Das Autohaus Pichler ist verkauft

  31.12.2019 Gewerbe

Das Autohaus Pichler in Feutersoey hat einen neuen Besitzer. Der Unternehmer Beat Imwinkelried führt ab Januar die exklusive Garage mit den Marken Mercedes-Benz, Porsche und Bugatti.

Es herrschte Aufbruchstimmung am Samstagnachmittag im Pichler-Showroom in der Promenade in Gstaad: In Anwesenheit von vielen Freunden, Bekannten und Kunden haben Othmar, Erich und Silvia Pichler mit der Vertragsunterzeichnung ihr Autohaus offiziell an Beat Imwinkelried übergeben.

Der 52-jährige Unternehmer verfügt über eine breite Erfahrung in der Automobilbranche. Seine Gruppe ist im Autohandel unter anderem Vertreter der Marken VW, BMW, Mini, Maserati und Ferrari. Er möchte, wie er betonte, die Ausrichtung der Pichler GFG AG unverändert lassen und im Sinne der beiden Gründer weiterführen. Erich und Othmar Pichler bleiben dem Betrieb auch in Zukunft als Repräsentanten verbunden. Das 17-köpfige Team, welches sich um Neu-, Gebraucht- und klassische Fahrzeuge, umfangreiche Serviceleistungen, Reparaturen und Autoeinlagerungen kümmert, wird seit dem 1. November von Chris Schenk geführt. Der in Bern geborene neue Geschäftsführer sei «ein erfahrener Profi aus meiner Gruppe», so Beat Imwinkelried.

Ein spezieller Moment
«Heute ist ein spezieller Moment – ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser für die Firma Pichler», begrüsste Erich Pichler die Anwesenden. 1986 haben die Gebrüder Othmar und Erich Pichler den Grundstein gelegt für die Firma und sie in den Jahren darauf stetig ausgebaut. «Die erste Rechnung, die geschrieben wurde, belief sich über 21 Franken 50 für die Reparatur eines Mofas. Zwei Stunden Arbeit à 7 Franken 50 plus Material für 6 Franken 50», blickte Erich Pichler zurück auf die Anfänge. «Wenn uns damals jemand gesagt hätte, dass wir viele Jahre später Autos, die 500 Stundenkilometer fahren und mehrere Millionen Franken kosten, verkaufen, wir hätten ihn für verrückt erklärt.» Die Firma wurde ausgebaut, im Jahr 2000 wurde der Neubau bezogen. «Und wir haben gedacht, das reiche für immer …», so Erich Pichler. Es reichte nicht. In den nächsten zehn Jahren expandierte die Firma weiter, ein zweites Gebäude wurde erstellt. «2003 wurden wir der erste Mercedes-Benz-Classic-Partner der Schweiz.» 2005 folgte Porsche, 2007 Bentley. Vier Jahre später dann die «Krönung im Automobilbau», wie Erich Pichler betonte. «Wir konnten Bugatti-Partner werden.»

2012 wendete sich das Blatt. «Weil das Universum dafür sorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen – und wie es zu einer guten Firmengeschichte gehört – ging 2012 der kleine Grössenwahn der Pichlers zu Ende», gestand Erich Pichler. «Wir bekamen mehrere Male einen aufs Dach. Wir kreierten mit der Übernahme der Audi-Vertretung ein Debakel, bekamen Ärger unter unseren Aktionären. Ein sofortiges Korrigieren, den Rückwärtsgang einlegen und Gesundschrumpfen war dringend angesagt.»

2013 bis 2017 folgten die Jahre der Stabilisierung und Fokussierung. «Ohne die Kunden wäre es nicht möglich gewesen, diese aussergewöhnliche Firma zu kreieren und auch die schwierigen Momente zu überwinden», betonte Pichler. All diese Aufbau-, Restrukturierungs- und Reorganisationsjahre seien sehr intensiv und mit unglaublich viel Arbeit verbunden gewesen. Das Business sei unwahrscheinlich aufwendig geworden. «Von den Auflagen her, von den Verhandlungen, den Vorschriften», erklärte Erich Pichler.

Das nächste Kapitel
Vor einem Jahr hätten sie deshalb angefangen, eine Nachfolgelösung zu suchen – und in Beat Imwinkelried relativ schnell gefunden. «Er ist kein Schwätzer, sondern ein Macher, er ist kein Schlitzohr, sondern eine sehr gradlinige und ehrliche Person. Ein Profi im Autogeschäft», so Pichler. Und an die Kunden gerichtet, meinte Pichler: «Seid etwas tolerant. Übergangsphasen sind oft holprig, lasst uns diese gemeinsam durchstehen, es lohnt sich. Im Saanenland verschwindet Autoinfrastruktur – in den vergangenen Jahren sind viele Automarken verschwunden, weitere könnten folgen.»

Es erfülle ihn mit Freude, dass er zusammen mit dem Team das nächste Kapitel der Geschichte dieser einzigartigen Firma schreiben dürfe, betonte Beat Imwinkelried nach der Vertragsunterzeichnung. Imwinkelried ist seit 2003 als Unternehmer tätig, vorwiegend im Autobereich. Der 52-jährige Vater von vier Buben ist in Basel aufgewachsen und fühlt sich auch dort zu Hause. Seine Firmen hat er in der Nordwestschweiz und in erster Linie in Zürich – «und seit heute auch im schönen Saanenland», wie er anfügte. «Ich bin sehr froh und glücklich, dass jetzt mit den Marken Porsche, Mercedes und Bugatti drei weitere sehr schöne Automarken dazukommen.»

Erich und Othmar Pichler weiterhin im Verkauf
Sie hätten in der Familie keine Nachfolgelösung gefunden, erklärte Erich Pichler. Der Verkauf erfolge nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern aufgrund des immensen zeitlichen Engagements. «Es ist uns ein grosses Anliegen, dass es weitergeht, dass die Firma auch in 20, 30, 40, 50 Jahren noch besteht.» Auch wenn der Betrieb nun in anderen Händen ist, ganz zurückziehen werden sich Othmar und Erich Pichler nicht. «Wir werden uns weiterhin um den Verkauf kümmern», betonte Erich Pichler.

ANITA MOSER/PD


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