Sich trauen zu fragen

  07.04.2020 Saanenland

Für viele Kinder ist das Homeschooling eine neue und sehr spannende Erfahrung. Für die Eltern ist es eine unbekannte Belastungsprobe, die einige von ihnen sehr herausfordert. Hilfe gibt es von vielen Seiten, melden müssen sich die Eltern aber selber.

JENNY STERCHI
Die Schulen sind seit nunmehr drei Wochen geschlossen. Auch die Schulhäuser im Saanenland bleiben leer.

Der Bund hat eine Notfallbetreuung für obligatorisch erklärt. «Dieses Angebot wurde in Saanen und Gstaad nur sehr wenig in Anspruch genommen», weiss Eva Frautschi, Schulleiterin der Primarschule in Saanen und der Tagesschule: «Aufgrund der grossen Nachfrage nach Tagesschulplätzen in normalen Zeiten sind wir von einem höheren Bedarf an Betreuung während der ausserordentlichen Lage ausgegangen.» Die Tagesschule in Saanen wird sonst rege genutzt, da viele Eltern in der Hotellerie und Gastronomie arbeiten. In den vergangenen Wochen habe sich jedoch die Situation in vielen Familien verändert. Ein oder sogar beide Elternteile seien vermehrt daheim, da die Beschäftigung ausgesetzt oder ins Homeoffice gewechselt wurde.

Wechsel des Anspruches
Während der ersten Wochen kamen vor allem junge Kinder, die nicht alleine bleiben konnten und beaufsichtigt werden mussten, in die Notfallbetreuung. Inzwischen sind jetzt auch Kinder zum Erledigen der Schulaufgaben dort. «Die Kinder sind in etwa so lang betreut, wie normalerweise der Unterricht dauert», sagt Eva Frautschi und ist froh, dass die Eltern dieser Kinder sich an die Schule gewandt haben. «Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass sich die Eltern nicht zu sehr unter Druck setzen und nicht den Moment verpassen dürfen, wenn die Belastung zu gross wird. «Die Mütter und Väter sind es schliesslich nicht gewohnt, ihren Kindern den Schulstoff zu vermitteln. Das erfordert Geduld und ein realistisches Abschätzen des zeitlichen Spielraums.» Mitunter kollidiere das dann mit den Erwartungen an sich und die Kinder..

Rückmeldungen sind Gold wert
Sowohl die Eltern als auch die Kinder befinden sich gemeinsam in einer Extremsituation. Auch für Familien, in denen unter normalen Umständen beinahe alles rund läuft, kann es zur echten Belastungsprobe werden. «Für die Schulleitungen und die Lehrkräfte ist es sehr viel wert, wenn die Eltern Rückmeldungen geben, in denen auch Fragestellungen enthalten sein dürfen. Uns hilft es sehr, wenn wir erfahren, dass die Aufgabenstellung zu kompliziert oder die Arbeitshinweise unübersichtlich sind», erklärt Eva Frautschi. So könnten Aufgabenstellungen und Lehrinhalte angepasst werden.

Mitunter sei die Sprachbarriere ein Grund dafür, dass das Homeschooling zur echten Hürde wird. Die Angst vor der Erkrankung an Covid-19 sei in manchen Haushalten erheblich, sodass die totale Isolation die Kinder unter Umständen verschreckt und sozial benachteiligt. «Egal, wie die Probleme aussehen, die Familien sollten sich lieber früher als später Hilfe holen», betont Eva Frautschi eindringlich. «Dabei können Lehrkräfte oder die Schulleiter angesprochen werden. Eine wichtige Position nimmt in dieser Situation die Schulsozialarbeit ein, die das Krisenmanagement zu ihrem Tätigkeitsfeld zählt.» Für wieder andere ist es wichtiger, dass die Ansprechperson unbekannt und möglichst neutral ist, wie zum Beispiel bei einer telefonischen Betreuung wie bei der «Dargebotenen Hand». Auch der Austausch unter den Eltern, der, so Frautschi, bereits schon stattfinde, könne helfen, die Erwartungen anzupassen und zu wissen, dass es auch anderen Eltern so gehe.


HILFREICHE TELEFONNUMMERN

Schulsozialarbeit Gemeinde Saanen
Eveline Moser, Leitung, 079 825 79 85
Chakraborty, Shupriya, 079 694 64 88
Brigitte Klenk, 076 364 07 38

Schule Gsteig-Feutersoey 033 755 10 64
Schule Saanen, 033 744 45 35
Schule Lauenen, 033 765 30 58
Schule Gstaad, Rütti, 033 744 20 04
OSZ Gstaad, 033 744 94 29
Schule Schönried, 033 744 94 29
Schule Turbach, 033 744 94 29
Heilpädagogische Schule Gstaad, 033 744 27 18

Notfallnummer übers Wochenende, während der Ferien und bei dringenden Fragen: Elternnotruf, 0848 35 45 55 • [email protected] • www.elterenotruf.ch

Die Kinder können sich auch unter der Nr. 147 oder im Internet unter www.147.ch melden.

Die Dargebotene Hand, 143


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