Lagerhütte wird zu Schutzhütte

  15.09.2020 Schönried

Die Mountain View AG und Gstaad Saanenland Tourismus planen auf dem Rellerli, oder genauer gesagt auf dem Hugeli, eine Schutzhütte. Sie ersetzt ein technisches Gebäude des ehemaligen Skilifts.

BLANCA BURRI
«Das heutige Gebäude auf dem Hugeli steht seit Längerem leer», sagt Michel Zysset von Gstaad Saanenland Tourismus (GST) auf Anfrage. Deshalb soll dieser ehemalige Technik- und Lagerraum des Skilifts Hugeli umgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Finanziert wird das Projekt von der Mountain View AG.

Hütte für die Öffentlichkeit
Seitens GST ist Michel Zysset Ansprechpartner für die touristischen Projekte am Rellerli. Ein zentrales Projekt ist der präparierte Winterwanderweg Talstation Rellerli–Rosengarten–Grossi Vorschess–Hugeli–Rellerli–Talstation Rellerli, welcher für Gäste und Einheimische zur Verfügung stehen soll. Ebenfalls wurde die Feuerstelle bei der Grosse Vorschess auf 1600 Metern über Meer neu gestaltet. Nun wird ein weiteres Puzzleteil ausgearbeitet: eine heimelige Holzhütte für Wanderer, Biker, Schneeschuhläufer und Skitourengänger, die direkt am Wegnetzt liegt. Sie wird 5 Meter breit und 5,2 Meter lang und besteht aus einem einzelnen beheizten Raum sowie sanitären Anlagen.

Der Gastraum verfügt über eine lange Sitzbank, zwei Holztische sowie ein «Potaschi» (Küchenofen mit Holzfeuerung), fliessendes Wasser und Strom. Auch rund um die Hütte soll es Sitzgelegenheiten geben. «Ich habe hier oben oft Wanderer und Skitourengänger angetroffen, die auf den Bänken der heutigen Hütte verweilten. In Gesprächen haben sie eine Schutzhütte sehr begrüsst», sagt der Projektleiter. «Die Hütte passt zudem hervorragend ins Fonduelandkonzept», erklärt Michel Zysset.

Hohe Kosten
Wegen dem geplanten Wasseranschluss und dem Abwassertank werden sich die Kosten auf mehr als 100’000 Franken belaufen. Diese werden von der Mountain View AG getragen. Eine grössere Version der Schutzhütte scheiterte vor einem Jahr aufgrund von Einsprachen. Die Einsprachefrist für das neue Projekt läuft am 17. September 2020 aus.

Im Herbst oder nächsten Frühling
Wenn die Baubewilligung rechtzeitig eintrifft, ist der Bau der Hugeli-Hütte für diesen Herbst geplant. Somit könnten Winterwanderer, Skitourengänger und Schneeschuhwanderer bereits ab Dezember davon profitieren. Michel Zysset: «Sollte die Realisierung im Herbst nicht möglich sein, werden wir den Bau für die Sommersaison 2021 realisieren.»

Gute Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit der Mountain View AG bezeichnet Michel Zysset als sehr gut. Die Aktiengesellschaft sei bestrebt, das Rellerli mit dem dazugehörigen Erlebnisraum für alle Nutzer aufzuwerten, weshalb sie auch den Umbau der Feuerstelle Grossi Vorschess finanziell getragen habe. Den Unterhalt indessen wird durch GST übernommen. Dasselbe Vorgehen ist auch beim Umbau der Schutzhütte geplant.

Nicht nur Freunde
Das neue Projekt stösst nicht nur auf Gegenliebe: Der Schönrieder Martin Hefti stört sich daran, dass die Schutzhütte auf dem Hugeli und nicht auf dem Rellerli steht. Mit der Annahme des Sanierungspaketes der BDG vor fünf Jahren wurde die Bergstation Rellerli mit folgender Auflage verkauft: Die Käuferin, Mountain View AG, verpflichtete sich damals, auf dem Rellerli eine Buvette einzurichten. Martin Hefti befürchtet nun, dass die Mountain View AG diese Bedingung abarbeiten möchte. «Das Hugeli ist aber nicht das Rellerli», betont er.

Wenn die Buvette auf dem Hugeli gebaut werde, müsse das Geschäft aus seiner Sicht noch einmal vors Volk. Darauf angesprochen schreibt die Mountain View AG: «Wir haben das Projekt den Freunden des Rellerlis vorgestellt. Sie haben ihre Unterstützung für das elegante und diskrete Gebäude zugesichert.»

Gipfel ohne Schutzhütte?
Zudem findet Martin Hefti, dass es nicht auf jedem Berg eine Schutzhütte brauche, das sei eine Verschandelung der Natur, denn heute suchten viele Bergliebhaber naturbelassene Gipfel. Lieber wäre Hefti, wenn stattdessen ein Schürli auf dem Weg zum Rellerli ausgebaut würde, das von der Landwirtschaft nicht mehr gebraucht wird. Hierzu sagt Michel Zysset, dass GST immer offen für neue Ideen sei. Da das Rellerli ein viel begangener Berg sei und sich die bisherige Hütte optimal als neue Schutzhütte eigne, halte er in diesem Fall aber am bisherigen Konzept fest. «Ich finde es genau wie viele andere Berggänger sympathisch, auf dem Berggipfel die Wasserflasche aufzufüllen, die Toilette zu benutzen und auf einer Bank auszuruhen oder am Abend ein feines Fondue zu geniessen – natürlich aus einer der lokalen Molkereien», sagt er. Er betont die Notwendigkeit der Bewirtschaftung und nachhaltigen Entwicklung des Rellerlis: «Sobald viele Menschen denselben Weg begehen, ist es wichtig, dass wir eine gewisse Infrastruktur zur Verfügung stellen und so unterhalten, damit die gewünschte Qualität gewährleistet wird.» Dazu gehört auch das Wegnetz, welches entsprechend gepflegt und wo nötig optimiert werden muss.

Inspiriert wurde er vom Bergrestaurant Cabane Mont Chevreuil oberhalb von Les Moulins, das von Skitourengängern gerne und oft besucht wird.

 


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