Der Corona-Massnahmen müde?

  30.10.2020 Coronavirus, Gesellschaft

Schon seit März begleiten uns einschränkende Corona-Massnahmen – jetzt spitzten sich diese noch einmal zu. Einheimische und Gäste haben uns am Mittwoch verraten, was sie darüber denken.

Komponistin Denise Fournier (DS) mit ihrer Kollegin (K) aus dem Kanton Bern sehen ihre Arbeitstätigkeit eingeschränkt.

Wie hat sich Ihr Alltag durch die Massnahmen verändert?
K: Ich benütze seltener öffentliche Verkehrsmittel, trage Masken und treffe weniger Leute.
DS: Ich merke, dass weniger Konzerte stattfinden und es deshalb weniger Stellen für Komponistinnen wie mich gibt. Meine Stücke werden seltener aufgeführt. Ausserdem ist es einfach nicht möglich, jetzt mit einem Chor oder einem Blasorchester zu arbeiten.

Die Massnahmen schränken uns jetzt schon lange ein. Sind Sie schon müde, diese zu befolgen?
K: Ich denke, die Situation ist sehr ernst. Wir dürfen nicht müde werden, man muss wirklich aufpassen und das ernst nehmen.
DS: Das sehe ich gleich. Es ist schade, aber was will man machen?

Können Sie die Vorschriften privat gleich gut befolgen wie im öffentlichen Leben? 
K: Die Massnahmen im Privatleben einzuhalten ist schon ein bisschen schwierig. Es kommt schon vor, dass man es nicht schafft.


Anonym, Schönried, begegnet den Massnahmen mit Unverständnis.

Welchen Einfluss haben die Coronamassnahmen auf Ihren Alltag?
Ich konnte meine beste Freundin, welche ich selten sehe, nicht treffen: Sie musste trotz eines negativen Testergebnisses in Quarantäne. Ich leide nicht so sehr wie andere unter den Massnahmen, aber sie nehmen mir die Lust, überhaupt am Gesellschaftsleben teilzunehmen. Oft höre ich, dass die Menschen nicht vor dem Virus Angst haben, sondern vor den Bussen und Beschlüssen der Regierung … Das zeigt mir, dass die Bevölkerung dieser Regierung nicht mehr glaubt, sondern einfach nicht bestraft werden will dafür, dass sie ihr Leben lebt.

Halten Sie sich denn konsequent an die Vorschriften?
Ganz ehrlich: Nein. Ich trage die Maske, wo es Vorschrift ist, ja – aber nicht, weil ich dahinter stehe, sondern weil ich keine Busse kassieren will. Ich desinfiziere nur dann, wenn es kontrolliert wird.

Das bedeutet, dass Sie von den Massnahmen nicht viel halten?
Nein, ich halte sie für absoluten Schwachsinn. Die Zahlen zeigen, dass es bei Arbeitstätigen unter 50 praktische keine Todesfälle gibt – auch nicht viele Schwererkrankte. Die Angst, die sich unnötig verbreitet, macht mich wütend. Was diese Panikmache für psychische Schäden auslösen wird, darüber redet keiner! Keiner redet darüber, sein Immunsystem zu stärken, statt sich zu isolieren. Ja, ich bin dafür, dass Risikogruppen geschützt werden, aber das ist auch alles. Ich vertraue der Regierung nicht mehr, da sie mal dies sagt und mal das. Man spricht immer von einem rapiden Anstieg der Ansteckungen, aber hat man berücksichtigt, dass sich im Sommer viel weniger Leute haben testen lassen, was bedeuten könnte, dass gar kein Anstieg stattfand? Hat jemand schon einmal an den Placeboeffekt gedacht? Im Herbst sind Symptome wie Husten oder eine laufende Nase ganz normal, sie müssen nicht vom Virus kommen. Solange die Regierung Krankenhäusern Geld gibt für Corona-Tote, glaube ich keiner Statistik. Es macht einen massiven Unterschied, ob jemand an oder mit Corona stirbt! Meine Meinung ist, dass die Leben, die «vielleicht» gerettet werden, nicht den wirtschaftlichen Schaden aufwiegen können. Was ist mit all den Leuten, die ihre Jobs und die Firma verlieren, die eine Familie ernähren sollten – und all jenen, welche eine schwere psychische Erkrankung davontragen? Ich habe mein Vertrauen in die Regierung verloren, denn Angst ist ein grausames Mittel. Die Wahrheit wird zu stark vertuscht und verwässert durch Fehlinterpretation der Zahlen und Fakten.


Monika (MB) und Fritz Berger (FB) aus Langnau, Bern, sowie Kurt Stöcklin (KS) aus dem Baselbiet unterstützen die Entscheide des Bundesrats.

Inwiefern beeinflussen die Corona-Massnahmen Ihren Alltag?
FB
: Ich habe seit Mitte März Homeoffice. Da ich in der Informatikbranche tätig bin, ist dies zwar gut machbar, aber dennoch schwierig – die Kommunikation ist beispielsweise manchmal nicht so einfach.
MB: Ich arbeite in einem kleinen Büro und kann deshalb noch vor Ort sein. Und in der Freizeit finden Fitnesskurse seit dieser Woche nicht mehr statt – ausserdem ist die Maskenpflicht überall präsent, da muss man sich manchmal an der Nase nehmen. Unsere persönlichen Kontakte haben wir auf ein Minimum eingeschränkt und haben praktisch nur familiären Kontakt.
KS: Ich war schon zuvor pensioniert und bin es noch immer, von dem her betrifft mich das nicht so sehr. Ich gehe oft spazieren. Im Sommer habe ich öfter mit meinen Kollegen zu Mittag gegessen, doch jetzt bin ich wieder zurückhaltend. Ich finde jedenfalls, der Bundesrat macht es gut. Für die Jungen ist es jedoch schwierig. Wir Erwachsene hatten vieles, worauf sie jetzt verzichten müssen. Aber ich persönlich kann gut damit leben.

In diesem Fall stehen Sie hinter diesen Einschränkungen?
MB:
Ja. Schlussendlich müssen wir Respekt haben vor Corona. Für mich ist es keine normale Grippe. Ich habe zwar keine Panik, doch mit kleinen Massnahmen helfe ich dabei, es einzudämmen – nur schon, indem ich eine Maske trage. Im Gesundheitswesen tun sie dies den ganzen Tag über, und davon wird kaum gesprochen. Der Nachteil ist aber der Müll, der entsteht, weil die Masken nicht richtig entsorgt, sondern einfach weggeworfen werden.
FB: Genau, darin müssen wir uns bessern! Übrigens finde ich, das Ganze hat auch sein Gutes: Es ist schön, dass wir mit der Zeit begonnen haben, mehr in Hoflädeli einzukaufen. Der Fokus liegt mehr auf Regionalem, Lokalem, das ist schön.

Sind Sie noch nicht müde, diese Massnahmen einzuhalten?
MB:
Nein. Wir stehen erst am Anfang. Wir sollten uns einfach reinschicken und alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir haben ja auch Verantwortung: Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn ich jemanden anstecken würde, nur weil ich das Gefühl hatte, auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen zu müssen. Gerade meine Eltern sind schon alt.


Anonym, Gstaad, empfindet die Vorschriften als Panikmache.

Wie wirken sich die Corona-Massnahmen auf Ihren Alltag aus?
Die Meinungs-, Reise- und Versammlungsfreiheit ist eingeschränkt. Seit über einem halben Jahr gilt nur noch eine Meinung und alle anderen werden als Verschwörungstheorien abgetan. Es gibt keine freie Diskussion mehr – ja, es herrscht Oberflächlichkeit.

Sind die Vorschriften also nicht gerechtfertigt aus Ihrer Sicht?
Nein. Wider besseren Wissens bezüglich des Verhaltens des Virus und der Dysfunktionalität des PCR-Tests wird an einschneidenden Massnahmen festgehalten! Es werden keine Fakten und Daten akzeptiert, stattdessen werden Expertenmeinungen totgeschwiegen und als Verschwörungstheoretiker abgetan, es herrscht keine Diskussion. Seit diesen Massnahmen erleben wir eine Panikmache, die mir zeigt, dass der Bund nicht an unserem Wohlbefinden interessiert ist.


Die Schülerinnen Leijla Isakovic (LI) aus Schönried und Loreta Luma (LL) aus Gstaad geben sich Mühe, die Massnahmen durchzuziehen.

Inwiefern beeinflussen Corona-Massnahmen euren Alltag?
LI
: Man muss immer darauf achten, eine Maske dabei zu haben. Und ich mache eigentlich fünfmal die Woche Kampfsport, zweimal Karate und dreimal Kickboxen – das geht jetzt nicht mehr und fehlt mir.
LL: Ich kann nicht mehr in einen Laden gehen, wenn ich meine Maske vergessen habe. Darum muss man dann nach Hause gehen, um sie zu holen. Auch in der Schule müssen wir jetzt Masken tragen – und wenn man mal vorlesen muss, wird das stickig. Man darf sie nie abnehmen, nur zum Trinken und Essen. Das ist schon doof. Aber wenns hilft ...

Habt ihr denn das Gefühl, dass diese Massnahmen helfen und dass sie gerechtfertigt sind?
LI:
Wir hoffen es einfach. Deshalb machen wir auch alles und versuchen, es durchzuziehen.
LL: Ja, wir sind bereit, den Massnahmen Folge zu leisten, wenn das hilft.

Haltet ihr die Vorschriften im Privatleben gleich konsequent ein wie im öffentlichen Leben?
LI:
Manchmal vergisst man es einfach und schon ist man wieder näher zusammen. Aber sobald es einem einfällt, versucht man, sich beispielsweise nicht zu umarmen. Andererseits: Wenn dich jemand umarmen will, kannst du ihn irgendwie auch nicht einfach abweisen.
LL: Ja, ich finde es extrem schade, dass es Alltag geworden ist, sich nicht mehr zu umarmen. Das fehlt.


Einem Ehepaar aus Wetzikon, Zürich, ist es wichtig, andere zu schützen.

Inwiefern beeinflussen die Corona-Massnahmen Ihren Alltag?
Er
: Ich arbeite bei der Rega in Schlieren, beruflich stellen wir ab nächstem Wochenende auf Homeoffice um. Ansonsten sind wir nicht so stark betroffen von den Massnahmen.
Sie: Man trifft nicht mehr so viele Menschen – höchstens den Familienkreis und vielleicht, zwei, drei gute Freunde. Das hat sich verändert. Ich arbeite an einer Schule und muss immer eine Maske tragen. Das Schwierigste ist, dass man zu den Kindern Abstand halten muss.
Er: Und allgemein fehlt die zwischenmenschliche Beziehung etwas. Man geht nicht mehr einfach schnell auf ein Feierabendbier raus.

Sind diese Einschränkungen aus Ihrer Sicht gerechtfertigt? Er: Ich finde schon.
Sie: Ja. Man fühlt sich dann auch sicherer, wenn man weiss, dass alle sich an die Richtlinien halten.
Er: Ich finde, es gibt einen sozialen Gedanken bei dem Ganzen. Wir schützen jene Leute, welche anfälliger sind und ein nicht so starkes Immunsystem haben. Deshalb finde ich die Massnahmen gut. Damit schütze ich beispielsweise meine Eltern, welche schon älter sind.

Sind für Sie auch noch stärkere Einschränkungen der Freiheit gerechtfertigt?
Sie:
Ich denke schon, dass diese gerechtfertigt wären. Dabei gibt es jedoch das Problem für die Wirtschaft – dort kann es Menschen ans Existenzminimum treiben. Für uns als Privatpersonen ist das Einhalten der Massnahmen kein Thema. Doch für die Wirtschaft wird es schwierig werden.
Er: Ich wünsche mir, dass wir deshalb unsere Wirtschaft unterstützen und lokal Ferien verbringen sowie lokale Produkte kaufen.


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