Das «Weisse Kreuz» wird «Zur Sau» gemacht

  09.10.2020 Landwirtschaft, Tourismus, Abländschen

Das Hotel Bernerhof Gstaad übernimmt im kommenden Sommer das «Weisse Kreuz» in Abländschen und führt es unter dem neuen Namen «Zur Sau». Im Sinne von Agrotourismus soll Abländschen ein grosser Mehrwert gebracht werden – und letztlich dem ganzen Saanenland.

KEREM S. MAURER
Kartoffeln, Rohmilch Raclettekäse, Perlhühner und Roggen wurden in jüngster Vergangenheit in Abländschen erfolgreich angebaut und gezüchtet. Aus dem Roggen sollen Brote und Teigwaren hergestellt werden. «Auf unserer Speisekarte haben wir bereits Abländschner Kartoffeln und Raclettekäse aus Rohmilch», sagt Thomas Frei, Hotelier im Bernerhof Gstaad und Mitinitiant der Idee des Agrotourismus. Für ihn ist der Spruch «aus der Region, für die Region» kein Lippenbekenntnis, sondern schon lange gelebte Tradition. Er betont, dass lokale oder mindestens einheimische Produkte für ihn schon lange ein Muss sind. «100 Prozent Schweizer Produkte zu verarbeiten, geht leider nur schon wegen des Pfeffers nicht. Aber wir sind bereits bei über 80 Prozent!»

Gutes Klima
Für Kartoffeln scheint Abländschen das ideale Klima zu haben. In diesem Jahr wurde bereits die zweite Ernte eingefahren. Mit hervorragendem Ertrag. «Wir haben 420 Kilogramm Kartoffeln gepflanzt und 4,2 Tonnen geerntet. Das hat sämtliche Erwartungen übertroffen», freut sich Frei. Doch nicht nur das. Roggen gedeihe ebenso prächtig und auch den Perlhühnern scheint es zu gefallen. «Mit dem Anbau wollen wir die Wertschöpfung in Abländschen steigern, die Abwanderung stoppen und den Tourismus fördern», erklärt der engagierte Hotelier und berichtet, dass die Abländschner Bauern hinter der Aktion stünden. Alle? «Ja, es sind ja nur drei.»

Besserer Milchpreis
Ähnlich wie in einer Bäuertversammlung, zu der alle 38 Einwohnenden von Abländschen plus einige Gäste erschienen waren, erläuterten Projektleiter Hans Peter Reust und Thomas Frei ihre Ideen, die letztlich auch den Landwirten zugutekommen. «Wir bezahlen den Bauern einen fairen Milchpreis, damit auch sie einen Mehrwert haben», sagt Frei und betont, dass nun alle drei Bauern ihnen ihre Milch für die Herstellung von Rohmilch-Raclettekäse verkaufen. Diese Preispolitik verteuere zwar den Raclettekäse und den Schnittkäse, der daraus hergestellt werde, sei es aber Wert.

Agrotourismus
Eigentlich hätte das «Weisse Kreuz» in Abländschen schon in diesem Jahr übernommen werden sollen, doch Corona hat die Plane verzögert. Wenn man von Übernahme spricht, ist gemeint, dass der Bernerhof das «Weisse Kreuz» pachtet, die aktuellen Besitzverhältnisse werden nicht verändert. Mit dieser Übernahme landet der Bernerhof ein weiterer Coup: Agrotourimsus. Das bedeutet, dass die Hotelgäste beim Pflanzen oder Ernten von Kartoffeln behilflich sein können. «Das Konzept ist simpel: Tourismus plus Landwirtschaft gleich Agrotourismus», erklärt Thomas Frei. Doch es bedeutet auch, dass Gäste des Bernerhofs zum Beispiel nach Abländschen wandern, dort im Hotel, das ab der Übernahme den klingenden Namen «Zur Sau» tragen wird, übernachten und am nächsten Tag beispielsweise mit Bikes zurück nach Gstaad fahren können. Nur für Bernerhof-Gäste? Nein, auch andere Gäste sollen die Angebote nutzen können, erklärt Frei. So habe The Alpina Gstaad bereits Interesse an einer Zusammenarbeit angemeldet. Weitere dürften folgen.

Auswirkungen fürs Saanenland
Doch damit noch nicht genug, die Ideen gehen weiter. So sei auch eine Internetplattform angedacht, auf der einheimische Produzenten ihre Produkte anbieten können, erklärt Thomas Frei. Das Kriterium hierfür soll allerdings eine lückenlose, lokale Herkunftsrückverfolgbarkeit der Produkte sein. So sollen einheimische Erzeugnisse, bei denen auch die korrekte Tierhaltung eine grosse Rolle spielt, verstärkt gefördert werden.


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