Wenn alles ruht in der nächtlichen Stille ...

  28.08.2020 Region

Was viele nicht ahnen, wenn sie in diesen Monaten zu Bett gehen und das Licht löschen: Irgendwo da draussen in der Schwärze wird die Nacht zum Tag und die Stille unterbrochen, während Gleisarbeiter bis zum Morgengrauen bei gleissendem Scheinwerferlicht fuhrwerken.

NADINE HAGER
Seit Anfang August führt die MOB regelmässig Nachtarbeiten an den Gleisen durch – ein Prozess, der noch bis im November andauern wird und verschiedenste Streckenteile betrifft. Diese Woche hat der «Anzeiger von Saanen» die Bauarbeiten zwischen Gstaad und Schönried begleitet. Was geschieht da mitten in der Nacht? Projektleiter Joseph de Nuccio und der Medienverantwortliche der MOB haben diese Frage vor Ort geklärt.

Alles auf einmal
Die Nachtarbeiten, welche zurzeit in der Gruben stattfinden, sind vielfältig: Zum einen wird eine Rutschsanierung vorgenommen, um den Bahndamm zu stabilisieren und sein Abrutschen zu verhindern – zum anderen müssen ein Sicherheitsweg und eine Wasserabflussvorrichtung gebaut werden. Zudem wurde ein neuer Kabelkanal gezogen, der an dem Gleis sowohl einem Funknetzanbieter als auch der MOB selbst Platz für Kabel gibt. Während der Nachtarbeiten werden also immer verschiedenste Projekte zusammengenommen, um für eine möglichst kompakte und kostengünstige Lösung zu sorgen.

Und nicht nur die Arbeiten sind unterschiedlich, sondern auch die Streckenabschnitte: So wird diese Woche nicht nur in der Gruben gearbeitet, sondern auch im Kanton Waadt, zwischen Schönried und Halten sowie Saanenmöser und Halten. Zurzeit werden dort Planierungsarbeiten und Rutschsanierungen vorgenommen – doch auch Fahrleitungsarbeiten, Tiefbau und Arbeiten an den Gleisen fallen in die Kategorie Nachtarbeit.

Die Nacht als einzige Option
Es geht nicht anders: Tagsüber muss das Bahnnetz tadellos funktionieren. Arbeiten wie diese, welche die Sperrung von ganzen Streckenabschnitten verlangen, müssen deshalb zwischen 20 Uhr und 5.30 Uhr durchgeführt werden. Am Mittwochabend waren in der Region Saanen während dieser Zeitspanne Ersatzbusse im Einsatz. Um die Sicherheit der Bauarbeiter gewährleisten zu können, werden die Fahrleitungen komplett ausgeschaltet und somit ganze Teile des Bahnnetzes lahmgelegt. Zudem ist immer ein Sicherheitsverantwortlicher vor Ort, der die Arbeiten beaufsichtigt und dafür sorgt, dass alle Schutzvorschriften eingehalten werden.

Sicherheit muss sein
Doch es geht nicht nur um die Sicherheit der Bauarbeiter, sondern ganz besonders um jene der MOB-Kunden. Der Medienverantwortliche des Unternehmens, Jérôme Gachet, weiss, dass ihre späten Arbeiten ab und an die Nachtruhe von Anwohnern in der Nähe der Gleise stören. «Es tut uns wirklich leid, dass wir mitten in der Nacht Lärm verursachen. Das ist nicht einfach für diejenigen, die in der Nähe wohnen. Aber unsere Arbeit muss sein: Nur so können wir die Sicherheit unserer Kunden garantieren.» Dies bestätigt auch Projektleiter Joseph de Nuccio: «Wir müssen Präventionsarbeit verrichten. Bis jetzt ist hier das Gleis noch in Ordnung, doch der Bahndamm rutscht. Wir müssen Massnahmen ergreifen, bevor es zu spät ist.» So sind die lärmigen Nachtarbeiten das kleinere Übel: Durch sie kann den Zugfahrenden Sicherheit gewährleistet werden.

Lohnenswerte Investition
Das ganze «Projekt Nachtarbeit» zwischen August und November verursacht Kosten in Höhe von rund einer Million Franken. Doch es lohnt sich: So ist unsere Sicherheit garantiert, wenn wir in den Zug steigen. Und wenn alles ruht in der nächtlichen Stille, arbeiten die Unsichtbaren irgendwo da draussen – damit genau dies gewährleistet ist.


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