Gutes Honigjahr trotz einiger Gefahren

  16.06.2020 Region, Saanenland, Natur

Albert Einstein soll 1949 gesagt haben: «Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben». Im Winter 2019/2020 gingen im Saanenland rund 13 Prozent der Bienenvölker zugrunde. Die Verluste bleiben damit im dritten Jahr in Folge stabil auf niedrigem Niveau. Damit dies so bleibt, gilt es, schwache Völker zu vermeiden und Jungvölker (Reservevölker) heranzuziehen.

ERICH KÄSER
Ein Bienenstaat umfasst 1 Königin, 300 bis 400 Drohnen und 20 bis 60’000 Arbeiterinnen. Auf dem Hochzeitsflug paart sich die Königin mit 10 bis 15 Drohnen. Nach der Kopulation sterben die Drohnen. Den übrigen männlichen Bienen wird nach dem Bienenjahr die Rückkehr in den Bienenstaat verwehrt oder das Futter verweigert, dies bedeutet ebenfalls den sicheren Tod. Sommerbienen (Arbeiterinnen) haben eine Lebenserwartung von zwei bis sechs Wochen. Die Winterbienen werden im Herbst geboren und betreuen den Stock für vier bis sechs Monate. Eine Königin legt in den Monaten Februar bis August täglich 1000 bis 1500 Eier in die Brutzellen und sorgt für den Fortbestand des Bienenvolkes. Nach ca. vier Jahren endet das Leben der Königin und eine neue muss an ihre Stelle treten und der Kreislauf beginnt von vorne. Die Königin gibt permanent eine Substanz mit Pheromonen ab, diese sorgt für das allgemeine Wohlbefinden im Stock.

Wohnen in Schweizerkästen
Die Bienenvölker «wohnen» in Schweizerkästen, diese stehen in einem Bienenhaus, oder sie bewohnen sogenannte Magazine, welche einzeln oder zusammen im freien Gelände stehen. Ein Kasten besteht im unteren Teil aus einer Brutabteilung und einer Honigabteilung im oberen Bereich. Der Nektar wird in den Waben mehrmals umgetragen. Den Überschuss an Nahrung bringen die Bienen in den Estrich, das heisst in die Honigabteilung, je voller diese ist, umso grösser des Imkers Freude.

Lieber warm als kühl
Die Bienen lieben warme Temperaturen. Ab 13 bis 14 Grad fliegen die Arbeiterinnen aus. Ist es kühler oder es fällt Regen, «trödeln» sie vor dem Flugloch herum. Am fleissigsten und produktivsten sind sie in der Zeit zwischen ca. 10 bis 15 Uhr und wenn eine hohe Luft- und Bodenfeuchtigkeit herrscht. Bisenlagen lieben die Bienen deutlich weniger. Am leckersten und damit auch am ertragreichsten sind der Löwenzahn und Obstbäume. Im Stock beträgt die Temperatur 32 bis 36 Grad. Ist es zu kalt, wird mit Muskelzittern Wärme erzeugt, ist es zu heiss, wird die warme Luft mit den Flügeln aus dem Stock gefächert. Etwa am 21. Juni erreicht das Volkswachstum im Stock den Höhepunkt, danach nimmt der Bestand wieder ab.

Gefahren und Schädlinge
Eine 1,1 mm grosse Milbe bereitet den Schweizer Imkern Sorge. Die Bienen erkennen die Varroamilbe, die sich in einem Bienenjahr um das Hundertfache vermehren kann, nicht als Feind und sie kann ganze Bruten vernichten. Die Imker/innen werden durch den Verband Bienen Schweiz dringend angehalten, entsprechende Kontrollen und Behandlungen gegen die Varroamilbe durchzuführen. Wird dies vernachlässigt, kann es zu einem massiven Völkersterben kommen. Dankbar für gut gepflegte Bienenvölker sind auch die Nachbarimker. Denn eine Biene irrt sich schon mal in ihrem Zuhause und kann die Milbe auf diese Weise weitertragen. In unserer Höhenlage sind die Bienenvölker weniger durch die aggressive Milbe bedroht. Pestizide sind ein ebenso gefährlicher Gegner für die Bienen. Vor allem im Mittelland, wo viele Obstbäume stehen und viel gespritzt wird, hat dies für die Bienenvölker Auswirkungen. Im Saanenland haben die Imker/innen viel weniger Probleme mit den Pestiziden, am sichersten wären die Bienen, wenn auch die privaten Gärten frei von chemischen Mitteln gepflegt würden. Auch Wespen können in den Bienenstock eindringen und Schaden anrichten.

Durchschnittlicher Ertrag
Die Imker/innen im Saanenland und Obersimmental rechnen in diesem Jahr mit einem durchschnittlichen Ertrag. Der Frühling ist toll gestartet und man hofft auf ein gutes Jahr. Doch das jetzige kühle und regnerische Wetter führt dazu, dass die Bienenvölker auf ihren Vorrat zurückgreifen müssen, was natürlich den Ertrag wieder schmälert. Die heimischen Sorten Buckfast und Carnica-Bienen benötigen für 1g Nektar 50 Ausflüge, für 1kg Nektar 50’000 Ausflüge, für 1kg Honig braucht es 150’000 Ausflüge – in Kilometern ergibt das fast eine Distanz von viermal um die Erde. Die Behauptung «fleissig wie eine Biene» kommt also nicht von ungefähr.

Quellen: bee-careful.com / Wikipedia / apisuisse


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote