Wir feiern die Zukunft, die uns von Gott her versprochen ist

  24.12.2019 Gstaad

Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich in seinem höchsten Thron, der heut’ schliesst auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn!

Jedes Jahr vor den Weihnachtstagen stehen wir vor dem gleichen Dilemma. Auf der einen Seite die Schlagzeilen, auf der anderen Seite die Weihnachtsbotschaft. Und wir fragen uns: Was soll denn dieses kleine neugeborene Kind gegen all das Leid, das sich Menschen gegenseitig zufügen, ausrichten? Welche Chance hat denn das Gute in unserer Welt?» «Einzig das Gute hat Tiefe und ist radikal und ist es wert, dass wir uns mit ihm beschäftigen», sagt uns die deutsch-jüdische Philosophin Hannah Arendt. «In menschlicher Bosheit gibt es nichts Tiefes oder Interessantes zu finden. Es lohnt sich nicht, sich damit zu beschäftigen.» Hannah Arendt kommt zu dieser Aussage, nachdem sie sich lange mit den grössten Kriegsverbrechern unserer Zeit auseinandergesetzt hat.

Diese Aussagen werden von verschiedenen heutigen Forschern, die sich mit Terroristen, Kriegstreibern und dem Bösen ganz allgemein auseinandersetzen, bestätigt. Sie kommen zu der gleichen Ansicht. Terrorakte würden fast immer von Menschen begangen, die mit ihren Taten ihrem Leben eine Bedeutung zu geben versuchten und so ihre innere Leere, ihre Frustration und Richtungslosigkeit überspielen würden. Auch sie finden in den Terroristen nichts Tiefes, nichts, was interessant sein könnte. Auch sie finden, es hätte keinen Zweck, sich mit diesen Menschen zu beschäftigen. Sie wiederholen die Aussage von Hannah Arendt: «Nur Menschen, die das Gute tun, sind tief und interessant. Wir sollten uns mit ihnen beschäftigen.»

Darum ist es weder weltfremd noch naiv, wenn wir uns dem neugeborenen Kind in der Krippe und seiner Botschaft zuwenden. Dieses Kind bewegt und verändert unser Verhalten mehr als wir denken. Vor allem in der Weihnachtszeit. Diese Zeit ist geprägt durch den Kauf von Geschenken. Ein Verhalten, das den gängigen Wirtschaftstheorien vom «homo oeconomicus», dass der Mensch nur seinem eigenen Profit nachrennen würde, widerspricht – und wir nehmen die Preise weg, um den Beschenkten zu sagen, dass das Wesentliche im Leben nicht gekauft werden kann, keinen Marktwert hat. Wir spenden für wohltätige Zwecke, mehr als sonst. Das heisst, wir richten unsere Blicke für einmal dem Unsichtbaren zu, und die meisten stellen noch immer den Baum des Lebens in die gute Stube und schmücken ihn zum Zeichen, dass seit der Geburt Jesu die Tore zum Paradies wieder offen stehen.

Mit diesem, unserem Verhalten feiern wir nicht einfach ein Geschehen, das 2000 Jahre zurückliegt. Wir feiern die Zukunft, die uns von Gott her versprochen ist. Immer zur Weihnachtszeit feiern wir einen Traum, eine Vision, die uns nicht in Ruhe lässt. Wir demonstrieren mit unseren Feiern, dass wir die Suche nach Heil und Geborgenheit nicht aufgeben werden. Dass wir uns die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit nicht nehmen lassen.

Wer das Fest des Friedens feiert, als wäre der Friede und die Gerechtigkeit schon da, hilft mit, die Welt zu verändern und zu erneuern. Und nicht selten erscheint wie durch einen Riss in unserem Denken und Handeln plötzlich ein Licht einer neuen Wahrheit. Emotionen und Erinnerungen werden wach und bringen unbemerkt und langsam mein rationales Lebensmodell durcheinander. Denn jedes Lebensmodell ist eine Geschichte, eine Autobiografie, in die sich eine andere Geschichte hineinerzählen möchte. Die Geschichte des Kindes aus Bethlehem. Aus zwei Biografien, die sich begegnen, ergibt sich eine neue Biografie, ein neuer Weg zu neuen Horizonten. So möge das Licht von der Krippe her Ihren Weg in dieser dunklen Zeit erhellen und Gottes Friedensgruss Ihnen Kraft für das neue Jahr schenken. Das wünsche ich allen von ganzem Herzen.

KORNELIA FRITZ


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