«Jetzt ist die Bahn frei»

  05.11.2019 Saanen, Politik, Gstaad

Im Hotel Arc-en-ciel fand am vergangenen Freitagabend die Jungbürgerfeier statt. 46 junge Erwachsene können nun am politischen Prozess teilnehmen.

BLANCA BURRI
Für den Samichlous sind die jungen Erwachsenen, welche dieses Jahr den 18. Geburtstag feiern, definitiv zu alt. Bevor sie aber selbst ins rote Kostüm schlüpfen, um Kinder zu beglücken, dürfen sie an der ersten Gemeindeversammlung teilnehmen, bei der sie selbst stimmen können. Sie findet am Chlousetag im Hotel Landhaus statt. Dazu lud sie am vergangenen Freitagabend Rolf Marti, Fachleiter Stab, ein. «Jetzt ist die Bahn frei, ihr könnt über euch selbst verfügen, ohne dass ihr jemanden fragen müsst. Die Gemeindeversammlung bietet nun die Gelegenheit, um eure Ideen einzubringen.» Um ihnen die Teilnahme schmackhaft zu machen, versprach Gemeindepräsident Toni von Grünigen sogar ein kleines Geschenk.

Exekutive, Legislative, Judikative
Damit sich die Jungbürger ein Bild über die Gemeinde und die Behördenmitglieder machen können, nehmen jeweils möglichst viele Gemeinderäte an der Jungbürgerfeier teil. Sie stellten sich vor und erklärten ihre Ressorts. Vreni Müllener von den Liegenschaften lieferte einige spannende Zahlen: Die Gemeinde besitzt 300 Grundstücke und vermietet 125 Wohnungen. Die höchste Liegenschaft liegt auf dem Grubenberg und zwar auf über 1500 m ü.M., die tiefste ist die Ara in Oey auf 991 m ü.M. An diese Zahlen knüpfte Philipp Bigler, Soziales, an: Das Saanenland habe mit 1,06 Prozent die tiefste Sozialhilfequote des Kantons. Thomas Frei, Sicherheit, lud die Jungbürger ein, am Projekt Zukunft Saanen teilzunehmen, das am 30. November den offiziellen Startschuss hat.

Selbst organisiert
Ein OK bestehend aus Jugendlichen und Rolf Marti bereitet die Feier jeweils vor. Dieses Jahr beteiligten sich Anina Hauswirth, Chiara Nava und Patrick von Siebenthal an der Organisation. Alle drei machen ihre Lehre auf der Gemeindeverwaltung. Als Höhepunkt galt ein Wissensspiel über Fremdwörter und Gemeindefragen. Der gemütliche Abend ging für die älteren Erwachsenen noch vor Mitternacht zu Ende. Bei der Verabschiedung hörte man die Gemeinderäte sagen: «So flotti jungi Erwachseni.» Freuen wir uns also über die Zukunft, denn bestimmt werden die heutigen 18-Jährigen unsere Gemeinde in ein paar Jahren mit Feingespür und Geschick leiten. Am Freitagabend mochten sie aber noch nicht daran denken, sondern feierten die neue Freiheit bis in die frühen Morgenstunden.


Das denken Jungbürger über Politik und Volljährigkeit

«Da wir bei der Gemeinde arbeiten, nehmen wir als Mikrofonträger an den Gemeindeversammlungen teil. Geschäfte, die uns betreffen, interessieren uns auch. Aber eigentlich ist es vor allem die Klimadebatte, zu der wir uns hingezogen fühlen.»

PATRICK VON SIEBENTHAL, ANINA HAUSWIRTH, CHIARA NAVA


«Uns interessiert die kantonale, nationale und internationale Politik weniger als die Lokalpolitik. Im Moment möchten wir uns aber noch nicht einbinden lassen. Wir trauen uns ein Amt nicht zu.»

ANITA AELLEN, CHANTAL HÄHLEN


«Eigentlich merkt man von der Volljährigkeit im ersten Moment nicht viel. Sie bringt aber schon viel Positives. Das Autofahren zum Beispiel erleichtert den Alltag stark. Wir haben Respekt vor der Verantwortung und davor, dass wir nun mehr bezahlen müssen als vorher, zum Beispiel die AHV.»

PATRICK SCHLÄPPI , LIVIO WALKER, NILS KUNZ


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