Nichts Neues im Gesundheitswesen?

  12.06.2020 Leserbriefe

Mit Erstaunen hat die IG-Plus Spitalversorgung die Medienmitteilung der Gesundheit Simme Saane AG (GSS AG) zu ihrer fünften Verwaltungsratssitzung zur Kenntnis genommen. Denn es ist wenig darin enthalten, was als Ergebnis der Arbeit dieser Einrichtung gewertet werden kann. Stattdessen wird, trotz gut gefüllter Kasse, für den Herbst 2020 die Forderung nach mehr Geld angekündigt.

Die Mitteilung der GSS AG von letzter Woche zum Stand der Arbeiten enthielt viele Ankündigungen und Absichtserklärungen, aber wenig Ergebnisse. Dass die GSS AG nach nunmehr acht Monaten der Existenz beginnen(!) will, sich mit der Spitalproblematik überhaupt auseinanderzusetzen, ist keine Leistung. In einem zukünftigen Workshop will sich die GSS AG mit der Frage beschäftigen, «wie die Spitalversorgung der Zukunft aussehen kann». Das ist nach über einem Jahrzehnt Diskussion zu dieser Frage und den erst im letzten Oktober beendeten GSS-Workshops mit über 80 Personen und über 2000 Projektstunden ein völlig ungenügendes Resultat. Dasselbe gilt für die Ankündigung, dass man als GSS AG die Frage der Finanzierung eines Spitals alsbald angehen wolle. Die IG-Plus Spitalversorgung hätte erwartet, dass dies längst in Arbeit sei und nicht erst heute vage Absichtserklärungen zu diesen Thema abgegeben werden.

Mit Schlagwörtern wie «Digitalisierung» und «ambulant vor stationär» versucht die GSS AG offenbar, von der eigenen Untätigkeit in den letzten Monaten abzulenken. Denn dies waren bereits Themen der vorangegangenen Arbeitsgruppen. Einen eigenen, darüber hinausgehenden Beitrag zu diesen Punkten kann die GSS AG bislang nicht vorweisen. Dass unter dem Ausdruck «ambulant vor stationär» geprüft werden müsse, welche Eingriffe «die Spitäler zukünftig überhaupt noch vornehmen können», führt die Einwohner darüber hinaus in die Irre: Denn ambulante Eingriffe werden bereits seit Jahrzehnten und werden auch in Zukunft im Spital Zweisimmen vorgenommen. Dass Operationen, die heute regelmässig mit einem stationären Aufenthalt im Spital Zweisimmen einhergehen, zukünftig dort nicht ambulant durchgeführt werden könnten, ist eine unhaltbare Behauptung.

Letztlich ist festzuhalten, dass die Neubesetzungen der Medbase-Praxis in Zweisimmen sowie der beiden Medaxo-Praxen in Lenk und Erlenbach völlig ohne jedes Zutun der GSS AG zustande kamen – und im Übrigen auch ohne Subventionierung der Bereitschaftsdienste, an der die GSS AG festhält und jede Kritik ignoriert. Wenn die GSS AG «grosse Befriedigung» über diese Entwicklungen empfindet, von denen sie selbst erst aus der Zeitung erfuhr, ist das für die IG-Plus Spitalversorgung nicht nachvollziehbar. Denn offenbar laufen alle wesentlichen Entwicklungen im Gesundheitswesen der Region an der GSS AG vorbei, statt durch sie initiiert, gefördert oder gesteuert zu werden. Eine Empfehlung in eigener Sache, die im Herbst 2020 zu weiteren finanziellen Mitteln aus den Gemeinden führen soll, ist das nicht.

IG-PLUS SPITALVERSORGUNG SIMMENTAL-SAANENLAND


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