Freiberger Gewieher

  01.11.2019 Region

Endlich! Endlich ist es da! Nach mehr oder weniger langen, manchmal auch bangen Stunden des Wartens und nach einer ungefähr elf Monate dauernden Trächtigkeit der Stute freut sich jeder Züchter, wenn das langersehnte Fohlen gesund im Stroh liegt und es Mutter und Baby nach der Geburt gut geht! Selbstverständlich ist dies keineswegs, und jeder, der sich mit der Pferde- oder Viehzucht beschäftigt, hat wohl seine eigenen, gewiss nicht immer erheiternden Erfahrungen machen müssen.

Bereits ein Jahr zuvor hat der Züchter den passenden Hengst für seine Stute ausgewählt, diese zur entsprechenden Deckstation gebracht, je nach Entfernung wurde sie dort einige Tage «in Pension» belassen, bis der Hengsthalter «Vollzug» meldete und die Stute – hoffentlich trächtig – wieder zurück nach Hause geholt werden konnte. Nun, so der Züchterwunsch, möge die Trächtigkeit bitte einen guten Verlauf nehmen und mit der Geburt eines gesunden Fohlens um den errechneten Termin enden.

Die meisten Fohlengeburten finden in unserer Region nicht zuletzt witterungsbedingt in der Zeit von März bis Mai statt, damit die Stuten mit Fohlen bei Fuss möglichst bald Zugang zu Weide und frischem Gras erhalten und gerade den höchst bewegungsfreudigen Fohlen ausreichend Gelegenheiten zum Umhersausen und Herumtoben gegeben sind. Ob nun dieses mit Bedacht und Hingabe gezüchtete Fohlen denn auch den strengen Selektionskriterien des Zuchtverbandes entspricht, werden die Züchter erst im Spätsommer und Herbst an den jeweiligen Fohlenschauen erfahren.

Mit der Fohlenschau am Nationalgestüt in Avenches vom 31. Oktober ist die diesjährige Saison für die Züchter von Freiberger Pferden offiziell abgeschlossen. Auf den insgesamt knapp 60 Schauplätzen, verteilt über die gesamte Schweiz (die Schauplätze im benachbarten Ausland sowie die dort gestellten Fohlen sind im vorliegenden Artikel nicht mitberücksichtigt), wurden die in der Saison 2019 ca. 1750 geborenen Freiberger Fohlen an der Seite ihrer an der Hand geführten Mütter in Schritt und Trab präsentiert und von jeweils zwei aufgebotenen Rasserichtern vor Ort in den drei Kategorien Typ, Körperbau und Gänge beurteilt und entsprechend punktiert. Die Notengebung reicht dabei von der angestrebten Maximalnote 9 (sehr gut = Zuchtziel) bis hinunter zur 1 (sehr schlecht).

Laut Vorgabe des Schweizerischen Freibergerverbandes soll der Freiberger «ein ausdrucksvolles, rassetypisches, mittelrahmiges, korrektes, leistungsstarkes, umgängliches und marktgerechtes Pferd im mittelschweren Typ mit schwungvollen, elastischen, korrekten Bewegungen und trittsicheren Gängen» sein. Diesem Zuchtziel zu entsprechen, sind auch die Züchter unseres Vereins bestrebt und stellten ihre bestens präsentierte Nachzucht an unterschiedlichen Fohlenschauplätzen in der näheren und ferneren Region vor, da der Verein selbst mangels der geforderten Mindestanzahl aufzuführender Fohlen nicht mehr über einen eigenen Schauplatz verfügt.

Erfreuliche Platzierungen
Es wurden einige erfreuliche Platzierungen unter der Vielzahl der präsentierten Fohlen erzielt: An ihren jeweiligen Schauen belegten die Vereinsmitglieder Ueli Reichenbach mit seinem Stutfohlen Finja (HobbyWan/Lascar/ Eco, 8/7/8), präsentiert in Plaffeien, sowie Familie Urs und Susanne Schwenter-Wolff mit Hengstfohlen Enzo (Envol/ Legato/Vidocq, 7/7/8), präsentiert in Marsens, jeweils den zweiten Rang und Monika Zeller erreichte Rang 3 mit ihrem Hengstfohlen Hilario ( Hokaydo/ Nebraska des Aiges, 8/7/9), präsentiert in Thun-Rohrimoos. Am «National FM», dem Schweizer Sport- und Zuchtfinale der Freiberger, das jeweils am dritten Wochenende im September am Nationalgestüt in Avenches stattfindet und die landesweit Besten der jeweiligen Kategorien versammelt und gegeneinander antreten lässt, freute sich Familie Schwenter-Wolff mit ihrem Stutfohlen Coccinelle de la Sia (Nils du Sous-Bois/Euro/Noble Coeur) mit 82/100 Punkten über einen hervorragenden sechsten Rang im Stutfohlenchampionat. Die hübsche Mutter des Fohlens und Elitestute Sport, Corée (Jg 2012), ebenfalls im Besitz von Familie Schwenter-Wolff, platzierte sich unter den im Finale aufgeführten Zuchtstuten in der Klasse «4–7 Jahre» im sehr guten achten Rang.

Aber nicht nur in der Zucht waren Vereinsmitglieder erfolgreich, auch im Sport konnte Sonja Schwarz erneut mit dem Freibergerhengst Valenzio aus der Zucht und im Besitz von Familie Heinz Schwarz erfreuliche Erfolge bei ihren ersten Auftritten ausserhalb der FM-Prüfungen in der Welt der «grossen» L-Dressur verzeichnen. Sie erreichten in Gstaad im L12 60.23 % und in Deitingen im L14 sogar 63.92 % und damit einen bemerkenswerten Platz im guten Mittelfeld unter ansonsten ausschliesslich Dressur- und Warmblutpferden, bravo!

Wir gratulieren allen Züchtern zu ihren Erfolgen in einem ständig schwieriger werdenden Umfeld und unter sich spürbar verschärfenden Marktbedingungen und wünschen ihnen allen weiterhin «Glück im Stall!».

PZV SAANEN-OBERSIMMENTAL,

SUSANNE SCHWENTER-WOLFF


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