Dr Ahore

  05.11.2019 Region

Im Grund isch e grossa Ahore gstande vor Jahre
u won i vor Churzem da verby bi gfahre
han i gseh, dass är ging no dasteit, dä Boum,
das isch für miech gsy fascht win e Troum.
Win e gueta Fründ sy wer als Chind albe dä Boum ga bsueche,
ünser Eltere hei ging gwüsst, wo si nus müesse sueche.
Finechlei grösser isch är derwyle no worde,
myni Freud dadruber tuet schier uberborde –
nach uber füfzg Jahre isch ünse Fründ no am Läbe,
vilicht wil wer mu ali unbewusst hei dr Tume ghäbe.
Überall isch d Natur hüt dem Fortschritt im Wäg,
aber «ünsa» Ahore isch gottseidank no ging gsund u zwäg.
Was hei wier Chind bi däm Boum allz erläbt u gseh,
zu jeder Jahreszyt, sogar im töife Schnee,
z zwöit u z dritt hei wer gigampfet uf sym underischte Ascht
u geduldig hät är sa trage, die zabligi Lascht.
Die wo sich hei truwet, sy derdür uehi klätteret
u hei de vo obenaha mängisch es Jützi gschmätteret,
oder wir hei nus eifach drunder a Bode gleit
u we eis öppis Intressants hät gseh, häts den andere gseit.
Da sy ging e Huufe Vögeleni i däm Boum umhagfloge
u we sie sy glandet, hät sich ds dünnscht Äschtli chum boge,
we di chlyne Dinggeni de oppa no hei agfange singe,
hät mu ds Gfüehl gha, däne müessti fascht ds Härzli zerspringe. Im Früehlig sy drunder Schneeglöggleni vürha cho
u wier hei de oppa es Strüssli mit nus heimgno,
für dr Mama e chlyni Freud dermit z mache
u wil wer hei gwüsst, dass si mit üns mängisch nüt hät gha z lache.
Im Summer bim Hüwe sie wer i syna Schatte ga sitze,
da hei wer chöne lüwe u weniger müesse schwitze.
Im Herbscht hei wer syner Sämleni glasse fleuge
u hei därfür mängs Äschtli müesse ahabeuge,
die schönschte Blätter hei wer gsuecht u Hunderti gfunde
u sie de mängisch mit eme Fädeli am Ascht wider abunde.
Chäfera uf der Suechi nach eme Winterquartier
sy im Boum umhaturnet – nit nume wier.
O im Winter hei wer bim Schlittle mängisch en Abstächer gmacht u sy echli zue mu ga sitze, uf em undrischte Ascht,
u we de oppa no e Gaage obet üns glandet isch,
hät är dr Schnee elegant uf üns ahagwüscht.
Ging wider hei wer Nüws erläbt u sy Wunder passiert
u dä Boum hät nit es einzigs Mal Ytritt kassiert,
är isch ünsa Fründ gsy, hät fascht zur Familie ghört,
drum hoffen i, dass är di nächschte füfzg Jahr o niemer stört.

ESTHER DIELACHER-BUCHS

Anmerkung: Es handelt sich hierbei nicht um jenen Ahorn in der Mattenstrasse, der vor wenigen Wochen gefällt wurde.


ZUR PERSON

Die Autorin Esther Dielacher-Buchs, geb. 1944, ist im Cheseryhus im Grund aufgewachsen. Sie ging neun Jahre in der Primarschule Grund zur Schule, verbrachte danach ein Jahr im Welschlandjahr und absolvierte anschliessend eine Verkäuferinnenlehre im Coop Gstaad. 1968 hat sie geheiratet, eine Familien gegründet und ist 1971nach Österreich weggezogen. Heute wohnt sie im Tirol. Ihr Interessen sind vielseitig: Lesen, Familie, Natur, Werken, fremde Kulturen und vor allem die Verbundenheit mit dem Saanenland.

Wir werden ein paar ihrer Gedichte in loser Folge publizieren.

Anmerkung: Bereits ihr Grossvater Robert Hählen-Hauswirth hat früher für den «Anzeiger von Saanen» geschrieben.

REDAKTION


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