Hollywood-Stimmung in Lauenen

  21.07.2020 Kultur, Saanenland, Lauenen

Nach langer Planung wurde am Freitag der erste Film im Rahmen des Openair-Kinos Lauenen by Hotel Alpenland gezeigt. Bereits am zweiten Tag stand ein Highlight auf dem Programm: Der Schweizer Film «Platzspitzbaby» wurde in Anwesenheit der jungen Hauptdarstellerin Luna Mwezi, des Regisseurs Pierre Monnard und des Produzenten Peter Reichenbach gespielt.

KERSTIN BÜTSCHI
Die Idee des Openair-Kinos in Lauenen ist schon anderthalb Jahre alt. «Eines Abends, als ich die Terrasse ‹abenddicht› machte und mein Blick ins Rohr schweifte, dachte ich, es wäre eine wunderschöne Kulisse für ein Openair-Kino», erklärte Sonja Gübeli, Verantwortliche Marketing des Hotels Alpenland. Das Team war schnell überzeugt und auch die Zusammenarbeit mit Gstaad Saanenland Tourismus und dem Ciné-Theater Gstaad fruchtete rasch und trägt das Openair-Kino Lauenen zusammen mit zahlreichen lokalen Unterstützern mit.

«Als vor einigen Tagen die Leinwand zum ersten Mal stand, war die Idee plötzlich real und ich konnte es zuerst gar nicht glauben», meinte Gübeli. Als am Freitagabend die ersten Gäste auf der Terrasse eintrafen und der Film «Green Book» startete, war bei allen Beteiligten eine Erleichterung und grosse Freude zu spüren.

Wenn in Hollywood nichts läuft …
«Unser Ziel war ein vielfältiges und aktuelles Programm für alle zusammenzustellen: für Gäste, Einheimische, Familien sowie Jung und Alt», informierte Sonja Gübeli. Fast hätte ihnen die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung gemacht. «Wenn in Hollywood nichts läuft, dann läuft auch bei uns nichts», meinte sie lachend. Aus diesem Grund musste es zu kleineren Anpassungen am Filmprogramm kommen.

Ein Stück Schweizer Geschichte
Am Samstag lief der Film «Platzspitzbaby». Er basiert auf der gleichnamigen Autobiografie von Michelle Halbheer, welche 2013 erschien und in kurzer Zeit zum Bestseller avancierte. Halbheer erzählt darin ihre Geschichte als Kind einer drogenabhängigen Mutter. Der Film feierte am 20. Januar 2020 Premiere und wurde bereits von über 300’000 Zuschauern/innen gesehen.

«Das Thema des Filmes ist ein wichtiges Stück Schweizer Geschichte», erklärte Produzent Peter Reichenbach vor Filmbeginn. Es handelt sich um ein Stück Geschichte, in welchem Kinder von ihren drogenabhängigen Eltern und den überforderten Behörden vergessen werden. Im Mittelpunkt des Filmes (siehe Informationsbox) steht Mia, die aus Liebe zu ihrer Mutter einen Umgang mit der Sucht und den daraus entstehenden Konsequenzen sucht – am Ende jedoch merkt: Es kann so nicht weitergehen. «In dieser schwierigen Situation der Geschichte war es uns wichtig, dass wir kein moralisch aufgeladenes Bild der Mutter zeichnen», meinte Regisseur Pierre Monnard.

Junges Talent
Herausgestochen ist die starke Leistung der jungen Schauspielerin Luna Mwezi. Nachdem sie den Film «Schellen-Ursli» gesehen hatte, wusste sie, dass sie auch einmal vor der Kamera stehen will. «Ich hatte Freudentränen in den Augen, als ich die Zusage für die Rolle als Mia erhalten habe», erzählte die 13-Jährige. «Als man mir das Foto von Luna Mwezi zum ersten Mal zeigte, dachte ich, sie wollen mich auf den Arm nehmen», lachte Peter Reichenbach. Sie sieht genauso aus wie Michelle Halbheer als Kind.

Attraktives Programm
Bis am 8. August stehen noch spannende Filme auf dem Programm. Neben den Klassikern «A Star is Born» oder «Monsieur Claude 2» werden auch die Schweizer Filme «Mein Name ist Eugen», «Bruno Manser» und «Der Bär in mir» gezeigt. Bei letzterem werden wieder Livegäste vor Ort sein: Hauptdarsteller David Bittner und Regisseur Roman Droux.

Nach den ersten zwei Filmaufführungen zieht Sonja Gübeli ein positives Fazit: «Wir sind sehr zufrieden und freuen uns weiterhin, zahlreiche Filmbegeisterte vor dieser einmaligen Bergkulisse begrüssen zu dürfen.»

Weitere Informationen und alle Filme in der Übersicht unter www.alpenland.ch/openairkino-lauenen-2020


«PLATZSPITZBABY»

Mit der Auflösung des Platzspitzplatzes – der offenen Drogenszene mitten in Zürich – in den 1990er-Jahren zieht die drogenabhängige Sandrine (Sarah Spale) mit ihrer elfjährigen Tochter Mia (Luna Mwezi) ins Zürcher Oberland. Immer wieder verspricht die Mutter, mit den Drogen aufzuhören. Mia schöpft Hoffnung, wird aber jedes Mal enttäuscht. In dieser schwierigen Situation flüchtet sie sich in eine Fantasiewelt, wo sie mit ihrem imaginären Freund «Buddy» Pläne für ein Leben auf den Malediven mit ihrer Mutter fernab von Drogen schmiedet. In einer Gang mit Gleichaltrigen findet Mia eine Art Ersatzfamilie und schöpft die Kraft, sich am Ende gegen ihre unberechenbare Mutter aufzulehnen.

PD


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