«Der Castellan» – weg vom Versmass und raus in die Natur

  10.12.2019 Saanenmöser

Zum ersten Mal seit 125 Jahren wird «Der Chrüzweg vom Castellan» im kommenden Jahr als Freilichttheater aufgeführt. Und ebenso zum ersten Mal nicht mehr in Versform. Warum das so ist und was man sich davon verspricht, erläutern OK-Präsident Armin Oehrli und André Oehrli, Präsident des SAC Sektion Oldenhorn.

KEREM S. MAURER
Seit 125 Jahren führt der im Jahr 1845 gegründete Männerchor «Echo vom Olden» alle 25 Jahre das Theaterstück «Der Castellan von Saanen» des Schriftstellers Johann Jakob Romang aus Gsteig auf. Seit 125 Jahren in altehrwürdiger Versform und auf der Bühne des Landhaussaals in Saanen. Die Geschichte des Stücks beleuchtet einen der geschichtsträchtigsten Momente in der Saaner Geschichte: Es geht um den Freikauf des Saanenlandes von den Greyerzer Grafen im 14. Jahrhundert. Eine lange Geschichte hat auch der Männerchor «Echo vom Olden», der im kommenden Jahr sein 175-Jahr-Jubiläum feiert und ebenso der SAC (Schweizer Alpen-Club) Sektion Oldenhorn, welcher sein 100-Jahr-Jubiläum feiern wird. Grund genug für die beiden Vereine, die mehr verbindet als nur das Oldenhorn als gemeinsamen Namensgeber, sich zu den Jubiläumsfeiern etwas ganz Spezielles einfallen zu lassen.

Was verbindet eigentlich die beiden Klubs? Armin Oehrli: Zwischen den beiden Klubs besteht schon sehr lange eine grosse Verbindung. Im Jahr 1926 hat der SAC Oldenhorn die Geltenhütte in der Lauenen eingeweiht. Damals stand der Männerchor «Echo vom Olden» (sowie der Turnverein) Pate. Bislang hat es auch mehrere gemeinsame Besteigungen des Oldenhorns gegeben.
André Oehrli: Diese Jubiläen bedeuten uns sehr viel, denn es gibt nicht viele Vereine im Saanenland, die schon seit 100 Jahren bestehen. Eine gemeinsame Besteigung der besonderen Art soll es auch im Jubiläumsjahr geben: Dann besteigen wir das Oldenhorn in authentischen Kleidern vergangener Epochen.

Warum wird das Theater nicht mehr in Versform aufgeführt?
Armin Oehrli:
Wir haben festgestellt, dass es gerade für Kinder schwierig ist, Zugang zu einem in Versform vorgetragenen Theaterstück zu finden. Auch die Erwachsenen wollen nicht mehr zweieinhalb Stunden Versform hören. An der GV des Männerchors vor vier Jahren haben wir entschieden, das Theater für seine sechste Ausführung umzuschreiben und als Freilichttheater aufzuführen. Wir konnten Ruth Domke vom Freilichttheaterverein Saanen gewinnen, die das Stück umgeschrieben hat. Sie wechselt während der Aufführung geschickt von der heutigen Zeit in die damalige Geschichte. Wir sind gespannt, wie das Stück beim Publikum ankommt.

Gab es keinen Widerstand gegen diese Neuerung?
Armin Oehrli:
Sehr wenig. Der Entscheid fiel einstimmig aus, mit einigen Enthaltungen. Klar gibt es Leute, die keine Umschreibung des Stückes wollten. Aber nach den letzten Stücken, die man von Ruth Domke gesehen hat, darunter auch «Der Schwarz Steff» oder «Farinet, der Falschmünzer», sind wir zuversichtlich, dass es gut kommt.

Ist es jetzt eine völlig neue Geschichte?
Armin Oehrli:
Es ist wichtig zu wissen, dass dieses Theaterstück nicht mehr viel mit der ursprünglichen Geschichte zu tun hat. Natürlich lehnt sich die Handlung noch an Jakob Johann Romangs Geschichte an, ist aber mehr oder weniger ein neues Stück geworden.
André Oehrli: Wir haben das Glück, dass sich Ruth Domke mit der Theatergruppe «Alpekomedi» aus Gsteig für dieses Stück zusammengeschlossen hat, so ist ein starkes Regieteam namens «JoPiRu» entstanden mit Joelle Brand und Hanspeter Pitschu Hefti, beide «Alpekomedi», und Ruth Domke vom Freilichttheaterverein Saanenland. Diese Mischung verleiht dem Stück eine gute Würze.

Das Freilichttheater wird im Haseloch aufgeführt. Warum gerade dort?
Armin Oehrli:
Natürlich haben wir uns mehre Orte angeschaut. Die Idee fürs Haseloch kam an einem Sufsunntig. Das Haseloch bietet eine schöne Fläche und einen wunderbaren Blick auf die Gastlosen. Auch die Regie war von der Lokalität begeistert.
André Oehrli: Die Alphütte auf dem Haseloch liefert einen passenden historischen Eindruck und die Gastlosen markieren das Freiburgerland. So gesehen ist der Ort ideal, weil die umliegende Landschaft hervorragend zur Handlung des Stückes passt.

Und wo genau ist das Haseloch?
André Oehrli:
In Saanenmöser, Richtung Hornberg oberhalb des Golfplatzes. Während den Vorstellungen betreiben wir von Saanenmöser aus einen Shuttlebus auf die Alp, damit es kein Verkehrschaos gibt und alles im geordneten Rahmen abläuft.
Armin Oehrli: Erwähnenswert ist auch das gute Einvernehmen, das wir mit der Eigentümerin und dem Pächter der Alp haben. Die Alpbewirtschaftung muss neben dem Theaterbetrieb weiterlaufen. Der Pächter schaut, dass die Wiesen, wo Bühne, Tribünen, Festwirtschaften etc. aufgestellt werden, bereit sind. Dafür sind wir sehr dankbar.

Wann wird «Der Castellan» aufgeführt?
Armin Oehrli:
Premiere ist am 7. August 2020. Geplant sind zehn Vorführungen im August. Die Tribüne bietet Platz für 200 Zuschauer und Zuschauerinnen. Natürlich haben wir auch einige Ausweichdaten. Aber wichtig für die Besuchenden ist, dass die Tribünen gedeckt sind, sie sitzen im Trockenen, auch wenn das Wetterglück nicht auf unserer Seite ist.

Was macht diese Vorführung zu einem besonderen Erlebnis?
Armin Oehrli:
Auf jeden Fall, dass jede Generation alle 25 Jahre durch dieses Theaterstück auf die Wurzeln der Region und ihre Geschichte hingewiesen wird.
André Oehrli: So bleibt einer der geschichtsträchtigsten Momente des Saanenlandes in Erinnerung, es geht immerhin um die Unabhängigkeit des Saanenlandes. Und dieses Mal ist speziell daran, dass die Geschichte draussen gespielt wird, mitten in der betreffenden Landschaft. Wir hoffen, dass sich auch Wandernde angesprochen fühlen, welche die Region noch nicht so gut kennen. Sie können die Region und ihre Geschichte in einem Besuch erleben. Unsere Angebote mit Wanderpauschalen und Übernachtung kommen gut an. Dies macht diese Theateraufführung zu einem touristischen Event. Auch das Gastro-Angebot, welches von einem Trio aus Spitzenköchen zubereitet wird, ist speziell auf die Landschaft und die Zeitepoche abgestimmt. Aber mehr wollen wir dazu noch nicht verraten.


DAS THEATERSTÜCK

Intrige, Macht und Liebe

Wir schreiben das Jahr 1398. Niclas Baumer ist in Saanen Castellan und stellt somit das Bindeglied zwischen den Saanern und der Greyerzer Obrigkeit dar. In dieser Funktion soll er die Talschaft von den Greyerzern freikaufen. Das gefällt aber nicht allen. Besonders die Savoyer sind darauf bedacht, die drei Gemeinden an sich zu binden und tun alles, um den Handel zu unterbinden. Intrigen und Machtspiele rücken immer stärker ins Zentrum. Sie bilden den Gegenpol zu Liebe und Freundschaft – das Drama nimmt seinen Lauf.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote