20 Prozent mehr Ersteintritte

  07.01.2020 Saanenland, Tourismus

Trotz schwierigem Start zieht die Tourismusbranche eine gute, zum Teil sogar eine sehr gute Bilanz der Feiertage. «Die Stimmung war gut, die Gäste happy», sagt stellvertretend Jan Brand von der Skischule Gstaad.

BLANCA BURRI
Erst stürmte, regnete und schneite es. Am 26. Dezember aber hatte Petrus Erbarmen und kippte den Schalter auf ein Langzeithoch um. Bis zum 2. Januar, während acht Tagen also, war die Destination bis auf den letzten Platz besetzt. Nicht nur die Betten waren warm, auch die Pisten voll. Das freut alle Touristiker.

Rekordverdächtige Zahlen
Flurin Riedi, Geschäftsführer von Gstaad Saanenlandtourismus (GST), ist begeistert: «Wo man hinhört, Gastronomen, Hoteliers, Gewerbetreibende und die BDG vermelden rekordverdächtige Zahlen. Das ist sensationell. Wir sind zwar nicht die Einzigen, die die stärksten Feiertage seit zehn oder fünfzehn Jahren hatten und doch freut es uns enorm.» Als Gründe nennt er die gut gelegenen Feiertage, das wunderbare Wetter gegenüber dem Nebel im Mittelland und der gesamte Destintationsauftritt, also die Kombination aller Produkte der Destination.

Naturschnee auf dem Glacier 3000
Der Glacier 3000 präpariert seine Skipisten seit dem 9. November und verzeichnete einen sehr guten Saisonstart. Durch die Winterstürme im Dezember habe sich der Betrieb etwas schwierig gestaltet, wie Bernhard Tschannen, CEO, sagt. «Bereits ab Weihnachten waren die Verhältnisse aber top, alle Pisten sind offen und mit Naturschnee bedeckt – wir haben sehr gut gearbeitet.» Dadurch konnte der Glacier an die guten Zahlen vom letzten Jahr anknüpfen. «Trotzdem waren die Pisten nicht überfüllt, denn immer mehr Fussgänger möchten den ‹Peak Walk by Tissot besuchen», sagt der CEO und schaut positiv in den Januar: «Das Wetter bleibt gut und die Pistenverhältnisse hervorragend, bestimmt wird die Saison so positiv weitergehen wie bisher.»

Sehr zufriedene Gäste in der Skischule
«Die meisten unserer Kunden sind Kinder. Für sie spielen das Wetter und die Pistenverhältnisse eine zweitrangige Rolle, sie haben einfach Freude an der Bewegung und sind gerne draussen, für die Eltern ist es meist ein grösseres Problem», sagt Jan Brand, Skischulleiter von Gstaad. Somit waren die Weihnachtstage schlecht gebucht. Während sieben Tagen in der Altjahrswoche aber war jeder der 120 Skilehrer mit Wintersportlern unterwegs. Deshalb zieht der Skischulleiter eine sehr positive Bilanz. Vor allem auch, weil die Stimmung sehr gut gewesen sei, obwohl viele Pisten durch den vielen Kunstschnee recht hart waren. Alles in allem konnte die Skischule 10 Prozent bessere Zahlen schreiben als im vergangenen Jahr. Nur an die Zahlen vor zwei Jahren kann sie nicht anknüpfen, als das Saanenland bereits vor Weihnachten unter einer dicken Schneedecke lag. Da die Skilehrer nach Abruf bezahlt werden, liegt das Risiko aber nicht bei der Skischule, sondern bei den Arbeitnehmern. Über einen Umstand freut sich sich Brand besonders: «Es gab praktisch keine und vor allem keine grossen Unfälle.»

Viele Faktoren – ein Erfolg
Die positive Medienberichterstattung, der Spirit in der ganzen Region, die vielen Mund-zu-Mund-Empfehlungen, die neuen Infrastrukturen und die Kombination aus Nebel im Unterland und Sonne in den Bergen: Diese Faktoren führten laut Matthias In-Albon, Geschäftsführer der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG), zu den Traumzahlen, welche das Unternehmen diese Festtage schreiben konnte. «Während mehrerer Tage waren um 14’000 Gäste im Skigebiet unterwegs, was 20 Prozen mehr Ersteintritte bedeutet als noch vor einem Jahr», sagt der Bergbahnspezialist.

Verkehrschaos
Die grosse Anzahl führte aber auch zu unglaublichem Verkehr. «Sobald einerseits die MOB-Bahnbarrieren geschlossen werden, andererseits die vorhanden Parkplätze praktisch belegt sind, gibt es während den Stosszeiten ein Verkehrschaos. In Saanenmöser und Schönried stauen sich die Autos bis auf die Hauptstrasse zurück», weiss er. Die BDG hat mit ihren möglichen Mitteln versucht, den Verkehr zu regeln. Trotzdem gab es unumgängliche Verkehrsbehinderungen. In-Albon bringt im Gespräch eine neue Erschliessungsbrücke in Saanenmöser ins Spiel, die schon bei verschiedenen Projekten wie dem angedachten Spitalneubau in Saanenmöser oder beim geplanten Feriendorf in Saanenmöser ausgearbeitet worden war. «Nur eine neue Erschliessung, die den Dorfkern entlastet und die Bahnquerung umgeht, würde die Situation entschärfen», ist sich In-Albon sicher.

Parkhäuser gefordert
In Schönried waren an den Spitzentagen über 700 und in Saanenmöser über 1000 Autos parkiert. In beiden Dörfern überstiegen sie die vorhandenen Kapazitäten. Deshalb musste die BDG reagieren. Sie hat gemeinsam mit der Gemeinde, der Kantonspolizei sowie dem Regierungsstatthalter einen Überlaufparkplatz rechts neben dem Romantikhotel Hornberg ausgearbeitet. «Dieser wird nun während sehr starken Tagen geöffnet.» Bereits vergangene Woche kam er zum Einsatz. Die Reaktionen darauf seien in der Mehrheit sehr positiv gewesen, wie In-Albon sagt. Widerstand habe es aber von Seiten der Anwohner gegeben. «Nicht für alle Direktbetroffenen ist die Situation einfach zu akzeptieren.»

Die Situation und auch der Vergleich zu anderen Skiregionen zeige einmal mehr auf, dass es mittel- und langfristig neue Parkplatzlösungen brauche. Matthias In-Albon begrüsst, dass der Finanzplan der Gemeinde ein Parkhaus in Schönried vorsieht. «Wir müssen Gemeinsam mit dem GST und der Gemeinde Lösungen finden.» Weshalb andere Player mithelfen müssen, begründet In-Albon folgendermassen: «Unsere Parkplätze werden weiter von sehr vielen Spaziergängern und Langläufern mitbenutzt. Diese Angelegenheit ist deshalb unter anderem ein Infrastrukturthema von öffentlichem Charakter. Deshalb braucht es eine gemeinsame Projektausarbeitung.»

MOB stiess an die Grenzen
Auch die Züge der MOB waren während der Festtage übervoll. Jérôme Gachet, Leiter Kommunikation, sagt dazu, dass die Ferienzeit immer sehr geschäftig sei und die MOB danach bestrebt, diesen aussergewöhnlichen Andrang im Rahmen ihrer technischen Möglichkeiten bestmöglich zu meistern. Dabei spielten mehrere Faktoren wie z.B. die Anzahl der verfügbaren Fahrzeuge eine Rolle. Die Züge seien, so weit wie möglich, verstärkt worden. Die Situation sei aber am 30. Dezember durch einen Unfall an einem Bahnübergang in Schönried verschärft worden. Er habe die MOB gezwungen, einen Zug zu stornieren. Am 2. Januar hätten das Juskila an der Lenk mit fast 600 Kindern die Kapazitäten weiter strapaziert.

Die Beschwerden hätten sich im Rahmen der anderen Jahre bewegt. «Wir entschuldigen uns bei den Passagieren, die nicht unter optimalen Bedingungen gereist sind, und versprechen, dass wir unser Bestes tun, um sie zufriedenzustellen.» Gachet empfiehlt Leuten, die sitzen möchten, eine Platzreservation.
Der Fernsehsender SRF strahlte in «Schweiz aktuell» über die Festtage mehrere spannende Folgen über das Thema Bergbahnen aus. Dabei kamen verschiedene Destinationen wie Gstaad, Pizol oder Flims/Laax zu Wort. Sie können im Internet nachgeschaut werden.


DYNAMIC PRICING ANGEL AUFEN

Ab dieser Saison hat die BDG, wie andere Skiregionen bereits früher, das Dynamic Pricing eingeführt. Ähnlich wie bei Flügen variiert der Preis je nach Saison und je nachdem, wann man bucht. Frühbucher erhalten recht hohe Rabatte, je näher der Skitag rückt, desto teurer wird das Billett, maximal aber 74 Franken an Spitzentagen und in der Hochsaison. «Wir haben vor allem von Familien und Frühbuchern sehr positives Feedback erhalten», reflektiert Matthias In-Albon, Geschäftsführer der Bergbahnen Destination Gstaad AG. Preissensible Gäste aber hätten mit Bedenken auf das neue System reagiert. Mit Dynamic Pricing verfolgt die BDG verschiedene Ziele: günstige Tickets für Frühbucher und Familien, mehr Onlinebuchungen, Steigerung der durchschnittlichen Skitage pro Skifahrer und eine optimaler Abschöpfung der Kaufkraft aufgrund der Glättung der Auslastung sowie Erhöhung der durchschnittlichen Verweildauer im Skigebiet. Bisher konnte die BDG alle Ziele erreichen, ausser dass sie noch nicht beziffern kann, ob die Erträge höher sind. «Dafür braucht es eine detaillierte Abrechnung über die gesamte Saison betrachtet, dafür ist es somit zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh.»

 


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