«In diesem Moment ist mein Selbstvertrauen zurückgekehrt!»

  01.09.2020 Interview

Im nachfolgenden Interview mit Anja von Allmen, das nach ihrer Rückkehr in die Schweiz geführt wurde, lesen Sie, was die Spiezerin zu ihrem Sieg meint.

Zuerst einmal herzliche Gratulation zu diesem erneuten Triumph fast genau ein Jahr nach dem Gewinn der Goldmedaille an den Junioren-WM im Laser 4.7. Was war Ihr erster Gedanke nach der Zieldurchfahrt?
Ich habe gesehen, wie Damir die Schweizer Flagge in die Luft gehalten hat und dachte nur: Wow, ich habe es geschafft! Ich habe es wirklich geschafft!

Sie haben sich nach zwei schwierigen ersten Tagen gesteigert? Wie ist Ihnen das gelungen?
Ich hatte mich selbst enorm unter Druck gesetzt. Schliesslich war ich Weltmeisterin im Laser 4.7, dann musste ich ja auch in Vilamoura gewinnen! Aber diese Einstellung hat mir offen gesagt nicht wirklich geholfen. Die ersten drei Races bin ich jedes Mal schlecht gestartet und habe meinen ursprünglichen Plan nicht befolgt. Ehrlich gesagt, hatte ich innerlich bereits ein wenig aufgegeben … Ich dachte, dass die Medaillenplätze eh schon ausser Reichweite sind und habe folglich nicht mehr gross an das Resultat gedacht. Und siehe da: Das vierte Race bin ich endlich gut gestartet, habe den Plan eingehalten – und habe es gewonnen. In diesem Moment ist mein Selbstvertrauen zurückgekehrt, von da an entschieden Damir und ich, am Start kein Risiko mehr einzugehen. Es hat sich gezeigt, dass ich, wenn ich gut starte, also mit Speed, automatisch in den Top 10 und dank meiner Vorwindtechnik meistens sogar in den Top 5 war …

Die Segelsaison ist dieses Jahr für alle anders verlaufen als geplant. Inwiefern war auch die Vorbereitung auf die EM speziell?
Wir haben im Lockdown zu zweit (mit Emilie Tschanz) auf dem Thunersee trainiert, allerdings auf dem Radial. In den Sommerferien hatten wir dann zwei Vorbereitungswochen auf dem Neuenburgersee und damit für einmal in der Schweiz und nicht wie sonst auf dem Meer. Wir konnten auch keine Regatta segeln, um unser Niveau im Fleet zu überprüfen. Der internationale Vergleich fehlte somit komplett. Das heisst, wir hatten keine Ahnung, was wir in Vilamoura zu erwarten hatten, sprich, wie stark die Konkurrenz sein wird. Lange Zeit wussten wir auch nicht, ob die EM überhaupt stattfinden würde. Diese Ungewissheit, also nicht zu wissen, worauf man sich vorbereitet, war vor allem mental schwierig. Auch deshalb, weil dies meine letzte Regatta auf dem Laser 4.7 war.

Und was war in Vilamoura die grösste Herausforderung für Sie?
Wir Schweizer hatten das Glück, dass wir bis zur EM im Vergleich zu anderen viel segeln konnten. Aber wir wussten trotzdem nicht, was uns an der EM erwartet; die EM selbst war quasi unsere Standortbestimmung für die EM. Ich bin mit hohen Erwartungen gestartet und konnte sie nicht von Anfang an umsetzen. Dieser Druck, den ich mir in der ganzen Vorbereitung und den ersten Tagen selber gemacht habe, war definitiv eine Herausforderung!

Wie geht es nun weiter in Sachen Segelsport?
Da ist noch viel offen. Es geht weiter auf dem Laser Radial, ab sofort … Hoffentlich können wir Ende Oktober die Radial Youth EM in Hyères segeln. Aber das bestimmt wohl auch wieder Covid-19.

SWISS SAILING, DIANA FÄH MOSIMANN


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote