Diskussionsrunde über die Zukunft der Alpwirtschaft: zwischen Optimismus und Zweifel

  15.10.2019 Nachbarschaft

An der öffentlichen Debatte über die Zukunft der Alpwirtschaft beteiligten sich unter der Moderation von Claude Défago sechs Experten und eine Expertin.

MARTIN GURTNER-DUPERREX
Die zwei Bergbauern aus der Region waren trotz der herausfordernden Situation optimistisch eingestellt. Sie strichen sogar die Vorteile der sonnigen Sommer für das Alpleben hervor. Zwar räumte der eine ein, dass es mit der Wasserversorgung etwas hapere und die unerwünschte Vegetation wegen der Erwärmung zunehme und Mehrarbeit verursache. Alles gehe gut, solange die Motivation der Jungen so gross sei und sie arbeiten wollten, sagte der andere. Als Mitarbeiter nähmen sie die Leute, auch Ausländer, die guten Willens seien – ob ausgebildet oder nicht. Sie sprachen sich eher für einen individualistischen Lösungsansatz aus, was die Erneuerung der Infrastruktur – Chalets und Alpstrassen – betrifft, wobei staatliche Unterstützung durchaus erwünscht wäre.

Die Ansicht der Fachleute aus Forstund Agrarwirtschaft war um einiges durchzogener. Sorgen bereitete die Wasserknappheit, besonders im Juli und August, was die Milch- und Käseproduktion beeinträchtigen werde. Man wisse noch nicht, welche Folgen die Gletscherschmelze auf die Wasserquellen habe und ob die Regenmengen genügten, um das Defizit auszugleichen.

Die Frage nach einem staatlich gelenkten, zentralen Marshallplan für die Erneuerung und Erhaltung der Alpwirtschaftsinfrastruktur müsse gestellt werden. Dazu sollte ein kollektiv organisiertes Bewässerungssystem gehören, wie es schon vor Jahrhunderten im Wallis bewerkstelligt wurde. Ebenfalls aufmerksam gemacht wurde auf die Verschiebung der Waldgrenze nach oben und was dies für Folgen für die Alpweiden haben könnte.

Obwohl es sehr schwierig sei, Prognosen zu stellen, müsse man die Situation im Auge behalten sowie die nötigen Recherchen und Massnahmen ernsthaft vorantreiben, wurde einhellig gewünscht. «Vielleicht braucht es tatsächlich erneut eine ‹Lawine›, eine Katastrophe in Form der Klimaerwärmung, damit Bewegung in die Sache kommt», stellte der ehemalige Direktor des Landwirtschaftszentrums Visp, Moritz Schwery, abschliessend in den Raum.


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