Er platzte unangemeldet in Picassos Leben

  25.02.2020 Gstaad, Kultur

Die beiden Freunde sprachen nicht dieselbe Sprache und verstanden sich trotzdem bestens. Im Vieux Chalet in Gstaad sind zurzeit in privatem Rahmen Fotografien von David Douglas Duncan und ausgewählte Werke von Picasso ausgestellt, die einen faszinierenden Einblick in das Leben und Schaffen des grossen Malers erlauben.

MARTIN GURTNER-DUPERREX
Er platzte 1956 mit seiner Kamera unangemeldet in das Leben Picassos, als dieser gerade in der Badewanne seiner Villa La Californie in Cannes sass. Trotz dieser ungebührlichen Vorgehensweise – oder vielleicht gerade deswegen – entwickelte sich eine Freundschaft zwischen dem Fotografen David Douglas Duncan und dem Malergenie. Während vielen Jahren hielt Duncan das Leben und Schaffen des grossen Künstlers mit seinen unkonventionellen Fotografien fest. Zurzeit ist eine Auswahl dieser faszinierenden Bilder zusammen mit Werken von Picasso im Vieux Chalet in Gstaad zu sehen. «Obwohl Picasso nur französisch und spanisch sprach und Duncan nur englisch, verstanden sich die beiden bestens», erklärte James Koch, Partner der Galerie Hauser & Wirth, die für die Ausstellung verantwortlich zeichnet.

Einfach abgedrückt
«Duncan war kein Kunsthistoriker, er hat sich für den Moment interessiert. Er war einfach da und hat abgedrückt, ohne irgendwelches Posing», so Koch weiter. Folglich sieht man auf den Fotos nicht nur Picasso bei der Arbeit in seinem Malstudio, sondern auch, wie er mit seinen Kindern herumalbert oder wie seine damalige Ehefrau Jacqueline im Hintergrund die Zeitung liest. Die Aufnahmen zeigen auch immer wieder das mit fertigen oder unvollendeten Kunstobjekten völlig überstellte Atelier des Meisters. «Wenn man genau hinschaut, entdeckt man auf den Fotografien die gleichen oder ähnliche Werke, welche auch hier im Haus ausgestellt sind», erklärt James Koch. So erhalte der Betrachter einen Bezug zu Werk und Künstler, einen tieferen Einblick in sein Schaffen.

Eine originelle Idee
Der Ausgangspunkt der Ausstellung war gemäss James Koch seine Freundschaft zu Picassos Sohn Claude, dem bei einem Besuch die originelle Idee kam, im Vieux Chalet Fotografien von Duncan mit Werken seines Vaters zu kombinieren. Dementsprechend stammen fast alle ausgestellten Kunstwerke aus jener Periode, also von der Mitte der Fünfzigerjahre bis zu Picassos Tod. «Wir möchten zeigen, wie dieser Künstler gelebt hat und wie gross die Bandbreite seines Wirkens war. Er hat ja nicht nur gemalt, sondern auch Zeichnungen, Linol- und Holzdrucke sowie Keramiken geschaffen.» Als Leitmotive dieser fruchtbaren Schaffensphase erscheinen wiederholt Stiere, Eulen und seine mehr oder weniger abstrakt abgebildete Ehefrau Jacqueline.

Ihm persönlich seien hohe Qualität und Kunstvermittlung sehr wichtig, unterstreicht der Galerist James Koch, und gerade der private Rahmen dieses Hauses eigne sich besonders gut, um zu zeigen, wie man mit Kunst zusammenlebt. Das Interesse an der Ausstellung sei sehr gross sowohl von Sammlern als auch von Privatpersonen – so gross, dass sie leider bereits ausgebucht ist.

Die Galerie Hauser & Wirth zeigt regelmässig Kunstdokumentarfilme im Ciné-Theater Gstaad: www.cine-theater.ch.

www.hauserwirth.com


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote