«Abgründe» in Feutersoey – «Grenzgänge» in Burgdorf

  22.11.2019 Kultur

In einer packenden Buchvernissage präsentierten die sechs Künstlerinnen von «Liederatour» ihre erste Anthologie. Zwei der Autorinnen sind aus dem Saanenland.

SONJA WOLF
Am Donnerstag, 14. November wurde es ziemlich eng im «Fuchs & Specht» in Burgdorf. An die 60 neugierige Lesebegeisterte strömten in den Concept Store, wo selbst gemachte Produkte verkauft, Haare geschnitten, gegessen und eben auch gelesen wird.
«Grenzgänge» heisst die präsentierte Anthologie und meint so viel mehr als Grenzgänge im geografischen Sinne: Die Autorinnen erzählen neben Landesgrenzen oder Sprachgrenzen auch von Schmerzgrenzen, solchen zwischen jetzt und später, sogar zwischen Leben und Tod. Geschichten von Menschen, die über Grenzen gehen und vielleicht wieder zurück. «Das Leitmotiv der ‹Grenze› ist bewusst weit gehalten. So kann sich der Leser bei den meisten Geschichten fragen: ‹Und wo wären meine Grenzen?›», interpretierte Blanca Burri, Journalistin beim «Anzeiger von Saanen», die selbst drei Geschichten zur Anthologie beigesteuert hat.

Das Publikum ging jedenfalls gespannt mit über die verschiedenen Grenzen, mal mit herzhaftem Lachen, mal mit angespannter Beklommenheit. So thematisch vielseitig die Grenzerfahrungen, so abwechslungsreich sind auch die Erzählformen im Buch. Da finden sich Kurzgeschichten, Gedichte, Lieder. Die Songs wurden an der Vernissage von Sarah Luisa Iseli vorgetragen in einer Kombination von Ukulele und Gesang, die unter die Haut ging. Die anderen Damen aus der «Liederatour»-Gruppe, Blanca Burri, Stefanie Christ, Melanie Gerber, Carolin Merkle und Sandra Rutschi, präsentierten jeweils eine Leseprobe aus der Anthologie. Da ist beispielsweise «Josef», der sich nach einem erfolgreichen erfüllten Leben auf dem Grenzgang Richtung Altersdemenz befindet, einfühlsam von Blanca Burri vorgetragen.

Nach eineinhalb Stunden, in denen das Publikum eindrückliche Welten aus Wort und Klang vor sich entstehen sah, konnte es beim gemütlichen Apéro den Autorinnen und der Musikerin Fragen stellen, die Anthologie erstehen und signieren lassen. Es stellte sich heraus, dass jede der sechs Künstlerinnen einen ganzen Fanklub aus den verschiedensten Ecken der Schweiz zum Kommen bewegt hatte.

Mit Literatur «on tour»
Genauso bunt gemischt wie ihr Fanpublikum ist auch die «Liederatour»-Truppe, zumindest geografisch. Alle Künstlerinnen arbeiten an eigenen Literaturoder Musikprojekten, kennen sich aber von der Arbeit, aus gemeinsamen Ausbildungen oder weil sie ihre Erstlinge im gleichen Verlag herausgegeben haben.

«Wir sechs sind seit Juni 2018 zusammen unterwegs», berichtete Blanca Burri im Gespräch mit dem «Anzeiger von Saanen». «Alles fing mit einem Schreibworkshop in Feutersoey an, wir haben das ganze Wochenende geschrieben und gleich bei einer Lesung mit Musik zu präsentieren.» Und so begannen die sechs Frauen, in Kulturzentren, Buchhandlungen und Bibliotheken der ganzen Schweiz unter dem Namen ‹Liederatour› ihr Programm «Abgründe» aus der Schreibwerkstatt sowie weitere eigene Texte zum Besten zu geben. Immer wieder habe das begeisterte Publikum nach Veröffentlichungen der Lesungstexte gefragt und so sei diese erste Anthologie «Grenzgänge» entstanden. tin und Kolumnistin beim «Anzeiger von Saanen» und PR-Fachfrau, hat auch Sarah Iseli eine besondere Verbindung zum Berner Oberland. Die im Saanenland aufgewachsene Schauspielerin und Musikerin stand bereits auf vielen Bühnen der ganzen Schweiz. Ihre Passion gilt dem Songwriting, «Grenzgänge» beinhaltet ihre erste CD.

Buchtipp: «Grenzgänge», Anthologie mit CD, Edition Buchfink, ISBN 978-3-9525009-0-3.


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