Verhaltener Optimismus im Baugewerbe

  03.11.2020 Coronavirus, Gewerbe

Die zweite Welle greift um sich und hat das Saanenland erreicht. Noch sind im Baugewerbe Quarantänefälle selten – aber es gibt sie.

KEREM S. MAURER
Noch ist das Baugewerbe nicht beunruhigt. Viel von der anfänglichen Angst, die während der ersten Corona-Welle im Frühling zu Auftragsrückgängen geführt hat, sei momentan noch nicht zu spüren, sagt Jonas Wanzenried, Präsident des hiesigen Gewerbevereins, auf Anfrage. «Nur wenn wir die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit BAG auf den Baustellen penibel einhalten, können wir verhindern, dass die Baustellen geschlossen werden», ist Wanzenried überzeugt.

Wenig Quarantänefälle
Sollten Mitarbeitende in Quarantäne gehen müssen, hätte dies – je nach Arbeiten, die sie zu erledigen haben – weitreichenden Einfluss auf den weiteren Bauverlauf. Man stelle sich vor, erklärt Wanzenried, ein Team – das für die Abdichtung eines Schwimmbades zuständig ist – wird nach einem positiven PCR-Test eines Teammitglieds in Quarantäne geschickt. Sämtliche Arbeiten, die erst nach erfolgter Abdichtung erledigt werden können, wie beispielsweise Strom- oder Plättlilegearbeiten, müssten entsprechend verschoben werden. Doch so weit ist es gemäss Wanzenried bislang noch nicht gekommen. Mitarbeitende im Baugewerbe, die covidbedingt in Quarantäne müssen, sind glücklicherweise im Saanenland noch selten. «Bis zum heutigen Zeitpunkt (stand Montag, 2. November) ist bei uns noch kein Angestellter positiv getestet worden», sagt Patrick Ryter, Geschäftsführer der Ryter Haustechnik AG in Saanen. Ähnliches vermeldet Christian Hauswirth, Co-Geschäftsführer bei B. Hauswirth GmbH Chaletbau in Gstaad. Anders dagegen Jürg Tschanz, Geschäftsführer bei Elektro Tschanz GmbH in Saanenmöser. Er bestätigt auf Anfrage, dass es in seinem Betrieb bereits im Frühling während der ersten Welle einen Quarantänefall gegeben hatte. Und aktuell im Oktober sei gar einer seiner Mitarbeitenden positiv auf das Coronavirus getestet worden. Doch die Auswirkungen für den Betrieb hielten sich in Grenzen. «Wir konnten den Ausfall des Mitarbeiters wie einen gewöhnlichen Krankheitsfall auffangen», so Jürg Tschanz. Für Einzelfirmen ist die Lage kaum einfacher – aber vielleicht anders, wie Rolf Bratschi, Schreiner in Gsteig, erzählt. Für ihn bringt das Corona-Jahr einige Umstellungen, weil beispielsweise Chaletgäste, die zu seinen Kunden zählen, wegen der Pandemie ihr Chalet nicht mehr verlassen, sondern die Sache im Saanenland «aussitzen». Dies führe dazu, dass er Aufträge verschieben muss, weil er nicht in den betreffenden Chalets arbeiten kann.

Massnahmen einhalten
Im Saaner Baugewerbe herrscht Einigkeit: Den Anordnungen des Bundesamtes für Gesundheit BAG sei Folge zu leisten – ohne wenn und aber. Wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, werden Masken getragen. Diese sorgen zwar nicht in jedem Fall für gute Stimmung, gibt Christian Hauswirth zu bedenken, doch da müsse man durch, schliesslich wolle niemand, dass die Baustellen geschlossen werden. Eine grosse Herausforderung sieht Patrick Ryter in der Konzentration von Angestellten verschiedener Firmen auf einer Baustelle. Er fordert, dass die geltenden Massnahmen zwingend eingehalten werden und betont, sie seien bestrebt, den Kanton bei seinem Unterfangen, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, zu unterstützen. Auch für Christian Hauswirth sind «die Massnahmen des Bundes zu hundert Prozent nachvollziehbar und nicht überrissen».

Kein Grund zur Sorge
Die Auftragsbücher im Baugewerbe sind laut Jonas Wanzenried gut gefüllt, die Angestellten sind beschäftigt. Vorausgesetzt, es läuft alles nach Plan, besteht kein Grund zur Sorge. Man geht allgemein davon aus, dass in diesem Fall alle anstehenden Arbeiten bis Ende Jahr fristgerecht ausgeführt sind. «In der Annahme, dass alle Arbeitnehmenden gesund bleiben, werden wir die Aufträge bis Ende Jahr erledigen können», ist Patrick Ryter überzeugt. Sollte jemand ausfallen, müssten andere Lösungen gesucht werden.


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