Im Saanenland aufgewachsen und jetzt …

  16.06.2020 Serie

Mein Urgrossvater Carl Emanuel suchte und fand im 19. Jahrhundert Arbeit in Frankreich. Im Rathaus des vierten Arrondissement heiratete er eine Frau … aus dem Saanenland, die auch in Paris arbeitete. Mein Vater zog mit 16 Jahren nach Hofwil ans Seminar und blieb dann sein Leben lang in Köniz. Ich zog im Alter von 20 Jahren nach Feutersoey und mit 63 zurück in mein Elternhaus. Das Saanenland war und ist geprägt von Zu- und Wegzügen. Die Leserinnen und Leser des «Anzeigers von Saanen» sind nicht nur im Saanenland zu finden, sondern in der Schweiz und im Ausland – ja, in der ganzen Welt. Diese «Auswanderer» will die Serie «Im Saanenland aufgewachsen und jetzt …» vorstellen.

THOMAS RAAFLAUB

Simon Raaflaub wuchs im Saanenland auf und wohnt jetzt in Basel.

Simon, was kannst du über deine Person sagen?
Ich bin in Feutersoey aufgewachsen und dort, in Gsteig und Gstaad in die Schule gegangen. Mit sechzehn Jahren begann ich meine Lehre als Hochbauzeichner in Bern, kam aber immer wieder gerne nach Hause. Bern war meine erste Horizonterweiterung. Ich ging gerne dort in die Lehre, weil die Projekte sehr spannend waren und ich mit verschiedenen und interessanten Leute zusammen arbeiten konnte. Meine Freundschaften hatte ich aber noch immer hauptsächlich im Saanenland.

Warum bist du aus dem Saanenland weggezogen?
Das Architekturbüro meines Paten war in Bern und ich wollte wie gesagt meinen Horizont erweitern. Vor der Berufsmittelschule konzentrierte ich mich ein Jahr lang auf den Sport und arbeitete bei Jaggi und Partner in Gstaad. Während der BMS lernte ich viele gute Leute kennen, fuhr nicht mehr Ski und das bedeutete einen Wendepunkt: Ich nabelte mich vom Saanenland ab.

An welche prägenden Erlebnisse erinnerst du dich in deiner Zeit im Saanenland?
Das Hochalpine und die Natur haben mich immer begeistert. Das Rohe des Gebirges auf dem Sanetschpass, am Tschärzisbach tagelang spielen – mein Sandkasten war riesig. Ich sang den «Nussknacker» am Musikfestival – die Kombination von Natur und Kultur war einzigartig und der Zugang dazu niederschwellig und leicht. Das Jahr wies viele spezielle Momente auf, war durch die verschiedenen Anlässe und Festivals geprägt.

Kennst du noch einige typische Saaner Redewendungen, Ausdrücke, Bräuche oder Spezialitäten?
«Är isch e Furthaariga.» – «Das macht mi ds Gäggels!»

Wie siehst du das Saanenland heute? Wie haben deine neuen Perspektiven deinen Blick auf das Saanenland verändert?
Der Arnensee war für mich eine geheimnisvolle Zauberwelt. Heute fahren die Leute mit dem SUV hinauf, was dem Zauber nicht zuträglich ist.

Wie sehen deine Beziehungen zum Saanenland aus und wie unterhältst du sie?
Seit meine Eltern aus dem Saanenland weggezogen sind, ist ein wichtiger Grund weggefallen, dorthin zu fahren. Neue Landschaften faszinieren mich: Alpstein, Engadin, Jura und Seeland. Das Saanenland kenne ich schon gut.

Was willst du den Leserinnen und Lesern des «Anzeigers von Saanen» noch mitteilen?
Die Saaner sollten zu ihrer Landschaft Sorge tragen. In Zukunft brauchen die Menschen Rückzugsorte. Sie wollen sich in die Berge zurückziehen können. Wenn man sich diese Landschaft verbaut, dann fehlen diese wichtigen Orte.

Anmerkung der Redaktion: Simon Raaflaub ist der Sohn von Autor Thomas Raaflaub. Deshalb duzen sich die beiden im Interview.

 


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