Die Initianten setzen ein Zeichen

  06.10.2020 Interview

Zu den Initianten von «Die Schweiz fährt Ski!» gehören Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG AG, Lorenz Furrer, Managing Partner und einer der Gründer der Kommunikationsfirma furrerhugi sowie Zweitwohnungsbesitzer im Saanenland, und Andrea Scherz, Besitzer und General Manager des Gstaad Palace. Sie sagen, wie die Initiative zustande kam.

BLANCA BURRI

Lorenz Furrer, wie kam die private Initiative «Die Schweiz fährt Ski!» zustande?
Buchstäblich «bierselig». Ich habe mich mit Andrea Scherz, dann mit Mattias In-Albon und Flurin Riedi in privater Runde über die Herausforderungen in Corona-Zeiten unterhalten. Wir waren alle rasch der Meinung, dass man etwas machen müsse und haben so die Idee dieser Kampagne entwickelt. Jeder ging wieder seines Weges und hat ein paar Telefonate gemacht. Danach war schnell klar, dass wir mit dieser Idee viele offene Türen einrennen würden.

Was war Ihre persönliche Motivation mitzuhelfen?
Zweierlei: Zum einen bin ich selber begeisterter Skifahrer und riesengrosser Saanenland-Fan. Zum anderen habe ich rasch festgestellt, dass wir in erster Linie eine kommunikative Herausforderung haben: Wir müssen informieren, Sicherheit vermitteln und motivieren. Das habe ich auch aus methodischer Sicht als sehr spannend empfunden.

Die Bergbahnen haben vom Bundesrat lange ein Bekenntnis zur heurigen Wintersaison erwartet. Vor allem, nachdem Sebastian Kurz erklärt hatte, dass sie in Österreich stattfindet. Weshalb hat der Bundesrat so lange gezögert?
Der Bundesrat und insbesondere auch der Gesundheitsminister haben einen Herkulesjob zu bewältigen und haben es bislang sehr gut gemacht. Dass der österreichische Kanzler sagt «Wintertourismus und Skifahren wird in Österreichmöglich sein» – dies ein paar Tage, nachdem Alain Berset die Idee in den Raum gestellt hatte, eben diesen Skitourismus europaweit zu koordinieren – ist politisch «bad luck». Die kommunikative Wirkung ist aber in erster Linie durch diese Konstellation entstanden, nicht weil Alain Berset gegen die Bergbahnen wäre, ich weiss das – auch wenn ihn die Berner Oberländer am Anfang des Lockdowns noch verärgert haben (lacht).

Was hat Guy Parmelin bewegt, eine positive Botschaft für die Wintersaison auszusenden?
Guy Parmelin ist Tourismus- und Wirtschaftsminister; er weiss genau, was auf dem Spiel steht. Er hat auch rasch begriffen, dass diese «Corona-Massnahme» eine der ganz wenigen ist, welche den Bundesrat nichts kostet. Es würde garantiert mehr kosten, wenn wir die Kampagne nicht machen würden.

Matthias In-Albon, was erhoffen Sie sich von der privaten Initiative «Die Schweiz fährt Ski!»?
Die allermeisten Feriendestinationen haben in der laufenden Sommersaison bewiesen, dass sie mit der schwierigen Corona-Situation umgehen können. Sie haben mit Schutzkonzepten und angepassten Angeboten vor allem den Gästen aus der Schweiz viel geboten und damit auch einen Beitrag zur eigenen Existenzsicherung geleistet. Damit das auch in der kommenden Wintersaison so funktioniert, müssen nun deutliche und positive Signale in die Schweiz, aber auch ins Ausland gesendet werden. Die Initiative will ein klares Zeichen setzen, dass der Wintersport stattfindet, will Planungssicherheit bei den Destinationen und Touristen schaffen, will kommunizieren, dass die Wintersportorte vorbereitet sind.

Was sind die Botschaften der Initiative?
Wir haben vier Grundbotschaften. Erstens, dass ein funktionierender Wintertourismus für die Bergregionen elementar ist. Zweitens, dass die Bergbahnen sämtliche Massnahmen in Bezug auf Corona getroffen haben und drittens, dass der Wintersport stattfinden wird. Abschliessend viertens, dass die Wintertouristen mit Sicherheit planen und buchen können.

Welche Auflagen hat der Bundesrat oder der Kanton gegenüber den Bergbahnen erlassen?
Der Bundesrat hat für den öffentlichen Verkehr ab 6. Juli 2020 die Maskenpflicht erlassen. Diese Massnahme muss in den geschlossenen Fahrzeugen der Seilbahnen ebenfalls angewendet werden. Ausgenommen davon sind Sesselbahnen und Skilifte. Allgemein werden diese Schutzmassnahmen solange dauern, wie der Bundesrat und die Kantone sie in der besonderen Lage für die touristischen Betriebe erlassen haben und aufrechterhalten. Das Schutzkonzept der Bergbahnen lehnt sich an das Schutzkonzept ÖV an.

Wer ist für die Umsetzung und Kontrolle der Schutzkonzepte verantwortlich?
Hauptverantwortlich für die Umsetzung der Schutzkonzepte ist jeder Betrieb selber. Weder Bund noch Kantone genehmigen sie für einzelne Unternehmen. Die Aufsicht über die Umsetzung der Schutzkonzepte sowie Kontrollen obliegen den Kantonen.

Zählen die Bergbahnen aus der Sicht des Bundes zum ÖV?
Wir sind Bahnbetreiber für Ausflugsund Freizeitaktivitäten und gehören zum touristischen Verkehr; wir sind eine Erweiterung des öffentlichen Verkehrs. Für uns soll auch im Winter das bewährte Schutzkonzept vom Verband ÖV Schweiz gelten.

Sind Sie für die nächste Wintersaison gerüstet?
Ich denke ja. Der Schneesport findet im Freien statt. Die Platzverhältnisse sind vorhanden und das Übertragungsrisiko im Freien ist nach heutigem Erkenntnisstand viel kleiner als in Räumen. Massnahmen sind nur dort zu treffen, wo Massierungen von Personen auftreten. Es ist mir wichtig, die volkswirtschaftliche Wichtigkeit des Winters zu nennen. Der Winter ist die Haupteinnahmequelle der Schweizer Bergdestinationen und deren Einwohner. Wir erhalten damit Wirtschafts- und Lebensräume.

Andrea Scherz, wie ist der Stand der Buchungen für die Wintersaison?
Per 1. Oktober 2020 ist der Buchungsstand um 70 Prozent tiefer verglichen zum Vorjahr.

Wenn die Bergbahnen im Winter nicht fahren könnten, was würde das für die Hotellerie bedeuten?
Das wäre natürlich der ultimative Schicksalsschlag der Wintersaison. Bekanntlich ist die Schweiz eine Skination. Wenn diese Gäste nicht Ski fahren können, werden sie grösstenteils auch nicht nach Gstaad kommen. Wir rechnen zudem damit, dass uns viele der internationalen Gäste aufgrund diverser Reisebeschränkungen nicht besuchen können. Sicherlich wird der Schweizer Anteil der Gäste wie auch schon diesen Sommer höher ausfallen.

Was können die Hotellerie und die Gastronomie beitragen, damit die Destination kein Covid-19-Hotspot wird?
Das Palace wird diesen Winter den Nachtclub Greengo nicht eröffnen und wir werden auch die Anzahl der Gäste in unseren Bars limitieren. Wir bitten auch unsere Mitarbeiter, keine privaten Partys auf engem Raum zu organisieren, und wir empfehlen ebenfalls von Feierlichkeiten, die nicht im freien stattfinden, fernzubleiben. Selbstverständlich ist es auch wichtig, dass die Guidelines vom BAG rigoros befolgt und eingehalten werden.

 


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