Eine Tradition wird ökologisch

  06.12.2019 Interview

Ich traue meinen Augen kaum: Da sitzt doch tatsächlich der leibhaftige Samichlous am Donnerstagabend auf einer Bank und ruht sich aus. Spontan nutze ich die Gelegenheit und befrage ihn.

SONJA WOLF

Samichlous! Was für eine Freude, dich hier privat zu sehen! Du siehst ein bisschen erschöpft aus ...
Ja natürlich, die Anreise aus Patara ist ziemlich lang und aufwendig.

Patara? Wo liegt das?
In der heutigen Südtürkei, Provinz Antalya. Aber keine Sorge, heute schlafe ich mich gut aus und morgen, am Freitagnachmittag, bin ich fit, die Kinder in Gstaad zu beschenken.

Ich habe gehört, dass du deine Geschenke dieses Jahr zum ersten Mal in Chlousesäckli aus Jute verteilst. Wie lange nähst du denn schon daran?
Schon ein ganzes Jahr! Zum Glück haben mir ganz viele Schmutzlis und Nachwuchs-Samichlöis aus der Alpenruhe dabei geholfen.

Und für nächstes Jahr näht ihr neue Säckli? Da wären Plastiksäckli doch einfacher und schneller zu produzieren!
Herrgott Stärne! Nein, nein, die Jutesäckli sehen viel schöner aus und sind ausserdem noch umweltfreundlicher. Wir rechnen natürlich damit, dass unsere modernen «Fridays for Future»- Kids ihre Säckli zur Alpenruhe zurückbringen, damit wir sie für nächstes Jahr wieder füllen können.

Gute Idee, sehr nachhaltig. Denkst du, die Kinder werden eurem Aufruf folgen?
Ja schon. Wenn sie von ihren Eltern dabei unterstützt werden. Und ausserdem bekommen sie einen Getränkegutschein für die Cafeteria der Alpenruhe als kleines Dankeschön für ihren Umweltbeitrag.

Perfekt. Freust du dich auf morgen?
Ja natürlich. Ich komme jedes Jahr nach Gstaad. Die Kinder aus dem Saanenland haben wunderschöne Latärnli und immer ein passendes Versli zum Aufsagen. Meine zwei Schmutzlis brauche ich eigentlich nur als Gehilfen beim Geschenketragen und -verteilen, nicht wirklich, um unartige Kinder in den Sack zu stecken.

Na, dann wünsche ich dir viel Freude bei deinem Einsatz am Freitagnachmittag und eine gute Rücklaufquote bei deinen liebevoll genähten Ökosäckli.
Merci vielmals. Dann geh ich jetzt noch schnell die letzten Säckli befüllen und meinen Esel putzen, dann kommt schon alles gut!


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