Versteckte Schätze am Lauenensee

  05.06.2020 Natur

Der Lauenensee hat viel zu bieten – offensichtlich und auch im Versteck. Die typisch chaotische Vielfältigkeit eines naturbelassenen Ortes lädt Menschen ein zu spazieren, zu fotografieren, Ruhe zu suchen oder bis spät nachts mit Freunden zusammenzusitzen.

Aber auch andere Erdenbewohner finden hier, was für sie immer rarer wird: ein reich bedeckter Esstisch und ein sicheres Versteck in der empfindlichsten Zeit ihres Lebens. Die Oberschüler von Lauenen haben ein paar wenige von diesen Erdenbewohnern in einer projektartigen Arbeit seit letztem Herbst sichtbar gemacht. Aber alles der Reihe nach. Am Anfang stand eine 559 Zeilen lange Liste, zugeschickt von der Vogelwarte Sempach. Hobbyornithologen haben seit 1986 Informationen zusammengetragen. Mit etwas Übung konnten wir daraus erschliessen, wie wahrscheinlich es ist, dass der beobachtete Vogel auch wirklich dort gebrütet hat. So ist beispielsweise der Beobachtungszeitpunkt, das Nest oder die Anzahl gesichteter Jungtiere angegeben. In einem ersten Arbeitsschritt haben wir eine ungefähre Rangliste der am häufigsten beobachteten Vögel zusammengetragen. Die etwas gekürzte Liste kann der Lauenenseebesucher auf dem Informationsschild neben dem Restaurant finden. In einem nächsten Schritt wurde miteinander besprochen, welche Vögel ein Plätzchen auf einem Schild erhalten sollen. Kriterien waren die Bedrohtheit der Art oder auch die Schönheit des Federkleids. So hatte bald jeder Schüler und jede Schülerin einen Vogel für sein/ihr Schild gefunden. Fleissig wurden Informationen zusammengetragen und Texte geschrieben – die zumeist verborgenen Lebensweisen und Geschicke der Vögel sollten den Spaziergängern nicht vorenthalten bleiben. Damit auch alles seine Richtigkeit hat, warf auch Hans Schmid von der Vogelwarte Sempach vor dem Druck einen Blick über die Schülertexte. Zu jedem Vogel entstand ein artgetreues «Kunstwerk» von den Schülern mit Farbstiften gezeichnet.

Am wunderschönen Lauenensee sollten nicht ein paar wüste, weisse, laminierte Blätter flattern und so musste eine Idee für schöne Schilder daher. Der Zufall wollte es, dass im Grund eine recht alte Scheune abgebrochen wurde und Bretter, auf denen jahrelang Kühe gestanden und gelegen hatten, eigneten sich nun ideal als Schildhintergrund. Das Altholz durfte ich kostenlos mitnehmen und Joel Perreten hobelte und sägte die alten Latten auf eine bearbeitbare Grösse zu. Ich freute mich sehr darüber, dass Barbara Perreten den holzigen Arbeitsteil mit den Schülern und Schülerinnen übernahm. Aus Altholz des Laubengeländers von ihrem «Bärg Tosse» zimmerten die Jugendlichen Rahmen und Dächlein. Diese Holzlatten hatten einmal dazu gedient, dass ein kleiner Junge vor rund 60 Jahren nicht von der Laube stürzen konnte und dürfen nun am Lauenensee ein weiteres Ehrenplätzchen einnehmen.

Ein Herzensprojekt durfte ich hiermit abschliessen, bei mir hervorgerufen durch einen Lehrerausflug nach Sempach, organisiert durch Susanne Brand. Herzlichsten Dank für die tatkräftige Mithilfe von Barbara Perreten und Sonja Boss beim Schilderaufstellen und Peter Boss, der mich im organisatorischen Bereich unterstützt hat. Nicht vergessen möchte ich die Gemeinde Lauenen, die das Gesuch zu diesem Projekt genehmigt hat, nach Abklärungen mit dem Amt für Landwirtschaft und Natur – befindet sich doch der Lauenensee im Moorschutzgebiet, was besondere Sorgfalt und Respekt verlangt. Es freut die Oberschüler und mich, wenn Besucher des Lauenensees diesen Sommer auch etwas von den verborgenen Schätzen sehen und schützen mithelfen. Die scheuen Tiere brauchen ihr ruhiges Plätzchen, wie auch wir Menschen dieses brauchen. Ich bitte Mensch und Hund, nicht in wunderbare Vogelwohnzimmer zu trampeln.

STEFANIE HERRMANN


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