Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann

  27.11.2020 Region, Saanenland, Verkehr

Ab 13. Dezember ändert der Fahrplan der Montreux-Berner Oberland-Bahn (MOB). Die Bahn prophezeit «erhebliche Verbesserungen des Angebots». Dahinter steht ein langwieriger Prozess.

KEREM S. MAURER
Laut einer Mitteilung der MOB gibt es ab dem 13. Dezember eine «deutliche Ausweitung» des Angebots. Zu den Verbesserungen gehören ein systematischer Taktfahrplan zwischen Montreux und Zweisimmen sowie ein Halbstundentakt zwischen Montreux und Les Avants sowie zwischen Zweisimmen und Gstaad.

Stündliche Verbindung zwischen Montreux und Zweisimmen
Erstmalig führt die MOB-Linie einen systemischen Taktfahrplan ein zwischen Montreux und Zweisimmen. Die Züge werden stündlich um 50 Minuten nach in Montreux abfahren und um 2 Minuten nach in Zweisimmen. In Château-d’Oex fahren die Züge, gemäss dem neuen Fahrbahn in beide Richtungen jeweils zur vollen Stunde.

Der Pendelzug zwischen Montreux und Les Avants wird einmal pro Stunde hin- und herfahren. Zusammen mit der stündlichen Anbindung zwischen Montreux und Zweisimmen bedeutet dies, dass zwei Züge pro Stunde auf diesem Streckenabschnitt verkehren werden.

Der andere, stark frequentierte Bereich der Linie zwischen Zweisimmen und Gstaad wird in Form eines nahezu ganztägigen Halbstundentakts profitieren.

Ab Sommer 2022 ergänzt zudem der Goldenpass Express mit täglich vier Verbindungen das Angebot. Er ist mit den üblichen Fahrausweisen auch für Pendler zugänglich.

Der regionale Fahrplan erscheint als Beilage im «Anzeiger von Saanen» vom 11. Dezember. Weitere Exemplare sind bei Müller Medien sowie bei Gstaad Saanenland Tourismus (GST) erhältlich.

Was ist mit Saanen?
Schaut man den neuen Fahrplan genau an, fällt auf, dass die Entlastungszüge, die um 7.30 Uhr (8.30 Uhr) von Zweisimmen her kommend und um 7.56 Uhr (8.56 Uhr) in Gstaad ankommen, nicht mehr weiterfahren bis Saanen und Rougemont, wie es bislang der Fall war. Dazu Jérôme Gachet, Mediensprecher der MOB: «Die Pendlerzüge werden zwischen Zweisimmen und Gstaad verkehren.» Der Kanton habe dies nach einer Bedarfsanalyse so entschieden. Tatsächlich sei Gstaad-Zweisimmen der verkehrsreichste abschnitt. «Für die anderen Haltestellen ist die Einführung eines systematischen Taktfahrplans ein grosser Vorteil.» Er weist darauf hin, dass die angesprochenen Zwischenstopps weiterhin gut bedient würden. «Zwischen Zweisimmen und Rougemont verkehren nach wie vor täglich 19 Züge in jede Richtung.» Ob es auch zu mehr Postautoverbindungen ab Saanen kommt, verneint PostAuto-Mediensprecher Urs Bloch: «In Saanen sind keine zusätzlichen Postautoverbindungen geplant. Jedoch haben die zusätzlichen Shuttlezüge von Zweisimmen nach Gstaad in Gstaad Anschluss an das Postauto Richtung Saanen.»

Warum Fahrplanänderungen?
Das Gewohnheitstier Mensch hätte am liebsten, wenn die Züge immer zur selben Zeit abfahren und ankommen. Warum also werden Fahrpläne gefühlt jedes Jahr geändert? Jérôme Gachet räumt ein, dass Fahrplanänderungen zwar nicht jährlich, aber heutzutage doch häufiger vorkommen als früher. Doch das seien gute Nachrichten, denn Fahrplanänderungen verbesserten die Gesamtsituation. Ein systemischer Taktfahrplan sei die beste Reaktion auf das Gewohnheitstier Mensch. «Das bedeutet, dass der Zug vom selben Ort immer zur gleichen Zeit abfährt», betont Gachet. Ausserdem habe die Erfahrung gezeigt, dass die Fahrgäste einen klaren Fahrplan einer Vielzahl von Zügen vorzögen. Deshalb versuche die MOB, die Abfahrtszeiten soweit als möglich regelmässig festzulegen. So haben man es in Château-d’Oex geschafft, einen Anschlussknoten zu schaffen: «In Château-d’Oex fahren die Züge um 1 Minute nach, also praktisch zur vollen Stunde in beiden Richtungen ab. Einfacher kann es nicht sein», ist Gachet überzeugt und ergänzt, dass sich die Fahrgäste üblicherweise sehr schnell an veränderte Abfahrtszeiten gewöhnen. In Zweisimmen beispielsweise fahren die Züge ab dem 13. Dezember um 2 Minuten nach ab, statt um 5 Minuten nach wie bisher.

Die Passagiere im Zentrum
Eine Fahrplanänderung ist laut Gachet immer eine sehr komplexe Sache, die als Chance gesehen werden soll – nicht als Hindernis. Die jeweils vorherrschende Frage sei, wie man den Bedürfnissen der Kunden am besten gerecht werden könne. Im Vorfeld jeder Fahrplanänderung stehen Gespräche mit den Kantonen, um deren Absichten zu erfahren. Denn diese bezahlen für ein neues Angebot und befinden letztendlich darüber. Viele Faktoren spielen bei einer Fahrplanänderung eine Rolle: Hinsichtlich des Kundenbedürfnisses stellt sich die Frage nach der Verhältnismässigkeit: Ist das Angebot zu gross oder zu gering? Wie entwickeln sich die Bedürfnisse in den nächsten Jahren? Wie hoch sind die Kosten? Braucht es mehr Personal, mehr Rollmaterial und was sind die logistischen Auswirkungen? «Wenn Sie zum Beispiel in Zweisimmen ein Element verändern, kann sich das Angebot in Montbovon verschlechtern», erklärt Gachet. Dazu kommen im Fall der MOB noch die Bedürfnisse der Touristen und Pendler, die es unter einen Hut zu bringen gelte. Hat man alles zusammen, wird ein Projekt ausgearbeitet und den Kantonen vorgelegt, die den endgültigen Entscheid treffen. Schliesslich wollen auch die Schulen gut bedient werden mit den Schulbussen, ohne dass die Kinder zu lange auf den nächsten Zug warten müssen und auch die Postautos müssen auf den neuen Fahrplan abgestimmt werden.


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