120 freie Lehrstellen im Saanenland

  17.04.2020 Saanenland, Volkswirtschaft, Schule

Derzeit sind laut berufsberatung.ch, dem offiziellen schweizerischen Informationsportal der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, landesweit knapp 25000 Lehrstellen unbesetzt. Davon befinden sich etwa 2400 im Kanton Bern und rund 120 im Saanenland.

KEREM S. MAURER
Die Schülerinnen und Schüler der 2. und 3. Oberstufenklassen erarbeiten sich ihren Lehrstoff derzeit zu Hause per Homeschooling. Doch gerade im Frühjahr sollten sie sich mit der Berufswahl und der Lehrstellensuche auseinandersetzen – nun macht ihnen das Coronavirus einen dicken Strich durch die Rechnung: weder Schnupperlehren im üblichen Rahmen noch persönliche Vorstellungsgespräche sind ohne Weiteres in allen Branchen möglich. In vielen Lehrbetrieben werden dennoch händeringend Auszubildende gesucht – auch noch für den kommenden Sommer. Vorstellungsgespräche und Schnupperlehren werden unter Einhaltung der Abstandsregeln und BAG-Vorgaben wann immer möglich angeboten und auch durchgeführt.

Geburtenschwache Jahrgänge
Gibt man in der Lehrstellensuche auf berufsberatung.ch nacheinander die Ortschaften Saanen, Gstaad, Gsteig und Lauenen mit einem Umkreis von jeweils 10 Kilometern ein, addiert die Ergebnisse und subtrahiert eine denkbare Schnittmenge, kommt man auf eine Zahl von rund 120 offenen Lehrstellen im Saanenland. Eine Zahl, die Jonas Wanzenried, Präsident des Gewerbevereins Saanenland, als «annähernd richtig» bezeichnet. Buch darüber, welche Branchen im Saanenland für den kommenden Sommer noch wie viele Auszubildende suchen, werde nicht geführt, erklärt er und nennt neben den einleitend erwähnten Erklärungen auch die geburtenschwachen Jahrgänge als Grund für die vielen offenen Lehrstellen – es hat schlicht weniger Lehrstellensuchende als in den geburtenstarken Jahrgängen. Seit Beginn der Corona-Krise blieb die Lehrstellensituation in der Schweiz stabil, heisst es in einer Medienmitteilung von yousty.ch, der nach eigenen Angaben «grössten Lehrstellenplattform der Schweiz». Das bedeutet, dass noch nicht viele Lehrstellen besetzt worden sind. Viele Lehrbetriebe besetzen ihre Lehrstellen nach wie vor erst nach einem persönlichen Kennenlernen oder nach einer Schnupperlehre.

Schnuppern erwünscht
Auf yousty.ch sind aktuell landesweit über 20’000 Schnupperlehrstellen ausgeschrieben. «Schnuppern ist im Berufswahlprozess sehr wichtig», erklärt Jonas Wanzenried auf Anfrage. Einerseits sei es für die Lehrstellensuchenden sinnvoll, weil sie ihre Wunschberufe in der Praxis kennenlernen könnten und andererseits sei es auch für den Lehrbetrieb wichtig, den künftigen Lehrling persönlich kennenzulernen. «Man kann sich dabei gegenseitig beschnuppern, wie es der Begriff treffend aussagt», so Wanzenried. Auch für Urs Casty, Gründer und Inhaber von yousty.ch, ist «schnuppern im Berufswahlprozess ein elementarer Bestandteil». Und er ergänzt, dass die Jugendlichen heutzutage glücklicherweise gewohnt seien, Informationen online zu beziehen und sich insbesondere mittels Videos zu informieren. Casty verweist diesbezüglich in seiner Medienmitteilung auf den Youtube-Account «Lehrstellen Schweiz», wo über 800 verschiedene Lehrberufvideos Einblicke in zahlreiche Berufe gewähren.

Handwerk hat goldenen Boden
Wer jetzt noch keine Lehrstelle für den kommenden Sommer hat, sei herzlich willkommen, sich zu bewerben, sagt Wanzenried und rät, sich auf den Webseiten von berufsberatung.ch und yousty.ch über seinen Traumberuf oder seine Wunschfirma zu informieren. Danach empfiehlt er die schriftliche Kontaktaufnahme, um das Bewerbungsverfahren einzuleiten, wie man es in der Schule gelernt hat. Wanzenried betont, dass auch handwerkliche Berufe eine vielversprechende Zukunft hätten, nicht nur Computerberufe. Das Sprichwort «Handwerk hat goldenen Boden» habe auch im 21. Jahrhundert nichts von seiner Gültigkeit eingebüsst. Schliesslich biete das duale Bildungssystem nach einer handwerklichen Berufslehre immer noch die Möglichkeit, die erlernten Fähigkeiten an einer Hochschule oder Universität zu erweitern.


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