Das Urgestein der Scherenschnittzunft

  21.01.2020 Nachbarschaft

Mit Anne Rosat und Ueli Hauswirth, die der Galerist Jürgen Glatz als «Urgestein» in der Kunst des Scherenschneidens bezeichnet, wurde am Sonntag im «Hüsy» Blankenburg die neue Ausstellung eröffnet, die bis zum 12. April gezeigt wird. Lebendig und fröhlich wirken die Exponate und laden zum Sinnieren und Verweilen ein.

LOTTE BRENNER
An der Vernissage vom Sonntag hielt der Galerist Jürgen Glatz ein kurzes Plädoyer auf die Scherenschnittkunst: «Hervorragende Künstlerinnen und Künstler beleben seit Jahrhunderten dieses Kunsthandwerk. Diese Tradition wurde in all den Jahren gepflegt und weitergeführt.» In diesem Sinne wählte er für die diesjährige Winter/Frühlingsausstellung zwei ihrer bekanntesten zeitgenössischen Vertreter. Glatz führte die unsterbliche Beliebtheit dieser Volkskunst vor Augen, indem er auf die vielen Gebrauchsgegenstände im Alltag aufmerksam machte, die mit Scherenschnitten verziert sind. Dass die Preisliste, die im Galerie-Restaurant «Hüsy» aufliegt, die Bilder ohne Titel aufführt, ist Beweis dafür, wie sehr die Darstellungen für sich selbst sprechen. Der Betrachter durchlebt ganze Geschichten.

Zwei interessante Biografien
Die 85-jährige Anne Rosat, die sich im In- und Ausland einen Namen gemacht hat, arbeitet mit akribischer Genauigkeit. Dabei sprüht sie vor Lebenskraft. Die Bilder sind bunt, die Motive voller Herz und Gemüt. Neben ihren farbenfrohen Scherenschnitten prangen festliche Bijoux in Silber und Gold – edelmetallische Schönheiten, wahrhaft fürstlich. Die in Belgien geborene Anne Rosat wohnt seit 1958 in der Schweiz und begann 1969 erste Scherenschnitte anzufertigen. Ihre ersten Ausstellungen waren in Zürich. Dazu bekennt Rosat: «Die Deutschschweiz gab mir die erste Chance.» Es folgten Ausstellungen unter anderem in Paris und New York, doch zieht es sie stets in unsere Gegend. Und sie überrascht mit immer neuen Ideen.

Ueli Hauswirth, 1944 in Saanenmöser geboren, lebt heute in Zweisimmen. Er schildert, wie er als Bub schon auf das Ausschneiden von Figuren gestossen ist. Nämlich, als er aus Veloschläuchen Steinschleudern fertigte. Da kam er auf die Idee, Enten und Hasen in den Gummi zu schneiden. Später entdeckte er, wie man Tiere kunstvoll aus dem Papier schneiden kann. Seine Schwarzweiss-Darstellungen beinhalten denn auch Motive aus der Natur, vorwiegend eben Tiere. Seine Eisenbahnerlaufbahn mit unregelmässigem Dienst kam ihm bei seinem Hobby zugut. Die zweite Vorliebe gilt der klassischen Musik, die ihn nach eigener Aussage zum Scherenschneiden motiviert. «Doch manchmal verpasse ich vor lauter Konzentration dann die Musik», gibt Hauswirth offenherzig zu. Auch er schaut bereits auf über 100 Ausstellungen zurück und bereichert die Szene doch immer wieder neu.


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