Der Notparkplatz in Saanenmöser bewegt(e)

  04.02.2020 Saanenmöser

Mit steigenden Mitgliederzahlen, der positiven Entwicklung des Dorfladens und einer Jahresrechnung mit geringerem Defizit als budgetiert verlief der Hauptteil der Dorfversammlung in Saanenmöser ruhig. Emotionaler und bewegter wurde es, als die Einrichtung des Notfallparkplatzes über die Feiertage zur Sprache kam.

JENNY STERCHI
Die Besucher der Dorfversammlung in Saanenmöser waren zahlreich erschienen und erwarteten die unter dem letzten Traktandum Varia angekündigten Ausführungen zur Parkplatzsituation in der Altjahrswoche mit Spannung.

Zeitgleich mit der Einrichtung des Notfallparkplatzes drangen Rückmeldungen erzürnter Anwohner und Gäste sowohl an die BDG als auch an die Dorforganisation Saanenmöser.

Erfolg mit bitterem Nachgeschmack
«Das Gästeaufkommen zwischen Weihnachten und Neujahr hat alle Rekorde gebrochen», so führte Solveig Lanz, Präsidentin der Dorforganisation Saanenmöser, in das letzte Traktandum ein, in dem der Notfallparkplatz zwischen Lätzgüetli und dem Hotel Hornberg zur Sprache kam. Neben Beschwerden einiger Anwohner über versperrte Zugänge während der Feiertage und die unglückliche Wahl des Geländes unmittelbar neben dem Kinderskigelände wurde von Anwesenden auch die Legalität dieser Flächennutzung in Frage gestellt.

Andere Versammlungsteilnehmer äusserten sich erfreut über dieses Gästeaufkommen, das den Erfolg der neuen Gondelbahn beweise. Vorschläge zur Entlastung der Verkehrssituation via Shuttlelösungen und der Verweis, dass sich diese Ausnahmesituationen nur an vereinzelten Tagen in der Wintersaison und bedingt durch den akuten Schneemangel beim Einstiegsportal Zweisimmen einstellten, wurden eingebracht.

Umstrittene Notlösung
Heinz Brand erklärte als Vertreter der BDG die Situation, die zwischen Weihnachten und Neujahr zur Einrichtung eines Notparkplatzes in Saanenmöser geführt hat. Zwischen 20 und 30 Prozent mehr Gäste führten im besagten Zeitraum zum kompletten Verkehrschaos in Saanenmöser.

«Wir haben ein Luxusproblem», so lauteten die einführenden Worte von Emanuel Raaflaub. Vor zehn Jahren sei die Problematik angesichts fehlender Schneesportgäste eine ganz andere gewesen. Er vertrat als Gemeinderatsmitglied an der Versammlung die Gemeinde Saanen und schilderte die gesetzliche Situation. Demnach sieht die Überbauungsordnung in diesem Bereich eine Nutzung für intensive Nutzung, zum Beispiel für den Schneesport, wenn auch nicht als Parkflächen, vor. Der Verantwortliche vom kantonalen Amt für Gemeinde- und Raumordnung Bruno Künzi konnte für eine kurzfristige Notlösung, beschränkt auf diesen Winter, unbürokratisch die Hand bieten. Die Zustimmung der Eigentümer angrenzender Parzellen sei wichtige Voraussetzung dafür.

In einer kurzfristigen Krisensitzung verständigten sich die BDG, die Gemeinde Saanen, die Kantonspolizei und der Regierungsstatthalter auf die Einrichtung eines Notparkplatzes zwischen Lätzgüetli, Winterwanderweg und Romantik Hotel Hornberg als kurzfristige Entlastungslösung. Brand versicherte, er habe die Zustimmung der Landeigentümer erhalten. Bedauerlicherweise seien die Besitzer angrenzender Parzellen übergangen worden. «Ich bitte in aller Form um Entschuldigung für die Hauruck-Übung, bei der auch einiges nicht nach Plan verlaufen ist.» Heinz Brand betonte an der Versammlung: «Dieser zusätzliche Parkplatz ist zunächst eine Notlösung für die laufende Saison und wird ausschliesslich dann genutzt, wenn alle übrigen Parkplätze im Dorf belegt sind.» Den Verantwortlichen wurde mangelnde Initiative in der Vergangenheit und unzureichende Kommunikation vorgeworfen. Das Problem sei schon länger bekannt, Projekte wie zum Beispiel einer Brücke zur Entlastung des Dorfes seien angedacht, jedoch nicht weiterverfolgt worden.

Wie weiter?
«Die Notlösung in diesem Winter kann keine Dauerlösung sein», versicherte Brand. Für die Definition zukünftiger Lösungsmöglichkeiten seien, so die Präsidentin und Gemeinderat Raaflaub, alle Beteiligten gefordert. Es müsse ein öffentlich ausgelegtes Projekt verfasst werden, bei dem die Verkehrswege im Dorf umgangen und genügend Platz an einem Ort geschaffen würden. Gstaad Saanenland Tourismus, die BDG und die Gemeinde Saanen sind sich ihrer Verantwortung bewusst, bereits in diesem Sommer an einer dauerhaften Parkplatzlösung zu arbeiten. Auch die Dorforganisation Saanenmöser müsse dafür zu Rat gezogen werden.

Für den Rest der laufenden Wintersaison, so Brand, hoffe er auf das Verständnis und das Einsehen der unzufriedenen Anwohner für die Nutzung des eingerichteten Notfallparkplatzes.

Und dann noch die Versammlung
«Die Dorforganisation Saanenmöser erfreut sich wachsender Mitgliederzahlen. Der Zauberweg – eine Lichtinszenierung um das Restaurant Lochstaffel – und das für im Sommer geplante Freilichttheater im Haseloch seien publikumswirksame Projekte in Saanenmöser, die es zu unterstützen gelte.

Die Finanzen hat die Dorforganisation im Griff, schloss doch die Jahresrechnung mit einem Defizit von 2592 Franken weit unter dem budgetiereten Verlust von 4900 Franken.

Auch der Dorfladen verkündete erfolgreiches Wirtschaften. Er schloss das vergangene Geschäftsjahr mit einem positiven Ertrag ab. Die Umsätze sowohl im Laden als auch im Bistro seien höher als im vorhergehenden Jahr gewesen. Ausserdem hat die Genossenschaft den Geschäftsraum von der Frautschi Sports AG abgekauft.

Wie bereits an den Dorfversammlungen in den anderen Dörfern schilderte auch in Saanenmöser Flurin Riedi, Geschäftsführer von Gstaad Saanenland Tourismus, die Visionen zur Destinationsentwicklung in der Zukunft. Die Bemühungen, Touristen ins Saanenland zu holen, bewegten sich in Richtung Ganzjahrestourismus. Das sei ein sehr hochgestecktes Ziel und der Zwischenschritt zu einer acht statt sechs Monate dauernden Saison sei dabei sehr wichtig.

Versöhnlicher Ausklang
Solveig Lanz schloss die Versammlung mit der Aufforderung, beim anschliessenden Apéro das Gespräch mit den Beteiligten zu suchen. Und so wandelte sich der Versammlungsraum im Romantik Hotel Hornberg zu einer offenen Diskussionsfläche, auf der sich manche erhitzte Gemüter im Dialog wieder abkühlten.


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