Drei Weltrekorde als Zeichen der Zuversicht

  26.06.2020 Kultur

Der Hochseilartist Freddy Nock sorgte mit seinem Einsatz auf dem Seil der Kabinenbahn zum Glacier 3000 am Dienstag für schweissnasse Hände bei den Zuschauern und für drei neue Rekordmarken. Neben ihm boten auch Sheila Nicolodi, Ramon Kathriner und David Maillard atemberaubende Vorstellungen auf 3000 Metern über dem Meer.

JENNY STERCHI
Als der Glacier 3000 sich am Dienstag in wunderbares Morgenlicht hüllte, war der Hochseilartist Freddy Nock bereits unterwegs auf den Tragseilen der Glacier 3000 Seilbahn. Es war der Auftakt zu einer einmaligen Show, in der sechs Künstlern aus den unterschiedlichsten Bereichen ein einzigartiges Projekt gelungen ist.

Zuversicht in der Covid-19-Krise
Während mit dem weltweiten Lockdown die Bühne für sämtliche Künste vorübergehend verloren ging, bedeutete er auch den Stillstand vieler Bergbahnen. Gengis Van Gool von der Eventagentur «Show on» nutzte diese Lücke, um einen Anlass zu kreieren, der den Beteiligten Aufmerksamkeit und den Beobachtern Zuversicht bringen sollte. Denn ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich die Menschen in Krisenzeiten gern von Spektakeln wie Kino oder Zirkus haben ablenken lassen.

Und wer am Dienstag Freddy Nock auf dem Seil hat laufen sehen, der dachte an alles andere als an die derzeitige Krisensituation. Die Glacier 3000 Seilbahn gab ihre Anlage gern als Bühne her. Im Normalbetrieb könnte die Anlage nur für Wartungsarbeiten auf diese Weise begangen werden.

Drei Rekorde an einem Tag
Freddy Nock, der weltbekannte Schweizer Hochseilartist, hält bereits 22 Weltrekorde. Für diesen Tag hatte er sich drei weitere Rekorde vorgenommen. Sein Plan war es, 40 Meter auf dem steilsten Stück des Tragseils zurückzulegen, mit dem Velo auf nie erreichten Höhen über dem Boden über das Seil zu fahren und zu guter Letzt blind über 150 Meter auf dem Seil zurückzulegen. Und das alles ohne Sicherung.

Der erste Rekord war nach nur sieben Minuten aufgestellt. Nock, Mitglied einer grossen Artistenfamilie, überwand auf seinem Weg eine Neigung von 39,1 Grad. Damit pulverisierte er seine eigene Rekordmarke, die er vor fünf Jahren in China auf einer Steigung von 38,06 Grad aufgestellt hatte.

Begleitet von einigen Helfern, die alle angeseilt waren, bereitete er sich auf seine Velofahrt in luftiger Höhe vor. In nicht mal neun Minuten erreichte er die 367 Meter entfernte Kabine und war dabei in einer Höhe von 174,4 Metern über dem Boden unterwegs. Damit übertraf er den bis dahin geltenden und von ihm selbst aufgestellten Weltrekord um mehr als 100 Höhenmeter!

Kurz nach elf Uhr erreicht Freddy Nock auf dem Dach der Kabine die Bergstation des Glaciers 3000. Vorher hatte er sich wieder auf das Tragseil begeben und ging, auf dem Kopf einen dank Swarovski glitzernden Helm und einzig mit einer Balancierstange ausgerüstet, 151,11 Meter weit. Auch das hatte noch keiner vor ihm geschafft.

Die wenigen Beobachter, die zur «Glacier 3000 Air Show» eingeladen waren und die um die Bergstation herum ihre Beobachtungsposten bezogen hatten, sahen, wie die Balancierstange schwankte und der Hochseilkünstler auf dem Seil Platz nahm, um sich auszuruhen. So manch einer hielt vermutlich den Atem an.

Artisten und Musik auf dem Gipfel
Nachdem der Artist Ramon Kathriner bereits bei der Station Cabane eine spektakuläre Show mit seinem Todesrad präsentiert hatte, begab er sich anschliessend auf das Dach des Botta Restaurants. Dort stieg er auf einen Mast, der ihn nochmals 12 Meter höher kommen liess und der während seiner Posen darauf unglaublich schwankte.

Der Westschweizer David Meillard verliess die Kabine der Seilbahn, um akrobatische Figuren zu zeigen, während er sich mit nur einer Hand an seinem Luftgurt hielt.

Für den musikalischen Rahmen sorgte DJ Michel Cleis, der sich ebenfalls auf dem Restaurantdach eingerichtet hatte. Die Stimme von Troy Anderson, der von den Bahamas stammt und im aktuellen Film «Capone» die Rolle des Louis Armstrong spielt, schwang durch die Luft, bevor Sheila Nicolodi zum Einsatz kam. Die Schweizerin mit italienischen Wurzeln zeigte eine unglaubliche Pole Dance Show am Ende des Peak Walks by Tissot.

Alle beteiligten Artisten zeigten absolute Höchstleistungen, auch wenn die Luft zum Atmen für sie mitunter hörbar dünn war. Bernhard Tschannen, CEO Glacier 3000, war nachhaltig beeindruckt: «Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Anlage für eine noble Sache zur Verfügung stellen konnten, in einer Zeit, die auch uns schwer getroffen hat.»

Weitere Fotos Seite 14 sowie unter https://tinyurl.com/y8l3rrcu
Video: https://tinyurl.com/y8atvg5t


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