«Unsere Messe ist auf Tradition ausgerichtet»

  29.10.2019 Gstaad

Am Sonntag ging die 41. Ausgabe der Gstaader Messe zu Ende. Sie zog trotz des guten Wetters grosse Besucherströme an.

Schon von weitem fielen die Kranarme der Fuhrparks verschiedener Firmen auf, welche die Messebesucher in luftige Höhen bringen. Und genauso spannend ging es innen weiter. Die Aussteller hatten sich wieder einiges einfallen lassen, um ihr Gewerbe attraktiv zu präsentieren. Mit Erfolg: Die Messe ist äusserst beliebt bei Jung und Alt. Die meisten Besucher sind so etwas wie «Stammgäste» geworden, die sich keine der Ausgaben entgehen lassen.

Gute Stimmung bei den Messebesuchern
«Ich habe eine Eggli-Bahn gebastelt am Tourismusstand», «Der Zweimillimeter-Haarschnitt am hair_room-Stand war cool», «Wir waren die meiste Zeit am Buzzerspiel bei Ruag», «Ich habe Informationen geholt am Toyota-Stand»: Die Besucher waren voller Eindrücke von den verschieden Ausstellerständen und brauchten sichtlich Zeit, um ihre vielfältigen Eindrücke zuerst einmal zu ordnen. Auch die Ausstellungsstücke im Lehrlingswettbewerb fanden grosse Anerkennung: «Ich finde es wirklich sehr beeindruckend, was die Lehrlinge aus ihren Themen konkret gemacht haben» staunte eine Besucherin. Abgerundet wurde das positive Bild von der Messe mit einer schönen Dekoration und einem leckeren kulinarischenAngebot im Messerestaurant oder an diversen Ständen. «Wir mögen die gute Stimmung allgemein, wir kommen jedes Mal, als Familienausflug sozusagen», so das Fazit einer Familie mit zwei Kindern, zusammenfassend für so einige Publikumsstimmen.

Aussteller zufrieden
Auch die Aussteller waren zufrieden. Sie nutzen die Messe traditionell zum Networking: Einmal finden so einige Gespräche mit den ihrem Zielpublikum und potentiellen Neukunden statt, andererseits pflegen sie auch die Kontakte mit den Kollegen aus dem Gewerbe. Es waren wie in den letzten Jahren um die 75 Aussteller präsent. Die Anzahl bleibt laut Messepräsident Jürg von Allmen in etwa konstant. «Einige neue kommen jedes Mal dazu, dafür nehmen andere Betriebe nur alle vier oder sechs Jahre teil.» Gerade für kleinere Betriebe seien der Aufwand und die Kosten zu hoch, um bei jeder Ausgabe präsent zu sein. Bezüglich der Besucherzahlen gebe es ebenfalls eine Konstanz, was der Präsident genauso positiv bewertet: «Wir sind keine Verkaufsmesse. Wir haben nicht zum Ziel, die Besucherzahlen zu verdoppeln. Wenn es zu viele Besucher gibt, wird man einfach durchgedrückt und kann am Stand nicht mehr reden.» Und darauf komme es schliesslich auf der Gstaader Messe an. «Unsere Messe ist auf Tradition ausgerichtet.» brachte es Jürg von Allmen auf den Punkt.

Auszeichnung für drei Gebäude
Am Samstagabend wurden am Gemeinschaftsstand der Benz Hauswirth GmbH, der Peter Zingre GmbH und des Waldbesitzervereins Obersimmental-Saanenland drei Gebäude mit dem Label «Schweizer Holz» ausgezeichnet: das Feuerwehrmagazin Gstaad, der Infopavillon Saanen und der Ziegenstall im neuen Erlebnispark auf der Wispile. Zwischen 90,9 und 98,4% beträgt der Anteil Schweizer Holz in den drei Gebäuden. «Die insgesamt verbauten 164,8 m3 Holz wachsen im Schweizer Wald in unglaublichen acht Minuten wieder nach», informierte Erich von Siebenthal, Präsident von BeO Holz, im Rahmen der Übergabe der Auszeichnungen.

Abwechslungsreiches Rahmenprogramm
Das Rahmenprogramm war abwechslungsreich, aber bewusst schmal gehalten, um die Hauptaufmerksamkeit bei den Gewerbetreibenden zu belassen. Nicht wegzudenken ist bei jeder Ausgabe das Kasperlitheater und die Bastelarbeiten für die Kinder auf der Empore vom Chinderhuus Ebnit. Freudige und vor allem laute «Kasperli!»-Willkommensrufe liessen darauf schliessen, dass die Kinder voller Begeisterung dabei waren.

Ein weiteres Highlight war die beeindruckende Vorführung der Feuerwehr Saanen auf dem Thoenen-Areal gemeinsam mit der Air-Glaciers, wo ein brennendes Haus vom Boden und aus der Luft heraus gelöscht wurde.

Auch die Mobiliar-Talks am Freitagabend mit dem ethischen Hacker Ivan Bütler und dem YB-Torhüter Marco Wölfli stiessen auf grosses Interesse.

Am Samstagabend war eine Präsentation rund um die Kartoffeln aus dem Abländschen geplant. Der Talk wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Dennoch waren die regionalen «Härdöpfel» präsent, wenn auch nur im Menü des Messerestaurants.

Produktepalette aus dem Abländschen wird ausgebaut
Die Kartoffeln aus dem Abländschen haben medial für Aufmerksamkeit gesorgt, vor allem auch wegen dem viel höheren Preis als dem gängiger Kartoffeln. «Wir stehen zum Preis, es steckt viel Handarbeit dahinter und Handarbeit ist immer teurer als Massenproduktion», betonte Hanspeter Reust auf Anfrage. Der Gstaader ist zusammen mit Thomas Frei vom Hotel Bernerhof Initiant des Anbauprojektes im Abländschen. Mit ihrer Idee wollen sie den Agrotourismus im Dorf ankurbeln und die Abwanderung stoppen. Die Abländschner «Härdöpfel», im Messerestaurant serviert als Bratkartoffeln zu Poulet und zur Kalbsbratwurst nach dem Rezept von Spitzenkoch André Jäger oder als «Gschwellti» zu Raclette, seien bei den Besucherinnen und Besuchern gut angekommen. «Die Leute haben einen gewissen Stolz, wenn etwas aus der Region kommt», so Reust. Künftig soll es nicht nur Kartoffeln aus dem Abländschen geben, sondern auch Brot und Teigwaren. «Dinkel und Roggen sind bereits angesät», erklärte Reust. Als zusätzliche Idee angedacht ist die Haltung von Perlhühnern für die Fleischproduktion.

Während der Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg wurden schweizweit, so auch im Saanenland, Kartoffeln angebaut. Heutzutage sind die «Kartoffelbauern» im Saanenland rar gesät. Aber es gibt sie, in Abländschen auf gut 1300 m ü. M. und beispielsweise auch in Feutersoey auf 1400 m ü.M.

Positives Fazit
«Mir hat es gefallen», so Präsident Jürg von Allmen. Die bunte Mischung aus Betrieben, die richtige Anzahl an Besuchern und vor allem deren Begeisterung hätten ihn beeindruckt. Fast habe er ein schlechtes Gewissen gehabt, die Messe am Sonntag um 17 Uhr offiziell zu beenden, so viele Besucher seien noch an den Ständen und in der Restauration gewesen.

Neuer Präsident
Beim anschliessenden Nachtessen für die Aussteller wurde das Präsidentenamt offiziell an Philipp Reber weitergegeben. Jürg von Allmen sieht die Übergabe «mit einem lachenden und einem weinenden Auge». Auf der einen Seite ist die Gstaader Messe «ein super Produkt. Alle machen begeistert mit, Organisatoren, Teilnehmer, Publikum.» Auch das Resultat stimme. Insofern sei das Präsidentenamt ein sehr dankbares und attraktives Amt. Auf der anderen Seite ist er der Meinung, dass für eine kontinuierliche Weiterentwicklung regelmässig «frisches Blut» nötig sei. Er selbst habe in seiner Amtszeit bewirkt, dass die Ausstellungsfläche um das Zelt erweitert und dass über Radio Beo im ganzen Kanton Werbung für die Gstaader Messe gemacht werde. Philpp Reber, der seit Frühling im Vorstand dabei ist, kann sich ab jetzt für die Ausgabe 2021 einsetzen.

SONJA WOLF/ ANITA MOSER

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y2twsved und https://tinyurl.com/y4wk98cx Video: https://tinyurl.com/yyxyl2j9


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