Alberto Lysy musikalischer Leiter, nicht Gründer

  25.09.2020 Leserbriefe

Der Hinweis im Pressebulletin im «Anzeiger von Saanen» zur 1. Alberto Lysy International Violin Competition dieser Tage im Kirchgemeindehaus Gstaad, dass Alberto Lysy 1977 die renommierte International Music Academy IMMA gründete, verlangt eine Präzisierung: Dokumente und Presseberichte von 1977 erläutern die Tatsache, wie vor 40 Jahren die bedeutende Institution IMMA vom Festivalmentor und Musikpädagogen Yehudi Menuhin nach Gstaad gebracht wurde.

Am 13. März 1977 wurden einige Musikfreunde durch Yehudi Menuhin mit seinen Zielen einer internationalen Musikschule konfrontiert. Er schwärmte ausführlich von einer grenzüberschreitenden Begegnung junger Musiker verschiedenster Länder und Kulturen, die in einer herrlichen Berglandschaft ihre Weiterbildung erhalten sollten. Das Saanenland könnte damit ein hochkarätiges Streicherensemble bekommen. Dieses Ensemble unter Menuhins Schüler und Meister Alberto Lysy, aus der Camerata Bariloche in Argentinien hervorgegangen und Orchester der damaligen königlichen Akademie im niederländischen Breukelen-Laren NL, musste gemäss Brief des Managers Richard H. Joyce vom 29. April auf Ende Juni 1977 aus finanziellen Gründen ihre Aktivitäten aufgeben. Menuhin wollte mit dem Wechsel nach Saanen diese junge Akademie retten und wählte seinen jungen Schüler Alberto Lysy zum musikalischen Leiter – eine wunderbare, sehr erfolgreiche Wahl.

Trotz eines Budgets von gegen 200’000 Franken wagte man bereits an der zweiten Besprechung vom 17. April den Schritt zur Gründung, freute sich Ende Mai über die Unterstützung durch den Gemeinderat Saanen unter Dr. Hans Sollberger, der zusammen mit Pfarrer James Karnusian und dem damaligen Festivalpräsidenten Dr. Rolf Steiger zu den treibenden Kräften dieser jungen Institution wurde. Dr. Sollberger war bereit, mit viel Engagement das Präsidium der Stiftung zu übernehmen. Warnende Stimmen und zeitraubende Abklärungen geboten Vorsicht im Vorgehen, obschon der Meister immer drängte. Mutig wurde im Saanenland gehandelt: Eine Spende der Familie Leifheit für Kulturprojekte ermöglichte am 3. Oktober 1977 die Errichtung der Stiftung «Internationale Menuhin Musik Akademie» mit Sitz in der Gemeinde Saanen. Der Regierungsrat setzte diese Stiftung unter Aufsicht der Erziehungsdirektion des Kantons Bern. Glücklich konnte der Patronats-Ehrenpräsident Yehudi Menuhin schon im August in einem Brief seinen Freunden die bevorstehende Gründung melden und zu einem feierlichen Gründungskonzert am 21. August 1977 in die Kirche Saanen einladen. Das Konzert wurde zu einem Meilenstein der Saanen Musikgeschichte und hat in der Presse enormes Echo ausgelöst: Die IMMA hat im Saanenland eine neue Heimat gefunden, die Camerata Lysy konnte ihre Aufgabe als musikalische Botschafterin unserer Region beginnen.

ROLF STEIGER, MENUHIN CENTER SAANEN


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