer sich an den zahlreichen englischen Ausdrücken im Zusammenhang mit den Retreats stört, dem sei gesagt, dass sich die Teilnehmenden nicht nur aus der Schweiz, sondern auch aus weiten Teilen Europas einfinden und Englisch als gemeinsame Sprache genutzt wird, welche die meisten sprechen und verstehen.


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