Ich beneide manchmal die Filmemacher

  04.02.2020 Interview

Ueli Hefti hat das Stück «Ds Schiffglöggli vom Chappeliwald» geschrieben und führt auch Regie.

ANITA MOSER

Ueli Hefti, haben Sie schon viele Theaterstücke geschrieben?
«Ds Schiffglöggli vom Chappeliwald» ist das dritte Stück, das aufgeführt wurde. Geschrieben sind noch zwei weitere.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Eigentlich durch einen Freund aus-Wimmis. Er hat selber Theaterstücke geschrieben, aber mehr mit Jodel und Musik. Ich bin jemand, der eine Geschichte sucht.

Wie kommen Sie auf die Themen?
Einmal habe ich im Wald einen speziellen Spazierstock gefunden. Er hat mich nicht in Ruhe gelassen, bis ich ein Theaterstück geschrieben habe. Zuerst hatte es den Titel «Dr Spazierstock für ds Läbe», am Schluss hiess es «So chunnts guet».

Was sind die Herausforderungen?
Ich beneide manchmal die Filmemacher. Sie können an verschiedenen Orten drehen und anschliessend den Film zusammenschneiden. Ich muss alles auf die Bühne bringen und möglichst noch mit wenig Bühnenwechsel. Ich muss darauf achten, dass ich die richtigen Leute auf der Bühne habe. Das ist manchmal die Herausforderung. Wenn ich mit Schreiben beginne, steht die Geschichte nur ganz «waggelig». Sie ist erst fertig, wenn das Theater beginnt. Der Schluss des aktuellen Stücks hat sich langsam ergeben. Ich wollte einen Teil auflösen, den Leuten aber auch die Wahl lassen, was sie darüber denken. Und ein bisschen Humor musste auch noch rein. Den allerletzten Schluss haben wir zusammen im Team gemacht.

Wie und wann kommen die Ideen?
Das ist verschieden. Ich arbeite oft viel mit Gehörschutz – eine relativ eintönige Arbeit. Gewisse Sachen, wenn ich zum Beispiel etwas für die Bühne adaptieren muss, kommen mir meistens in solchen Situationen in den Sinn. Dann tippe ich ein paar Stichworte in mein Natel. Manchmal kommen mir Ideen auch nachts. Ich bin auch schon um drei Uhr erwacht, bin aufgestanden und hab mich an den Computer gesetzt. Ideen kommen mir auch beim Jodeln, auf der Jagd oder durch einen Ausdruck eines Kollegen. Dann beginne ich zu schreiben und die Geschichte wächst.

Wie stark ist die Geschichte historisch belegt?
Gar nicht. Es ist zwar eine Geschichte, wie sie in dieser Art hätte passieren können. Aber ich habe sie durch das Angebot des Franzosen mutwillig verfälschen lassen, damit sie nicht die Tragik bekommt, wie es vor 100 Jahren gewesen ist. Ich wollte auch niemanden «trappen». Es gibt noch Nachkommen und ich will niemandem zu nahe treten.

Wer ist verantwortlich für die Rollenverteilung?
Ich. Jenen in den ersten drei Akten habe ich die Rollen quasi auf den Leib geschrieben. Ich kenne mittlerweile die Art und die Fähigkeiten der Schauspieler. Ich weiss, wie sehr ich sie aus ihrem persönlichen Ich herausholen kann. Bei den beiden Hauptdarstellern habe ich gewusst, was ich von ihnen verlangen kann.

Und wenn sie ausgefallen wären?
Dann hätte ich schon Alternativen gefunden …


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