RANDNOTIZ

  28.08.2020 Leserbeitrag

Ich und meine (Un-)Geduld

ANITA MOSER
Eigentlich bin ich ein geduldiger Mensch. Eigentlich. Aber hinter dem Steuer reisst mir oft der Geduldsfaden, zumindest, wenn ich alleine unterwegs bin. Zugegeben, oft bin ich spät dran. Keine gute Voraussetzung für eine gemütliche Autofahrt. Und erst recht nicht bei so vielen Baustellen, wie es sie derzeit gibt. Zum Zeitdruck gesellt sich auch noch Pech: Die Ampel wechselt von Orange auf Rot oder die Security-Dame streckt mir vor der Baustelle ihre weiss behandschuhte Hand entgegen.

Kürzlich musste ich nach Bern, anschliessend nach Biel. Mein Navigationsgerät ist eigentlich zuverlässig. Eigentlich. Aber natürlich weiss es nichts von den unzähligen Baustellen und Umleitungen. «Bitte nach 20 Metern im Kreisel die erste Ausfahrt nehmen.» Und nochmals mit Nachdruck: «Jetzt rechts abbiegen!» Hä? Welcher Kreisel? «Nach Möglichkeit bitte wenden!», fordert mich die Stimme auf. Nach ein paar Zusatzschlaufen finden das Navi und ich die Autobahnauffahrt dann doch noch. Bis zur Ausfahrt Wimmis gehts dann flott voran, trotz Feierabendverkehr. Uff, nun bin ich doch noch zeitig zu Hause. Zu früh gefreut. Ein SUV mit ausländischem Kennzeichen bremst uns buchstäblich aus. Er fährt durchs ganze Simmental immer rund 5 bis 10km/h unter der erlaubten Geschwindigkeit. Die Kolonne hinter ihm scheint ihn nicht zu stören. Auf den paar wenigen Abschnitten, wo man überholen könnte, hat es natürlich Gegenverkehr. Er fährt sicher mal rechts ran und lässt uns vorbei, denke ich. So mache ich es zumindest, wenn Motorradfahrer anbrausen oder wenn ich mich nicht auskenne. Langsam werde ich kribbelig. «So, jetz Blinker setze und use!», wäffele ich lautstark vor mich hin. Mein Vordermann wird ebenfalls ungeduldig, versucht zu überholen, schert wieder ein. Von Garstatt bis Grubenwald fahren wir mit sage und schreibe 37 km/h statt den erlaubten 80. Ich überlege ernsthaft, ob ich die Staumeldernummer wählen oder grad die Polizei anrufen und sie bitten soll, den Typen rauszunehmen. Denn schliesslich sind nicht nur Raser eine potenzielle Gefahr, sondern auch die Langsamfahrer. Sie provozieren gefährliche Überholmanöver. Dazu lasse ich mich zwar nicht verleiten, aber meine Nerven …

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin keine Raserin. Aber ich fahre gerne mit der erlaubten Geschwindigkeit – selbstverständlich nur, wenn es die Bedingungen erlauben. Und auf der Autobahn setze ich wenn immer möglich den Tempomat auf 123 km/h, fahre entspannt, meist radiohörend und lautstark mitsingend meinem Ziel entgegen. Ämel bis mich einer ausbremst …

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