Geschichten von und über Lauenen

  28.01.2020 Lauenen

Im Anschluss an die Versammlung erzählte Victor Brand Interessantes aus der Geschichte von Launen.

ANITA MOSER
Victor Brand wohnt in der Lauenen und arbeitet als Flughelfer bei der Air-Glaciers. Eines seiner Hobbys ist die Erforschung der Geschichte von Lauenen. «Es hat mich gepackt», erklärte er den Anwesenden. Seine Ausführungen untermalte er mit alten – zum Teil sehr alten – Fotos.

Die ältesten Schriften über Lauenen, Personennamen, Flurnamen, reichen zurück bis ins Jahr 1312. «Lauenen war damals noch Niemandsland», so Brand. Das Tal war im Grundbesitz von den Wallisern – den Herren von Raron und Ayent. Die Walliser hätten die Weiden wohl als Sommerweiden genutzt. Die Walliser haben einen Teil des Grundbesitzes über all die Jahrhunderte halten können. «Die Walliser Wispile gehört nach wie vor den Wallisern», erklärte Victor Brand. Die Berge seien wohl schon als Berge genutzt worden und wahrscheinlich habe man auch schon Käse hergestellt.

«1324 sind vier Brüder Namens Gander eingewandert und haben sich hier niedergelassen.» Woher sie gekommen seien, wisse man nicht. Im Laufe der Jahre seien immer mehr Menschen eingewandert, hätten das Gebiet nutzbar gemacht, brandgerodet.

Reise zum Papst
Eine Kirche im Dorf habe es damals nicht gegeben. 1447 sei die Kirche in Saanen fertiggestellt worden. Die Lauener mussten nach Saanen «z Predig», so Brand. Man stelle sich vor, wie das gewesen sei in Wintern mit Unmengen Schnee. Um 1518 sei Peter Tüller von der Lauenen nach Rom gereist und habe den Papst um Erlaubnis gefragt, eine Kirche zu bauen. «Peter Tüller war sicher der Fähigste oder man hat ihm am meisten zugetraut – oder am wenigsten …», schmunzelte der Referent. «Er hat es geschafft, 1518 konnte mit dem Bau begonnen werden.» Die Bauzeit dauerte zehn Jahre. 1739 wurde der Kirchturm bei einem Sturm zerstört und wieder aufgebaut.

Dürrseeli und Lawinenniedergänge
Der Gletschersee sei regelmässig ausgebrochen, erzählte Brand. Erstmals 1640, dann 1744 und 1778 gab es einen weiteren Ausbruch und einen der schlimmsten in der Nacht auf den 2. August 1862. Es habe damals viele Schäden gegeben, am Lauenensee, aber auch im Rohr. «Geröllablagerungen sind noch heute sichtbar.»

Auch von schweren Lawinenniedergängen war Lauenen nicht verschont. Im Vergleich zu andern Orten im Berner Oberland habe es im Saanenland aber relativ wenige Lawinentote gegeben, die meisten davon in der Lauenen. 1719 kam Hans von Siebenthal mit seinem Knecht auf der Grabenbrücke in einer Staublawine um. «Sie wollten das Vieh besorgen und wurden verschüttet.» Vermisst wurden sie erst anderntags. 1785 wurden in der Region Enge zwei Personen samt Haus von einer Staublawine verschüttet. «Heute steht dort kein Wohnhaus mehr, nur noch eine Scheune.» In der gleichen Zeit sei im Primelod eine grosse Lawine – die ganze Flanke – heruntergekommen. Zu Tode gekommen sei zum Glück niemand, aber es sei grosser Waldschaden entstanden und zwei Wohnhäuser, zwei Stafel, fünf Schürleni seien zerstört worden. Eine Maria Schwizgebel habe in der Region Feutersoey gelebt. «Sie besass eine Kuh und ein paar Geissen. Diese haben überlebt, weil die alleinstehende Frau sie in die Stube geholt hat», wusste Victor Brand. 1793 kamen Abraham Annen und seine Schwester im Wohnhaus in der Enge durch eine Staublawine um. Die Ehefrau habe man verletzt bergen können. 1847 wurden Jakob Schopfer und der elfjährige Ueli Haldi bei der Huribodenbrücke von einer Lawine erfasst und tödlich verletzt. Auch sie waren unterwegs zum «Hirten». Jakob Schopfer habe man anderntags gefunden, den elfjährigen Knaben erst drei Tage später. «Man hatte damals noch keine Suchmittel. Man hat gesehen, dass eine Lawine in der Region Lauenenhorn heruntergekommen ist und hat dort alles umgeschaufelt.» Jakob Schopfer hinterliess drei kleine Kinder und seine schwangere Frau. Man habe damals mit diesen Naturgefahren gelebt, so Brand. «Das Vieh musste besorgt werden und man hoffte, dass man verschont blieb.»


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