Videokunst im Tarmak 22

  07.07.2020 Saanen

Die Galerie Tarmak 22 auf dem Gstaad Airport goes West. Sie zeigt das 12-Minuten-Video «The Parley», eine Hommage an die Begegnung eines Pioniers mit einem Indigenen in Amerika. Die Ausstellung ist kostenlos.

BLANCA BURRI
Das dänische Kollektiv «Superflex» wurde in Gstaad spätestens 2017 ein Begriff, als es im Rahmen von Elevation 1049 mitten im Winter in einer Scheune oberhalb von Gstaad einen Film über Adler zeigte. Bis Mitte Juli nun wird ein komplett anderes Projekt im Saanenland präsentiert. In der Galerie Tarmak 22 läuft die Videoproduktion «The Parley», die 2016 entstanden ist. Sie lehnt sich an das Gemälde «The Pioneer and the Indian» an, das ursprünglich fälschlicherweise dem bekannten Maler Frederic Remington zugeschrieben wurde.

Das Bild stellt eine für uns stereotype Begegnung eines Weissen und eines Indianers hoch zu Ross dar. Nicht, dass das Gemälde gefilmt worden wäre, vielmehr stellte «Superflex» die Szene nach und filmte sie mit Phantom-Flex-Hochgeschwindigkeitskameras.

Jedes Staubkorn, jede noch so kleine Bewegung von Pferd und Reiter dringen in die Netzhaut des Betrachters. Fast schon kitzelt der Staub in der Nase, man hat das Gefühl, mitten im Bild zu stehen. Die Weite der Landschaft, die Trockenheit der Natur und der Blick in die Vergangenheit bilden starke Kontrapunkte zur grünen Voralpenlandschaft des Saanenlandes.

Experimentelle Plattform
Der Film stammt aus der Privatsammlung von Alex Hank. Für ihn war es ein komisches Gefühl, sein erstes digitales Kunstwerk in Form eines Sticks in Händen zu halten. «Das ist ganz anders als eine Skulptur, die man anfassen kann.» Die Betreiberinnen der Galerie sind Elizabeth Crespi und ihre Mutter Antonia. Im Winter arbeiten sie mit renommierten Galerien wie Hauser & Wirth zusammen. «Im Sommer aber möchten wir uns auf Experimete einlassen», legt Elizabeth Crespi offen, die selbst Kunst studiert hat. «The Parley» legt den Grundstein für das Experiment. Im August folgt eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gestaltung und Kunst der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Studierende wie auch zwei renommierte Künstler werden Tarmak 22 mit neuen Medien ein ganz neues Gesicht geben», schaut Antonia Crespi in die Zukunft.

Diskussion und Austausch
«Die Grundidee von Tarmak 22 ist es, öffentlich zu sein und damit mit den Einheimischen wie Chaletgästen vor Ort in einen Austausch zu kommen», erklärt Antonia Crespi. Die Galerie zeigt Werke, die oftmals in Privatbesitzt sind oder nur in den Kunstmuseen der grossen Städte zu sehen sind. Im vergangenen Winter stand beispielsweise ein Giaccometti in Saanen. Auch die bekannte Installationskünstlerin Jenny Holzer war persönlich vor Ort. Antonia Crespi lädt alle aus der Gemeinde ein, die Galerie zu besuchen, denn es soll ein Ort sein, wo man verweilen und reflektieren kann. «Wir möchten der Gesellschaft etwas zurückgeben. Wir öffnen die Türen für jedermann», hält Elizabeth Crespi fest.

Die Ausstellung in der Galerie Tarmak 22 im Flughafengebäude in Saanen dauert noch bis zum 12. Juli 2020. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr.


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