Die BDG in Feierlaune

  25.08.2020 Gstaad, Region

Nach fünf Jahren bezeichnet die Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) ihre Sanierung als abgeschlossen, wie sie an ihrer Generalversammlung vom vergangenen Samstag kundtat. Sie blickt trotz Corona auf einen guten Abschluss 2019/20. Das Sommergeschäft läuft besser als budgetiert. Monika Bandi wurde für Roland Zegg in den Verwaltungsrat gewählt.

BLANCA BURRI
Noch vor fünf Jahren war die damals marode BDG in aller Munde. Heute baut sie auf gesunde Strukturen und Zahlen. Das feierte die BDG an der Generalversammlung vom vergangenen Samstag in der Garagierungshalle der Gondelbahn Eggli. Die Versammlung wurde real mit Maskenpflicht und Abstand abgehalten.

Verhandlungen laufen
Den vom Volk auferlegte Sanierungsplan hat die BDG in den vergangenen Jahren Punkt für Punkt abgearbeitet. Nur ein Punkt, und zwar die Landeigentümerentschädigung, ist noch offen. «Wir sind noch nicht dort, wo wir sein möchten», informierte Verwaltungsratspräsident Heinz Brand die 116 Aktionäre, welche 84,44 Prozent der Aktien vertraten. Damit das neu ausgearbeitete System eingeführt werden kann, müssen die Verträge von 60 bis 70 Prozent der Landeigentümer unterschrieben sein, die 60 bis 70 Prozent des zu entschädigenden Betrages vertreten. «Es ist viel Kleinarbeit», begründete Brand die Verzögerung und sprach von unzähligen Grundbucheinträgen und Altlasten, die aufgearbeitet werden müssen. Diesen Prozess gehe die BDG respektvoll an, schliesslich handle es sich um Angelegenheiten auf Privateigentum. Wann ein Abschluss der Verhandlungen erwartet werden kann, ist noch offen.

Ein umtriebiges Jahr
In seinem Jahresrückblick erwähnte Heinz Brand folgende Punkte: Es fand eine Kapitalerhöhung von 6 Millionen Franken statt, die Gondelbahn Eggli wurde eingeweiht, das neue Verwaltungsgebäude beim Eggli bezogen und die Zusammenarbeit mit Ski Future neu aufgegleist. Daneben habe man bis zum 13. März unter anderem dank Dynamic Pricing Rekordzahlen geschrieben. Wegen des Lockdowns aber habe die BDG 1,5 bis 2 Millionen Franken Netto (Cashflow) verloren. Trotz allem präsentierte Finanzchef Adrian Di Camillo gute Zahlen: Der Ebitda liegt im Moment bei 34 Prozent und somit nur wenige Prozentpunkte unter einem guten Branchenwert von 35 Prozent. Ohne die Leistungsaufträge der Gemeinden in der Höhe von 2,48 Millionen Franken pro Jahr läge er indes nur bei 26 Prozent, wie Geschäftsführer Matthias In-Albon in seinem Geschäftsbericht festhielt. «Die Kosten haben in den vergangenen Jahren von rund 22,5 Millionen auf 18,5 Millionen Franken gesenkt werden können», betonte In-Albon. Diese Reduktion von 4 Millionen Franken sei massgeblich für das gute Finanzergebnis verantwortlich.

Das Sommergeschäft sei viel besser angelaufen als budgetiert. Wegen Corona rechnete das Unternehmen mit nur 30 Prozent des Vorjahresumsatzes. Im Juni und Juli aber hat es 20 beziehungsweise 40 Prozent mehr Ersteintritte verbucht als im Vorjahr.

Corona bleibt eine Herausforderung
Die Corona-Auflagen der Behörden für den Winterbetrieb sind noch nicht definiert. Die BDG setzt sich mit den Dachverbänden dafür ein, dass die Bahnen wie der öffentliche Verkehr behandelt werden und nicht wie Anlässe.

Sommer gewinnt an Bedeutung
Bisher erwirtschaftete die BDG 90 Prozent des Umsatzes in vier bis fünf Wintermonaten und nur 10 Prozent in den sieben Sommermonaten. Das soll sich ändern. «Um den Sommer zu stärken, möchten wir ihn weiterentwickeln», versprach Matthias In-Albon. Ziel sei ein Verhältnis von 80 zu 20 Prozent, wobei die BDG mit einer Umsatzzunahme statt einer Umsatzverteilung rechnet.

Herausforderungen bleiben
Im Moment laufen die Bauarbeiten auf dem Eggli auf Hochtouren. Bereits im kommenden Winter wird das neue Restaurant unter der Führung von Starkoch Marcus G. Lindner wiedereröffnet. Ebenfalls im Bau ist eine Einstellhalle für den Club de Luge neben der Talstation Eggli, der vom Club finanziert wird. Im vergangenen Winter wurden die Bergbahnen gerade über Weihnachten und Neujahr regelrecht überrannt. Deshalb brauchte es temporäre Parkplätze, die zum Teil kritisiert wurden. Die prekäre Parkplatzsituation in Schönried und Saanenmöser will und muss die BDG künftig aktiv angehen: «Wir planen den Neubau einer Bahn auf das Horneggli, dabei haben die Behörden klar signalisiert, dass die Bewilligung nur erteilt wird, wenn genügend Parkplätze nachgewiesen beziehungsweise ein Parkhaus realisiert wird », informierte Matthias In-Albon.

Die BDG befasst sich ebenfalls mit dem Neubau der Bahn auf den Hornberg sowie mit der Wasserversorgung für den Ausbau der Beschneiung von Rinderberg und Eggli. Auch ein neuer Schlittelweg am Eggli wird geplant sowie das Snoasis neu gebaut.

Monika Bandi neu im Verwaltungsrat
Die Bernerin Monika Bandi ist durch die Brassband Berner Oberland seit Jahren mit der Region verbunden. Die Co-Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern wurde einstimmig in den Verwaltungsrat gewählt. Sie ersetzt Roland Zegg. Als Tourismusfachfrau und Mutter legt sie besonderen Wert auf die Inszenierung von Erlebnissen auf dem Berg und darauf, wie mit dem Sommertourismus Geld verdient werden kann. Monika Bandi ist die erste Frau im Verwaltungsrat der BDG.

Feierlaune
Alle Traktanden wurden einstimmig ohne Gegenstimme oder Enthaltung genehmigt. Dank und Wertschätzung standen neben Zahlen und Fakten im Zentrum der Generalversammlung. Roland Zegg, der Vater des Sanierungskonzeptes, wurde würdig verabschiedet. Ebenfalls wurden die Mitarbeitenden der BDG mehrfach gelobt, insbesondere der Leiter Finanzen Adrian Di Camillo, der zurück ins Bankwesen wechselt und deshalb aus dem Unternehmen ausscheidet. Auch schätzen Matthias In-Albon und Heinz Brand die offene und transparente Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand. Ein grosses Dankeschön sprach Gemeinderat Emanuel Raaflaub dem Unternehmen und seinen Mitarbeitenden aus und wünschte alles Gute für die Zukunft: «Ihr seid erdbebenfest, das habt ihr bewiesen.»

Nach der Generalversammlung gings per Gondel auf den Berg. Der Apéro wurde im Restaurant Eggli serviert.


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