«Carte blanche» für zwei Generationen

  21.01.2020 Nachbarschaft

Das Musée du Pays-d’Enhaut zeigt in einer Sonderausstellung Werke von zwei aussergewöhnlichen lokalen Künstlern, die verschiedenen Generationen angehören und doch einiges gemeinsam haben. Sie zeigen noch bis Ende März unkonventionelle Scherenschnitt- und Keramikwerke.

MARTIN GURTNER-DUPERREX
Sie erhielten freie Hand – auf Französisch «carte blanche» –, um zusammen eine Sonderausstellung im Musée du Pays-d’Enhaut zu gestalten: einerseits Françoise Ostermann, 82 Jahre jung, Scherenschneiderin, Malerin, Marionettenkünstlerin und ehemalige Museumskuratorin sowie grüne Abgeordnete im waadtländischen Grossen Rat. Andererseits Adrien Chevalley, Jahrgang 1987, Keramiker, Töpfer, Bildhauer und Zeichner, Gewinner diverser Kunstpreise sowie mehrmonatiger Künstlerresidenzen im Ausland.

Obwohl sie zwei verschiedenen Generationen angehören, haben sie doch einiges gemeinsam. So ihre Heimat, das Pays-d’Enhaut. Françoise Ostermann ist die Enkelin von Emile Henchoz, einem Mitbegründer des lokalen Museums, das sie während mehrerer Jahre als Kuratorin führte. Als Sohn einer bekannten Töpferfamilie in Les Moulins hat Adrien Chevalley schon früh Töpferwerkstattluft geschnuppert. Aber auch ihre Liebe zur Natur und ihre Kunst, die oft menschliche Gesichter und Vögel darstellt, verbinden sie.

Eine Sphinx und keine einzige Kuh
In der Ausstellung, die eben unter dem Titel «Carte blanche» läuft, sind in der Mehrzahl aktuelle Werke der beiden Künstler zu sehen. Françoise Ostermann zeigt gelungene, farbenfrohe, unkonventionelle Kombinationen von Scherenschnittcollagen und Aquarellen, die wiederholt die Natur zum Thema haben und menschliche Gesichter erscheinen lassen. «Auf meinen Bildern ist keine einzige Kuh zu sehen», kommentiert sie mit einem schelmischen Lächeln. Die Keramikskulpturen von Adrien Chevalley sind geschickt unter den Werken seiner Künstlerkollegin ausgestellt, manchmal sogar versteckt. Kinder und verspielte Erwachsene haben ihre Freude daran, sie zu suchen: in einer Ecke am Boden ein paar Vögel, dort eine Sphinx, eine Schlange oder ein anderes Getier mit Menschenkopf und vieles mehr.

Die Ausstellung im Musée du Pays-d’Enhaut ist noch bis am 29. März offen, von Dienstag bis Sonntag, 14–17 Uhr, Montag geschlossen. www. [email protected]


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