Joris Ryf und Marion Fromberger siegen am 5. Snow Bike Festival

  21.01.2020 Sport

Zum fünften Mal kamen über 100 Radsportbegeisterte aus der ganzen Welt an das Gstaader Snow Bike Festival und trotzten Kälte, Schnee und Wind. Vier Herren aus dem Saanenland kämpften sich durch alle drei Etappen.

DAMIAN STÄHLI
Die Fahrerinnen und Fahrer, die an allen drei Renntagen auf der Strecke unterwegs waren, legten mindestens 114 Kilometer zurück. Die Marathonstrecke hielt noch 23 Extrakilometer bereit. Dank der UCI-Klassifizierung des Rennens in Gstaad können Profisportler wichtige Weltranglistenpunkte in ihrer Sportarte holen. Aber auch den Hobbyfahrern standen spektakuläre Abfahrten, kämpferische Anstiege und ein wunderschönes Panorama offen. Dieses Jahr wurde der Fokus auf den Breitensport gelegt und das Rennen um eine Tagesetappe gekürzt. Ebenso kam den Amateurfahrern die Möglichkeit, nur den zweiten Tag zu fahren oder eine kürzere Strecke zu wählen, entgegen. Sogar ein Tandemteam, Andreas Zihler und Ralph Loosli, nahm die mühsamen drei Etappen über die lange Distanz unter die Räder. Jedoch traten in diesem Jahr weniger Spitzensportler beim Winterrennen an und auch gesamthaft nahm die Teilnehmerzahl ab.

Eröffnungsetappe
Das Festival wurde am Freitag mit einer 19km langen Etappe eingeläutet. Das Wetter überzeugte noch nicht, war es doch ein bedeckter, grauer Tag, jedoch mit milden Temperaturen. Entlang der Saane ging es für die Bikerinnen und Biker Richtung Saaner Skipiste und weiter zum Restaurant Waldmatte. Es folgte ein anstrengender Part mit dem Aufstieg aufs Eggli. Erreichten die Sportlerinnen und Sportler die Höhe von über 1600 Metern über Meer, erwartete sie eine rasche Abfahrt auf dem Schlittelweg bis hinunter zur Langlaufloipe und zurück ins Dorf. Der 22-jährige Schweizer Joris Ryf, der als grosse Nachwuchshoffnung gilt und sein erstes Jahr bei der Elite mitfährt, konnte die Etappe für sich entscheiden. Bei den Frauen gewann Marion Fromberger aus Deutschland, die spätere Gesamtsiegerin. Dazu wurde ein Kinderrennen durchgeführt, bei dem sich einheimische Kinder und Jugendliche miteinander massen.

Es war ein guter Auftakt in das Rennwochenende und die Ausgangslage für die weiteren beiden Renntage blieb spannend.

Zweiter Tag über die langen Distanzen
Am zweiten Tag konnten die Fahrer zwischen der Halbmarathon- (37 Kilometer) und der Marathondistanz (60 Kilometer) wählen. Diese Etappe konnten auch als Einzelrennen, also losgelöst von der dreitägigen Gesamtwertung, bestritten werden.

Der Start war wie am Vortag beim Hotel Park Gstaad, dem Eventpartner, und führte über die Promenade kräfteraubend hinauf Richtung Turbach. Dort teilte sich das Feld bereits sehr schnell und eine Vierergruppe setzte sich ab.

Weiter ging es Richtung Wasserngrat und via Lauenen hinauf zum Lauenensee. Anschliessend wartete bei der Wispile eine rasante Abfahrt entlang der Skipiste auf die Fahrerinnen und Fahrer. Die Halbmarathonfahrer bogen Richtung Gstaad ab und nahmen Kurs auf das Zielgelände. Die Marathonstrecke hielt noch eine Schlaufe in Richtung Gsteig bereit, bevor sie in die Zieleinfahrt beim Eisbahnareal mündete. Ein Highlight für die Bikerinnen und Biker war dort sicherlich die Fahrt durch den Kuhstall von Hannes Schopfer vorbei an vierbeinigen Zuschauern.

Das Rennen war geprägt von vielen Strapazen. Gerade die Strecke Gsteig– Feutersoey verlangte den Teilnehmenden alles ab und das Bike musste stellenweise sogar gestossen werden. Die Sportlerinnen und Sportler fanden im weichen Schnee keinen Halt und rutschten schlicht weg. Die Siegerin der zweiten Etappe über die lange Distanz bei den Frauen, Nathalie Weingart, meinte nach dem Rennen: «Ich bin einiges gerannt, aber auch einiges gefahren.»

Joris Ryf konnte sein Leadertrikot verteidigen und wählte die breiten Räder, aus denen er im Schlussteil sogar noch Luft liess, um mehr Auflage im weichen Untergrund zu haben. Auf die Etappe am Sonntag freue er sich, teilte er im Interview am Samstag mit. «Die Strecke liegt mir, ich konnte sie im letzten Jahr sogar gewinnen. Mein Ziel morgen ist ganz klar der Sieg.»

Glühende Bremsen am dritten Tag
Die ersten Kilometer der Schlussetappe gingen steil nach unten und forderten von den waghalsigen Fahrerinnen und Fahrern viel Konzentration. Bei eisigen Temperaturen wartete eine Downhillstrecke vom Rinderberg über die Skipiste zur Mittelstation. René Walker, der als Vorfahrer auf Ski unterwegs war, sagte nach seinem Einsatz: «Es ist unglaublich, mit welchem Tempo die Ersten im Feld hier runterfahren. Ich musste in die Hocke, um an vorderster Position zu bleiben.» Dort angekommen ging es weiter durch den Schnee in Richtung Saanenmöser und anschliessend zum Zielgelände in Gstaad. Die Strecke wurde am Vortag noch leicht angepasst, da die Talabfahrt bis nach Zweisimmen aufgrund des Schneemangels noch nicht geöffnet war.

Ein Fahrer musste das Rennen frühzeitig beenden, da er so stark an den Fingern fror, dass er seine Bremshebel nicht mehr sicher betätigen konnte. Auch das Tandemteam musste wegen überhitzter Bremsscheiben einen Zwischenstopp einlegen. Es brauchte viele Hände voll Schnee, um das Velo wieder fahrtauglich zu bekommen. Die Fahrt konnte für die beiden weitergehen und im Ziel liessen sie sich von allen feiern.

Der führende Joris Ryf hatte zwischenzeitlich 93 km/h auf seinem Tacho, musste aber Oliver Waser und Stefan Dolder in der Abfahrt ziehen lassen. «Das Risiko eines Sturzes bei diesem Tempo war mir einfach zu hoch.» Da die beiden aber nur den Downhill-Teil bestritten, war Ryfs zweiter Triumph nach 2018 gesichert. Bei den Frauen siegte Marion Fromberger aus Deutschland.

Jeder Finisher erhielt eine Medaille und eine Umarmung nach der Zielüberquerung unter grossem Jubel der Zuschauer. Dieser herzliche Empfang ist sinnbildlich für den ganzen Event.

Erfolgreiches Rennwochenende
Es waren drei erfolgreiche Tage für die Organisierenden wie auch für die internationalen Fahrerinnen und Fahrer. Die Zuschauer kamen bei diesem lokalen Anlass mit spektakulärer Streckenführung auf ihre Kosten. Die vier Einheimischen Simon und Ruedi Kistler, Patrick Ummel und Steve Reichenbach kämpften sich durch die drei Tage. Ausnahmslos jede Fahrerin und jeder Fahrer lachten bei der Ankunft, auch wenn der Körper total erschöpft und der Bart und vielleicht auch das Lächeln gefroren waren. Der Veranstalter zeigte sich sehr zufrieden mit dem Event. Die vielen Samariter bei den Streckenposten mussten glücklicherweise nie eingreifen.

Auszug aus der Rangliste: Gesamtwertung Damen: 1. Fromberger Marion, 07:23:42; 2. Andersom Aileen, 08:52:29; Herren: 1. Joris Ryf, 04:44:51; 2. Wegner, Sönke, 05:20:59; 3. Gathof Daniel, 05:27:01; ferner: 6. Kistler Simon, 8. Reichenbach Steve; 18. Kistler Ruedi, 19. Ummel Patrick

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/uo42bx7
Video:https://tinyurl.com/v666bxz

 


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