«Wir rechnen mit gut 200 Fahrerinnen und Fahrern»

  28.08.2020 Interview

Bereits zum vierten Mal schickt der Bergkönig am kommenden Wochenende die Liebhaber des Radrennsports auf die Strecken im und rund ums Saanenland. Alex Beeler, Kopf des Organisationsteams, erklärt im Interview, warum der Bergkönig stattfindet, einzigartig ist und das Versprochene hält.

JENNY STERCHI

In diesem Jahr stehen beim Bergkönig zusätzlich zur bewährten Streckenauswahl zwei neue Etappen auf dem Programm. Das sind die Route «La Reine» und die Strecke «Le Fou». Gibt es tatsächlich «Narren», die sich diesen Strapazen aussetzen?
Es ist kaum zu glauben, aber die Ersten, die sich für den diesjährigen Bergkönig angemeldet haben, wählten «Le Fou» für den Sonntag. Die Fahrerinnen und Fahrer nehmen dabei die Strecke «La Reine» – ebenfalls neu und unterwegs über den Jaunpass – unter die Räder und hängen dann, statt ins Ziel nach Gstaad zu fahren, die Route «Bergkönig» noch an. Auch die führt in diesem Jahr an anderen Orten vorbei und wurde um zehn Kilometer sowie 400 Höhenmeter erweitert. Leysin und La Forclaz gehören neu zum Streckenprofil. Diese Route ist sicher hart, aber auch wunderschön. Wir verstehen uns nicht als eine Veranstaltung für Velosammler. Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind ambitionierte Radsportler, die sich darauf einlassen, die Strecken mit traditionellem Material zu absolvieren.

Haben Sie diese Strecken selber erkundet?
Patrick Bauer, unser Streckenchef, ist da eine wertvolle Ressource. Ich glaube, es gibt keine Strecke in der Umgebung, die er noch nicht befahren hat. So konnte er die neuen Strecken, die wir uns im Team ausgedacht haben, jeweils auf Machbarkeit und natürlich auf Attraktivität testen.

Warum wurde das Village mit Start und Zielbereich aus der Promenade zum Rütti-Schulhaus verlagert?
Dieser Umstand ist Covid-19 geschuldet. Wir wollen die Durchmischung von gemeldeten Teilnehmenden und Passanten unbedingt vermeiden. So widersinnig es klingt, aber in diesem Jahr hoffen wir auf möglichst wenige Zuschauer. Wir verzichten heuer auf die Ausstellungen und den Markt. Die Verlagerung ist sicher keine langfristige Veränderung. Der Villagebetrieb spielt sich 2021 hoffentlich wieder in der Gstaader Promenade ab, denn sie verleiht uns den exklusiven Charakter und ist für uns ein ganz wichtiges Eventelement.

Das klingt, als wären der Bergkönig und Gstaad eng verwachsen. Was macht diese Synergie aus?
Mit unserem Anspruch, als Genussanlass wahrgenommen zu werden, passen wir einfach perfekt zur Destination Gstaad. Wir sehen uns als High-Class-Event, sind aber für Teilnehmende aller Gesellschaftsschichten offen. Unsere Klasse wird sichtbar, wenn man die einzigartige Schönheit der Gegend auf zumeist kleinen, wenig befahrenen Strassen wahrnimmt, an den Verpflegungsposten regionale Köstlichkeiten anstatt hypermoderner Powerriegel und Energydrinks gereicht bekommt und die Anstrengungen mit viel Gstaader Genusspotenzial mischen kann. Auf der «La Reine» kommen die Fahrerinnen und Fahrer in Abländschen vorbei und bekommen zur Stärkung die dort angebauten Kartoffeln. Authentischer geht es nicht. Mit der erweiterten Routenwahl verleihen wir den Partnerschaften mit einer Reihe benachbarter Destinationen Ausdruck. Mit dem Bergkönig haben wir einen Anlass kreiert, der das Spektrum der gesamten Destination hervorragend abbildet.

Beim letzten Mal waren rund 300 Teilnehmende am Start. Viele liessen sich vom Wetter abhalten. Die Prognosen in diesem Jahr sind auch nicht gerade vielversprechend. Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?
Auch bei der Teilnehmerzahl hat Corona die Finger im Spiel und dennoch rechnen wir mit gut 200 Fahrerinnen und Fahrern. Wir haben einige Absagen erhalten, vor allem Teilnehmende aus dem Ausland bleiben in diesem Jahr lieber daheim. Wir haben in diesen Fällen Kulanz walten lassen und bereits gezahlte Startgelder entweder zurückvergütet oder aber Gutschriften für das kommende Jahr ausgestellt. Diese Variante wurde dankend angenommen.

Das heisst, auch im nächsten Jahr wird es das Swiss Vintage Cycling Festival Bergkönig geben?
Das steht für uns ausser Frage, davon gehen wir aus. Ich würde den Bergkönig gar nicht unbedingt zu den Grossanlässen zählen. Unser Aufwand ist zwar gross, aber überblickbar. Gleiches gilt für die Risiken. Der Bergkönig ist tatsächlich die einzige Vintage-Radrennveranstaltung in den Alpen. Und diese Einzigartigkeit wollen wir auch zukünftig nutzen.

Auf der Homepage ist das kurze, aber sehr klare Schutzkonzept einzusehen. Mussten Sie das Konzept genehmigen lassen?
Nein, wir sind keinem Verband angeschlossen und müssen uns somit nach keinem übergeordneten Verbandskonzept richten. Wichtig ist, dass wir ein Konzept vorweisen können, das wir auch erfüllen können. Sämtliche Genehmigungen, die erforderlich sind, wenn man einen Anlass durchführen möchte, haben wir natürlich eingeholt. Es ist vollkommen klar, dass bei einem Massenstart oder beim legendären Sprint, der bei uns eher ein Umzug ist, die geforderten Abstände nicht garantiert werden können. Auch beim Zielapéro nach dem Zeitfahren oder bei der Racletteparty nach der Zielankunft am Sonntag sind kleinere Ansammlungen nicht zu vermeiden. Aufgrund dessen werden wir ein lückenloses Contact Tracing sicherstellen. Ausserdem geben wir den Teilnehmenden die Möglichkeit, einzeln an den Start zu gehen, sobald die Strecke freigegeben ist. Desinfektionsmittel werden zur Verfügung stehen, ebenso wie Masken. Die bereits angesprochene Verschiebung des Startund Zielgeländes aus der Promenade zum Rütti-Schulhaus gehört für uns zum Schutzkonzept. Ausserdem zählen wir auf die Flexibilität der Fahrerinnen und Fahrer und rechnen mit deren gesundem Menschenverstand und ihrer Selbstverantwortung. Und die Tatsache, dass unser Event draussen stattfindet, vereinfacht das Ganze doch um einiges.

Hatte die andauernde Unsicherheit hinsichtlich des Verbotes von Grossanlässen Einfluss auf Ihre Sponsoren?
Es ist ein schwieriges Jahr für die Wirtschaft. Aber unsere Sponsoren beweisen die Treue gegenüber dem Bergkönig und geben das, was sie derzeit können. In den vergangenen Jahren haben wir neben dem Sponsoring vielfach Sachleistungen in Empfang nehmen dürfen und daran ändert sich wohl auch in diesem Jahr nicht so viel.


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