Wundervolle Musik zum Geburtstag der Sommets Musicaux

  24.01.2020 Kultur

Die Sommets Musicaux de Gstaad werden 20-jährig. Die Jubiläumssaison ist gespickt mit tollen Konzertanlässen mit internationalen Gastmusikern und -musikerinnen. Jedes Konzert ist geprägt von grossen Persönlichkeiten und Virtuosen. Vom 31. Januar bis zum 8. Februar liegt in Saanen, Gstaad und Rougemont also Klassik vom Feinsten in der Luft.

LOTTE BRENNER
Vor fünf Jahren, nach dem Tod von Thierry Scherz, hat die Direktorin Ombretta Ravessoud, die von der ersten Stunde an am Festival mitwirkte, die Zügel in die Hände genommen. Heute, anlässlich des 20. Geburtstag der Sommets Musicaux, hat sie sich bereit erklärt, dem «Anzeiger von Saanen» ein paar Fragen zu beantworten.

Wie die Zusammenarbeit mit dem künstlerischen Leiter Renaud Capuçon zeigt, hatten Sie mit dessen Wahl ein sehr «glückliches Händchen». Wie kam es damals zu dieser Verbindung? Wie und wo haben Sie Capuçon gefunden?
Ja, es ist eine grosse Chance, auf Renaud Capuçon zählen zu dürfen. Nach dem Tod von Thierry Scherz habe ich mich 2014 dazu entschlossen, die Leitung des Festivals zu übernehmen. Ich fand bald grosse Unterstützung vonseiten vieler Gönner und dem neu entstandenen Verein der Festivalfreunde. Renaud Capuçon habe ich 2014 in der Kirche Rougemont anlässlich eines Rezitals kennengelernt. Nach dem Tod von Thierry im Juli vermittelte mir die ihm nahestehende Mäzenin Aline Forel Destezet einen direkten Kontakt zu ihm. Ich bot ihm die künstlerische Festivalleitung der Sommets Musicaux an, welche er freudig annahm. Wir sind sehr glücklich über die tolle Zusammenarbeit. Der Esprit der Sommets Musicaux im Sinne von Thierry Scherz blieb erhalten, darüber hinaus gewinnt das Festival durch Renaud Capuçon in der internationalen Szene an Bekanntheit und Glaubwürdigkeit. Im Weiteren konnte Vera Michalski-Hoffmann, welche die Sommets Musicaux als Mäzenin bereits unterstützte und seit Jahren jeweils an zwei Konzerten das Patronat übernommen hatte, als Präsidentin des Festivals gewonnen werden. Diese kontinuierliche Unterstützung sicherte das Festival.

So wie Sie, Ombretta Ravessoud, und die «Amis des Sommets Musicaux» dem Festival die Treue halten, tauchen auch immer wieder dieselben Künstlernamen im Programm auf. Welche Künstler feiern ebenfalls ein Treuejubiläum? Welche traten in den letzten fünf Jahren schon mehrfach auf und welche davon hat auch Thierry Scherz schon engagiert?
Es sind viele Artisten, die in den letzten 20 Jahren mehrmals aufgetreten sind: Jean-Yves Thibaudet, Martha Argerich, Xavier de Maistre und viele andere mehr.

Ihre Zahlen belegen, dass sich das Festival nicht nur behaupten kann, sondern es weist steigende Umsatzzahlen und ein mehrfaches Publikum auf. Wie Sie kürzlich der Presse gegenüber sagten, zieht dies auch eine grössere Anzahl an Konzertveranstaltungen nach sich. Haben Sie sich auch schon Gedanken über eine örtliche Expansion gemacht, zum Beispiel weitere Austragungsorte in Kirchen oder Sälen?
Die Anzahl Konzerte variiert von einer Saison zur andern und wir können nicht von einer eigentlichen Expansion sprechen. Im Moment sehen wir von weiteren Austragungsorten ab. Wir beabsichtigen auch nicht, die Dauer zu verlängern. Unser Festival dauert neun Tage, vom Freitag bis am Samstag der folgenden Woche. Wir wollen das so beibehalten, denn wir setzen auf Qualität und nicht auf Expansion. Trotzdem ist erwähnenswert, dass Renaud Capu- çon seit 2019 in der Kirche ein Gratiskonzert für Kinder eingerichtet hat, das wir in dieser unentgeltlichen Form beibehalten werden.

Insgesamt ist die Anzahl der Konzerte doch leicht angestiegen. Waren es im Jahr 2000 noch fünfzehn, so sind es heute zwanzig Anlässe. Heuer, im Jubiläumsjahr, werden gar 22 Anlässe angeboten, wobei zwei davon gratis sind. Die Besucherzahlen variieren zwischen 3800 und 4200. Die Platzzahl hängt von den Austragungsorten ab. Die Kirche in Rougemont bietet 280 Sitzplätze, im Vergleich zur Kirche Saanen, die über 630 Plätze verfügt. Vermehrt treten ganze Orchesterensembles in der Kirche Saanen auf. Dafür wird dann der Kirchenchor für das Publikum geschlossen, was das Platzangebot wiederum um rund hundert Sitze reduziert.

Das Jubiläumsprogramm ist ja nur so gespickt mit musikalischen Höhepunkten. Dazu kommen zwei Gratiskonzerte. Wie sieht das Mehrbudget aus? Konnten Sie nebst den Festivalfreunden grosse Sponsoren dazugewinnen?
In der ersten Zeit konnte das Budget unter einer Million Franken gehalten werden. Diese Grenze wurde 2011 überschritten, aber danach hat sich das Budget stabilisiert. Es ist zu berücksichtigen, dass allein die Spesen der Künstler (Gagen, Unterkunft, Reise) sich jährlich um die 500’000 Franken bewegen. Demnach war für 2019 1’220’000 Franken budgetiert und für dieses Jahr grenzt es an die 1’250’000. Im Jubiläumsjahr, zum 20. Geburtstag, belaufen sich die Kosten für Künstler-Engagements und auch für Presse und Werbung höher.

Hinsichtlich der Sponsoren haben wir grosses Glück: Jedes Konzert ist durch ein Patronat oder einen Sponsor abgedeckt. Das bedeutet, dass jeder Anlass im Voraus finanziert ist und wir keinerlei Risiken eingehen müssen. Im Jubiläumsjahr übernehmen die Festivalfreunde zwei Konzerte. Es ist gut, zu wissen, dass sich das Festival auf diesen Verein verlassen kann. Es gibt dem Festival Rückhalt. Des Weiteren werden die Konzerte in der Kapelle von privaten Gönnern und Institutionen unterstützt.

Wie geht es nach der Jubiläumssaison weiter? Haben Sie schon Pläne für die nächsten fünf Jahre?
Wie gesagt, wird auch nächstes Jahr an der Festivaldauer von neun Tagen festgehalten. Die Geige wird im Vordergrund stehen, und wir werden die Zusammenarbeit junger Künstler mit grossen Persönlichkeiten der klassi schen Musik weiter fördern.

Welche Höhepunkte waren für Sie in den 20 Jahren des Bestehens besonders eindrücklich und welche «Feuerwehrübungen» – Rettung in letzter Not – gab es?
Der schwierigste Moment war im Juli 2014 der Hinschied von Thierry Scherz. Zum Glück hatte er das Programm 2015 komplett vorbereitet, sodass ich das Festival in gewohnter Art durchführen konnte. Wir hatten nie grosse Probleme mit Absagen. Kam es selten doch mal vor, so erhielten wir dank den guten Kontakten von Renaud Capuçon sofort einen guten Ersatz in gleicher Qualität.

Zuletzt möchte ich Ihnen ein Schlusswort geben – ein Statement, das Ihnen ganz persönlich am Herzen liegt.
Ich bin ausserordentlich glücklich, dass dieses Festival weiter existiert, nachdem wir es mit Thierry Scherz mit viel Arbeit, Ausdauer und Geduld ins Leben gerufen hatten. Für mich ist es eine grosse Genugtuung zu sehen, wie es sich entwickelt und wie gross sein Bekanntheitsgrad und die Anerkennung heute ist. Ebenso dankbar bin ich für die Treue des Publikums und der Gönner.


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